Dinslaken. Der Wahltermin im Februar sorgt für Parteienpräsenz an ungewöhnlicher Stelle: auf dem Weihnachtsmarkt. Und für ganz unweihnachtlichen Zank darüber.

Weihnachten ist die Zeit des Friedens und der Nächstenliebe. Es sei denn, es ist Wahlkampf. Der ungewöhnliche Termin für die Bundestagswahl im Februar sorgt in Dinslaken für Parteienpräsenz an ungewöhnlicher Stelle: auf dem Weihnachtsmarkt am Neutor. Und für ganz unweihnachtlichen Zank darüber.

Der Weihnachtsmarkt am Neutor hat keine eigenen Aussteller wie etwa in Duisburg. Es gibt Essen und Getränke - und dazu sogenannte „Wechselhütten“. Diese erfreuen sich in diesem Jahr ungeahnter Nachfrage. Denn diesmal haben die Parteien die Hütten für sich entdeckt. Die SPD etwa war in einer der Wechselhütten zugegen und ist es nochmals am Montag, 23. Dezember. Und auch die Grünen hatten einen Tag eine Holzhütte auf dem Weihnachtsmarkt.

Darum ist die FDP sauer

Das wiederum bringt die FDP auf die Palme. Denn die Liberalen haben keine Hütte bekommen. „Als jedoch auch die FDP sich aus dem Morgenland anschickte, die Weihnachtsbotschaft auf dem Weihnachtsmarkt unter das Volk zu bringen, wurde ihr dieser Wunsch schroff vom Statthalter des Weihnachtsmarktes abgelehnt. Es sei nicht genug Platz in dieser Herberge und außerdem komme es auf das Angebot an“, schreibt die FDP empört an die NRZ.

Die Liberalen unterstellen Sabotage. Denn die Vergabe der Wechselhütten wird von der Bürgerhilfe Dinslaken koordiniert. Und deren zweiter Vorsitzender Ingo Kramarek ist eben auch Ratsherr der UBV. Bei den anderen Parteien habe er „das nicht ganz so genau“ gesehen, ätzt Dennis Jegelka, zweiter Vorsitzender der FDP, und fragt: „Wird hier noch Gemeinschaft gefördert oder werden einzelne politische Gruppierungen bevorzugt?“

Der Weihnachtsmarkt an der Neutor-Galerie sei „seit jeher ein Ort der Begegnung und Gemeinschaft für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Umso wichtiger ist es, dass dieser Markt ein neutraler Raum bleibt, der allen politischen Gruppen die gleichen Chancen bietet – unabhängig von ihrer Zugehörigkeit“, fordert die FDP. Ein Weihnachtsmarkt, „der bestimmte Gruppen ausschließt, untergräbt das Prinzip der Gleichheit und den demokratischen Austausch, der unsere Stadt so lebenswert macht“.

„Der Weihnachtsmarkt sollte ein Ort sein, der die Vielfalt unserer Stadt widerspiegelt. Jede Fraktion und Partei, die Teil der politischen Landschaft Dinslakens ist, sollte die Möglichkeit erhalten, sich auf dem Weihnachtsmarkt zu präsentieren.“

Dennis Jegelka, 2. Vorsitzender der FDP Dinslaken

„Wir fordern daher eine klare Linie“, so die FDP weiter: „Der Weihnachtsmarkt sollte ein Ort sein, der die Vielfalt unserer Stadt widerspiegelt. Jede Fraktion und Partei, die Teil der politischen Landschaft Dinslakens ist, sollte die Möglichkeit erhalten, sich auf dem Weihnachtsmarkt zu präsentieren.“ Denn nur „durch gleiche Chancen für alle kann ein echtes Gemeinschaftsgefühl entstehen. Wir appellieren an die Verantwortlichen, dieses Prinzip künftig zu wahren – im Sinne von Fairness, Demokratie und Zusammenhalt.“

Das sagt die Bürgerhilfe

Ingo Kramarek stellt klar: Die Bürgerhilfe habe der FDP mitgeteilt, „dass wir keine Termine mehr frei haben und die Hütten alle bereits belegt sind. Alles andere sind falsche Behauptungen.“ SPD und Grüne seien „wohl schneller und vielleicht auch cleverer als die FDP“ gewesen. „Reine Wahlwerbung“ sei in den Hütten ohnehin nicht erlaubt. Beide Parteien hätten dort „ein weihnachtliches Angebot dargestellt“, sogar eine Spendenaktion für gemeinnützige Zwecke sei dabei gewesen. „Tolle Angebote“, wie die Bürgerhilfe fand. „Sicherlich ist so ein Stand nicht ohne Namensnennung zu bespielen“, ergänzt Ingo Kramarek. Und so sei der Schriftzug „SPD“ oder „Die Grünen“ immer auch „ein Stück Werbung für die Parteien“.

So sahen die Stände von SPD und Grünen aus

Am Stand der Grünen haben grüne Weihnachtselfen grünen Punsch, grün dekorierte Kekse und gespendete „wundersame Weihnachtswesen“ gegen Spenden ausgegeben, Bilder davon sind noch auf der Facebookseite der Grünen zu sehen. In der Hütte selbst hing ein großes Grünen-Banner. Wahlwerbung habe es aber nicht gegeben, versichert Niklas Graf, Sprecher der Grünen.

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Die SPD habe den Stand „weihnachtlich ausgekleidet“ und eine Fotoaktion angeboten, erklärt SPD-Stadtverbandsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat Simon Panke: „Wer wollte, konnte sich gratis per Sofortbild-Kamera eine personalisierte Weihnachtsgrußkarte erstellen lassen und auch direkt versandfertig machen.“ Darüber hinaus „gab es natürlich die Chance, mit der SPD und dem Bürgermeisterkandidaten einfach mal entspannt bei einem Glühwein ins Gespräch zu kommen“, so Simon Panke.

Und die FDP? Die werde nun „eben Unterschlupf im Stall bei dem Ochs und dem Esel suchen in dieser kalten Jahreszeit“, schreibt Dennis Jegelka. Vielleicht klappt es ja im kommenden Jahr.