Voerde. Wo liegt eigentlich Malta? „Im Mittelmeer“ ist nur eine von zwei richtigen Antworten. Wo der Ort in Voerde zu finden ist und warum er so heißt.
Palmen, Sonne, Sandstrände und Steueroase. Es gibt viele Assoziationen, die man hat, wenn man „Malta“ als Ortsnamen hört. Allerdings braucht man nicht unbedingt ein Boot oder ein Flugzeug, um nach Malta zu kommen. In Voerde geht das bequem mit dem Fahrrad, Auto oder sogar zu Fuß.
Denn Malta liegt nicht nur im Mittelmeer, sondern auch an der B8 in Voerde. Direkt neben dem Tenderingssee findet man auf einigen Karten der Stadt den Ortsnamen. Vor Ort hängt ein Schild mit der Aufschrift „Malta“ an einem Zaun. Eine schmale Einfahrt führt auf einen Hof. Autos stehen hier, Pferde sind zu sehen. Und wenn man an dem Haus klingelt, dass man an dieser Stelle findet, öffnet Bernd Lindenkamp die Türe.
Vom Bauernhof zur Mittelmeerinsel
Und kann erzählen, warum der ehemalige Bauernhof zwischen Voerde und Hünxe den Namen „Malta“ trägt. „Dazu gibt es gleich mehrere Geschichten“, verrät er. Eine davon hat einen Protagonisten, den man in der Region vor allem aus dem Theater kennt: der Graf von Heidelust. Das gleichnamige Theaterstück von Dr. Paul Schlichthaar ist hier allerdings nicht gemeint, sondern die historische Persönlichkeit, die Vorlage für das Stück war.
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Der Graf soll viel gereist sein. Als er von einer Italienreise zurückkehrte, führte sein Weg auch an dem alten Bauernhof vorbei. „Damals war die B8 noch ein Feldweg“, sagt Bernd Lindenkamp. Zu diesem Zeitpunkt war das Wasser an der Stelle wesentlich präsenter als heute. „Da stand alles voll Wasser, außer das Haus“, erzählt Lindenkamp. Der Anblick soll den Grafen dann zu dem Ausspruch „Das sieht ja aus, wie Malta“ gebracht haben. Und seit jeher hat der Hof seinen Namen. Belege gibt es für diese Geschichte allerdings nicht.
Welches Malta am Ende schöner ist
Die andere Variante hat Heimatforscher Walter Neuse aufgeschrieben. Auch sie hat mit Wasser zu tun: Um die Anlage trockenzulegen habe man rund um den Hof Gräben angelegt, sodass das Gebäude auf einer Art „Insel“ stand. Und die soll, in Erinnerung an die Mittelmeerinsel, den Namen „Malta“ erhalten haben. Erstmal urkundlich erwähnt wird dieser am 2. Juli 1851 im Taufregister des Kirchenbuches Götterswickerhamm. Denn an dem Tag wurde dem Maurer Wilhelm Bosserhoff ein Sohn „auf Malta“ geboren, wie Walter Neuse berichtet.
Bernd Lindenkamp wollte es allerdings irgendwann genauer wissen. Als ein guter Freund von ihm aus Voerdes Partnerstadt Alnwick nach Voerde anreiste, schmiedeten die beiden Freunde einen Plan: Sie wollten auf die bekannte Insel reisen. „Klein-Malta nach Groß-Malta“, nannten die beiden diesen Plan. Gesagt, getan. Für eine Woche reisten die beiden Freunde gemeinsam nach Malta. „Das hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit hier“, fasst Bernd Lindenkamp seine Erfahrungen zusammen. Mittlerweile lässt sich auch leicht vom einen ins andere Malta reisen. „Schließlich sind wir 2004 der EU beigetreten“, sagt Bernd Lindenkamp mit einem Lächeln im Gesicht.
Vier Generationen auf Malta aufgewachsen
Mittlerweile leben mit seinem Sohn und dessen Kindern die vierte und fünfte Generation der Familie Lindenkamp auf dem Hof. Sein Großvater Wilhelm hatte die Witwe des ehemaligen Hofpächters Bernhard Schürmann-Malta geheiratet. Dessen Vater wiederum hatte den Hof 1911 an die Thyssenschen Gas- und Wasserwerke in Hamborn verkauft. Ein Geschäft, das später der Familie Lindenkamp noch Probleme bereiten sollte. „Mein Vater hat sein Leben lang gekämpft, um den Hof hier kaufen zu können“, erzählt Bernd Lindenkamp.
„Mein Vater hat sein Leben lang gekämpft, um den Hof hier kaufen zu können.“
Ein Vorhaben, das am Ende allerdings erst Bernd Lindenkamp selbst in die Tat umsetzen konnte. Auch er musste erstmal den Kampf seines Vaters fortsetzen, wie aus Briefen hervorgeht, die er bis heute in Aktenordnern aufbewahrt. 1988 hatte er einen Brief an die Thyssen Vermögensverwaltungs GmbH geschrieben, die Verbindung seiner Familie zu dem Anwesen in einer kleinen Familienchronik aufgeschrieben und sein Kaufinteresse bekundet. Es dauerte allerdings noch weitere sechs Jahre, bis der Wunsch in Erfüllung ging: Nachdem seine Vorfahren und er den Hof fast 75 Jahre als Pächter bewirtschaftet hatten, durfte er 1994 endlich den ehemaligen Bauernhof kaufen. „Das war ein richtiger Bauernhof“, erinnert er sich. Danach baute er das Gebäude zehn Jahre lang um. Mittlerweile ist aus dem Bauernhaus ein Wohnhaus geworden.
Und so wohnt Bernd Lindenkamp jetzt da wo andere Urlaub machen, wie es gerne scherzhaft über Voerde heißt: auf Malta. Und für ihn ist „sein“ Malta mit Sicherheit schöner, als die rund 1800 Kilometer entfernte Insel im Mittelmeer.