Dinslaken. Die Palliativstation im Evangelischen Krankenhaus Dinslaken besteht seit zehn Jahren - und öffnete ihre Türen für alle Bürger.
Erstaunen und große Freude – „Himmel, sehen Sie gut aus“, begrüßten Pflegekräfte einen früheren Patienten auf der Palliativstation im Evangelischen Krankenhaus. Der strahlt zurück, während seine Frau scherzhaft meint: „Das hat ihn eine Pflegestufe gekostet.“
Dieses kleine Gespräch, zufällig mitbekommen, bestätigt die vorher getätigten Aussagen der Pflegeleiterin Vera Schwab. „Wir sind keine Sterbestation, kein Hospiz, wie oft angenommen. Der Aufenthalt auf unserer Palliativstation dient der Linderung von Symptomen schwerstkranker oder unheilbarer kranker Menschen sowie der Stabilisierung der Kranken und um ihnen eine bessere Lebensqualität zu schenken“, so die Krankenschwester. „Mit dem heutigen Tag der offenen Tür wollen wir Kranken und Angehörigen die Angst nehmen und ihnen zeigen, dass wir eine Zwischenstation für bessere Lebensqualität sind.“
- Die NRZ Dinslaken auf Whatsapp: Hier kostenlos den Kanal abonnieren
- Die NRZ Dinslaken auf Facebook: Hier kostenlos die Seite abonnieren
- Die NRZ Dinslaken auf Instagram: Hier kostenlos die Seite abonnieren
Seit zehn Jahren gibt es nun schon die Palliativstation im Evangelischen Krankenhaus. Grund genug, um dieses Ereignis gebührend zu feiern und mit Vorurteilen aufzuräumen. Denn mit dem Thema unheilbar krank zu sein, möchte man sich immer noch nicht so recht beschäftigen. Dabei sei das Thema wichtig - wichtig für die eigene Familie, wichtig für Freunde, so Standortleiter Andreas Neumann zu Beginn der Feierlichkeiten.
Eine Station mir besonderem Ambiente
Ins Krankenhaus möchte niemand eingeliefert werden. Das sei schon schlimm genug. Vor der Palliativstation hätten die meisten Menschen noch einmal verstärkt Angst, zeigten Zurückhaltung. Für viele sei diese Station gleichbedeutend mit dem letzten Ort ihres Lebens. Dem sei aber nicht so, versichert Vera Schwab. Im Gegenteil: Die Palliativstation sei eine Station mit einem besonderen Ambiente, mit einem besonderen Charakter. Hier soll sich der Patient wohlfühlen, hier soll er stabilisiert werden.
So sind die Patienten in Einzelzimmern mit eigenem Bad untergebracht. Auf der Station befinden sich außerdem eine Küche für Patienten und Angehörige, ein Wohlfühlbad mit Aroma- und Lichttherapie, ein nett eingerichtetes „Wohnzimmer“ mit jahreszeitlicher Deko und schönen Bildern an den Wänden, ansprechend und gemütlich. Nicht fehlen darf auch der Ruheraum, in dem Musik gehört oder gespielt werden kann. Die Musiktherapie beziehe die Emotionalität unmittelbar ein. Wo Worte fehlten, könne die Musik helfen.
Oft springt der Förderverein des Krankenhauses ein
Nicht alles in der Einrichtung wird von den Kassen getragen, vielfach springt der Förderverein des Krankenhauses ein. Wie kürzlich mit einem Therapiestuhl, auf den auch gelähmte Patienten gefahren werden können. „Sein Plus – der Stuhl kann wie eine Liege aufgeklappt werden, der Patient wird vom Bett auf den Stuhl geschoben, danach kann die Lehne wieder hochgeklappt werden und der Kranke ist endlich mobil“, erklärt Vera Schwab die Vorteile.
Das sind die Kapazitäten der Station
Zwölf Patienten und Patientinnen kann die Station aufnehmen. Je nach Schwere des Falles ist eine eins zu eins Betreuung möglich. „Jeder Patient wird auf seine ganz individuelle Art wahrgenommen und gepflegt und betreut“, so Schwab. Die Selbstpflegekompetenz und Autonomie der Patientinnen und Patienten sollen dabei gefördert und unterstützt werden. Angehörige würden aktiv in den Pflegeprozess eingebunden, denn das Ziel sei es ja, die kranken Menschen wieder in ihr eigenes Heim zu entlassen.
In der Regel verblieben die Patienten sieben bis 14 Tage auf der Palliativstation. Ein Daueraufenthalt ist nicht vorgesehen. Sollte eine Entlassung nach Hause und selbst in ein Hospiz nicht möglich sein, begleiteten die Pfleger und Pflerginnen die ihnen Anvertrauten jedoch auch in der letzten Lebensphase. Doch das sei die Ausnahme.
Fachübergreifend kümmern sich die verschiedensten Bereiche des Krankenhauses um die Kranken auf der Palliativstation: Psychologinnen und Psychologen, die Seelsorge, die Musiktherapeuten und -therapeutinnen, der Sozialdienst, die Physiotherapie und natürlich das medizinische und das pflegerische Personal.
Wann Patienten auf die Palliativstation kommen
Die Palliativstation kommt ins Tragen bei schwerwiegenden, unheilbaren Erkrankungen, vor allem, wenn die Symptome so intensiv sind, dass eine spezialisierte Versorgung erforderlich sei, erklärt Pflegeleiterin Vera Schwab. Das könnten unkontrollierbare Schmerzen sein, Atemnot wie sie COPD-Patienten haben oder Koronar-Patienten, onkologische Patienten, bei denen nach einer Chemotherapie plötzlich Komplikationen auftreten. Aber auch für eine Übergangslösung zur häuslichen Pflege steht die Palliativstation zur Verfügung.
„Sie kommen nicht zum Sterben her – im Gegenteil“
„Mit dem heutigen Tag der offenen Tür und der Jubiläumsfeier wollen wir den Menschen die Angst nehmen: Sie kommen nicht zum Sterben her – im Gegenteil“, so Schwab. Natürlich könne man die Kranken nicht heilen, ihnen aber einen Teil ihrer Lebensqualität in einer netten Umgebung und mit viel individueller Betreuung zurückgeben.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Dinslaken, Voerde, Hünxe
Hünxe: Hünxer Kita: Kindesmissbrauch? Das sagt die Staatsanwaltschaft
Dinslaken: Nach Aus von Café „L‘Antje“: Das planen die neuen Inhaber
Dinslaken: Dinslaken will die Hundesteuer erhöhen – was das bringen soll
Dinslaken: Keine Prämien für Beamte – wie Dinslaken Geld sparen will
Voerde: Awo-Seniorenheim: Neubau ist fertig – so sieht es von innen aus
Dinslaken: Partylocations rund um Dinslaken: Hier können Sie Räume mieten
Alle Nachrichten aus Dinslaken, Voerde und Hünxe finden Sie hier.
Schwab erklärt dies an zwei Beispielen: „Wir wecken unsere Patienten nicht schon um fünf Uhr in der Früh, um ihnen Medikamente zu geben oder ihnen beim Waschen zu helfen. Nein, wir richten uns nach dem Rhythmus der Patienten.“ Das gleiche gelte für die Essenssituation. Gerade für Schwerstkranke sei die Nahrungsaufnahme ein heikles Thema. „Wir geben ihnen alle Zeit der Welt, sich nach ihrem Bedarf, nach ihren Wünschen zu versorgen.“ Denn schließlich sollen die Kranken nicht aus ihrem eigenen Lebensrhythmus gerissen werden – sie gehen ja wieder zurück in ihr Zuhause.