Dinslaken. Die Wunderfinder unterstützen Alleinerziehende mit Obst und Gemüse. Aber bald ist der Fördertopf leer. Eine Mutter sagt, warum das Projekt wichtig ist.
„Ich könnte meine Kinder nicht gesund ernähren, ohne das hier.“ Birgit (Name von der Redaktion geändert) ist alleinerziehende Mutter dreier Kinder und weist auf die Obst- und Gemüseausgabe des Vereins Wunderfinder, die an diesem Tag geöffnet ist. Durch eine schwere Krankheit musste sie ihren Job in leitender Position aufgeben und kann - auch wegen noch ausstehender Operationen - nicht in den Beruf zurück. Die 44-Jährige gehört zu den etwa 50 Alleinerziehenden mit 120 Kindern, um die sich die Wunderfinder kümmern. Denn der Verein versorgt nicht nur die Obdachlosen am Bahnhof, sondern auch alleinerziehende Mütter und Väter - mit Kleidung und seit Anfang vergangenen Jahres auch mit frischem Obst und Gemüse. Das Geld dafür stammte von der Deutschen Fernsehlotterie - aber nun ist der Topf leer.
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Über 45.000 Euro Fördermittel der Fernsehlotterie haben die Wunderfinder 2023 erhalten, um bis Ende 2024 Alleinerziehende und bedürftige Senioren bei den Essensausgaben auch mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Bald ist das Geld aufgebraucht - der Verein will das Projekt aber „unbedingt fortsetzen“, wie der Vereinsvorsitzende Ludger Krey sagt. Denn das Projekt „Gesundes Obst und Gemüse für gesunde Kinder“ sei „mega erfolgreich“.
Einmal wöchentlich gibt es Obst und Gemüse für Alleinerziehende
Einmal wöchentlich können sich Alleinerziehende im Wunderhaus seither nicht nur Kleidung, sondern auch frische Lebensmittel holen. Denn Obst und Gemüse - das ist meist teuer, teurer etwa als Fastfood und Nudeln. In Spitzenzeiten hätten drei Paprika fast fünf Euro gekostet, erinnert Ludger Krey an die Preissteigerungen in den vergangenen Jahren. Mit dem Geld aus der Fernsehlotterie konnten die Wunderfinder beim Köstershof in Oberhausen regionales und saisonales Obst und Gemüse kaufen. Was der Hof nicht selbst produziere, kaufe er in der Region dazu - etwa Eier aus Hünxe, Äpfel aus Kirchhellen. Dazu gibt es auch immer Snackgemüse wie Cherrytomaten für die Brotdosen der Kinder.
Der Erfolg ist sicht- und messbar
„Wir konnten damit wirklich viel erreichen“, sagt Bianca Lakomski, zweite Vorsitzende der Wunderfinder. Denn nicht nur die Verfügbarkeit der gesunden Lebensmittel war für viele der Mütter neu, sondern für manche auch der Umgang damit. „Wir wollten auch zeigen, dass Gemüsesuppe nicht aus Tüten kommt“, erklärt Ludger Krey - den Kindern und auch manchen Erwachsenen. Und so gibt es etwa derzeit an der Ausgabe nicht nur Kürbisse, sondern auch Zettel mit einem Rezept für Kürbissuppe. Auch Kartoffeln werden „wieder sehr viel gegessen, weil die tatsächlich nicht viel länger brauchen als Nudeln und weil man damit viel machen kann“, sagt Bianca Lakomski. Rote Bete, Chinakohl - mit diesen Lebensmitteln konnten einige der jungen Mütter zuerst nicht viel anfangen. Mit ein paar Tipps wurden sie aber zum „Erfolgsding“, so Bianca Lakomski. Dass ein Wirsingeintopf nur einmal Arbeit macht, aber für mehrere Tage vorhält, auch das ist angekommen.
Mittlerweile tauschen die Mütter untereinander Rezepte aus. Und viele der Kinder, die vor sechs Jahren erstmals mit ihren Mamas zu den Wunderfindern kamen, seien nun im Teeniealter und würden das Kochen für sich entdecken. Seitdem es frisches Obst und Gemüse gebe, sei auch die Not der Alleinerziehenden am Monatsende nicht mehr so groß, berichtet Bianca Lakomski. Für die Wunderfinder wird das messbar am geringeren Bedarf an haltbaren Lebensmitteln.
Spendensammlung
„Leider ist Obst und Gemüse ein sehr teures Gut in unserer Gesellschaft. Meistens sind die ungesunden Lebensmittel billiger, als die, die für unsere Kinder und deren Entwicklung gut wären.“ Mit diesen Worten leiten die Wunderfinder eine Spendensammlung auf Betterplace ein. 9999 Euro wollen sie sammeln, um das Obst- und Gemüseprojekt weiterzuführen. Alternativ können Interessierte auch auf das Konto der Wunderfinder spenden. Die Kontonummer ist auf der Homepage zu finden. Wenn mehr als 12.000 Euro zusammenkommen, könnte auch häufiger Obst angeboten werden, so Vereinsvorsitzender Ludger Krey. Weitere Informationen gibt es unter Tel. 0152/14597459.
„Das Projekt rettet uns gerade am Ende des Monats.“
Auch Birgit geht es so. Das Projekt „rettet uns gerade am Ende des Monats“, sagt sie. „Ich bin dankbar für das Bürgergeld“, stellt sie klar. Und es gebe auch Leute, die damit auskommen: „Aber da gibt es den ganzen Monat auch nur Nudeln.“ Sie möchte ihre Kinder aber auch mit Vitaminen versorgen. Gerade in der kälteren Jahreszeit. Ohne die Hilfe der Wunderfinder dürfe dann „aber nichts mehr passieren, kein Paar Schuhe kaputtgehen.“ Viele Alleinerziehende hätten sich in der Not vernetzt. Sie etwa helfe anderen Kindern schonmal in Mathe und freue sich, wenn sie dafür ein paar Tomaten bekomme.
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