Voerde. Nachdem das erste Konzept zur Entwicklung des Areals auf viel Kritik gestoßen war, wurde nun eine neue Idee vorgestellt. Das sind die Reaktionen.
Die Stadt hatte für die Entwicklung des Geländes an der Friedhofstraße, auf dem ehedem die evangelische Kirchengemeinde Götterswickerhamm ihren Standort in Voerde-Mitte hatte, eine „vollkommen neue“ Planungsidee angekündigt. Und in der Tat weicht das, was der Investor, die Wohnbau Dinslaken, am Mittwoch während der gemeinsamen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses und des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz in der Aula des Gymnasiums präsentierte, deutlich von dem ab, was zunächst in Rede stand.
In dem ursprünglichen Entwurf war vorgesehen, auf dem größten Teil des Grundstücks, auf dem früher das Gemeinde- und Pfarrhaus „Rönskenhof“ stand und an das westlich der Kommunalfriedhof grenzt, Eigenheime zu bauen. Damals war von einer Mischung aus 20 Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern die Rede. Im südlichen Übergang der Fläche zur Straße „Im Rönskenfeld“ sollte der vorhandene mehrgeschossige Wohnungsbau aufgegriffen werden, indem dort zwei dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit insgesamt etwa 21 Wohneinheiten entstehen.
Viele Einwände aus der Voerder Bürgerschaft zur ersten Planung für das alte „Rönskenhof“-Gelände
Seit der öffentlichen Vorstellung dieser alten Planungsidee sind inzwischen vier Jahre ins Land gegangen. Bei der Bürgerinfo 2020 war sie auf wenig Gegenliebe gestoßen. Im Gegenteil. Ein großer Kritikpunkt seinerzeit: der mit der Umsetzung des Vorhabens verbundene Verlust an Bäumen auf dem Grundstück, das ein Bürger mit Hinweis auf den alten Baumbestand als „letzte Parkanlage“ in Voerde bezeichnete. Auch erschienen einigen die angedachten Mehrfamilienhäuser als zu massiv. Die Gebäudehöhe und die Dichte der Bebauung wurden ebenfalls kritisiert. Am Ende verschwand der Entwurf in der Schublade. Das 2019 durch den Stadtrat angestoßene Bauleitplanverfahren, mit dem die Weichen für eine Wohnbebauung auf der alten „Rönskenhof“-Fläche gestellt werden sollten, ruht seither. Zu groß waren die Einwände aus der Bevölkerung.
Der neue Entwurf der Wohnbau Dinslaken setzt andere Schwerpunkte. Mit dem „Wohnkarree Rönskenhof“ will das Unternehmen der nach wie vor großen Nachfrage nach „bezahlbarem Wohnraum“ Rechnung tragen, wie Geschäftsführerin Petra Eggert-Höfel deutlich machte. Dieser stehe nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung. Nach Vorstellung der Wohnbau Dinslaken würde auf dem alten „Rönskenhof“-Gelände ein Mehrgenerationenquartier entstehen, in dem auch ältere Menschen eine neue Heimat finden, denen ihr Einfamilienhaus zu groß geworden ist und die künftig lieber in einer kleineren Wohnung leben möchten.
Geplant sind drei zweigeschossige Mehrfamilienhäuser mit Staffelgeschoss. Zwölf bis 15 Wohnungen könnten in den drei Gebäuden jeweils entstehen. Die Größen der Wohnflächen lägen zwischen 45 und 100 Quadratmetern, erläuterte Guido Matzken, Geschäftsbereichsleiter Wohnungsbewirtschaftung und Prokurist bei der Wohnbau Dinslaken. Darüber hinaus ist noch ein weiteres halbrundes Gebäude Teil der Planung. Dort soll betreutes Wohnen angeboten werden. Angestrebt sei hier eine Kooperation mit der Diakonie. Das Rönskenhof-Café soll für die Bewohner wie die Nachbarn des Quartiers gedacht sein. Durch die Anordnung der drei Mehrfamilienhäuser und des Gebäudes für betreutes Wohnen wird in der Mitte ein Quartiersplatz geschaffen, ein Treffpunkt, auf dem „ganz viel Kommunikation entstehen“ soll, wie es Michael Leuthäuser, technischer Leiter der Wohnbau Dinslaken, formulierte. Von dort aus soll es eine Zuwegung zum neuen evangelischen Gemeindezentrum geben.
Fraktionschef der CDU Voerde zeigt sich über das neue Konzept „erstaunt“
Im Vergleich zum ersten Konzept rückt die Einfamilienhausbebauung bei der neuen Planungsidee deutlich in den Hintergrund. Hier sind nun insgesamt sechs Einheiten vorgesehen. Realisiert wird das Ganze in zwei Gebäudekomplexen als Reihenhaus-Bebauung. Darüber hinaus plant der Investor kein Eigenheim-Modell. Alle Wohneinheiten werden auf Mietbasis angeboten. All dies rief bei der Vorstellung die CDU auf den Plan. Deren Fraktionschef Ingo Hülser erinnerte an das „Handlungskonzept Wohnen“, das 2019 in Voerde auf den Weg gebracht worden sei, und die lange Warteliste von Familien, die „Eigentum im Einfamilien- und Doppelhausbereich suchen“. Hülser zeigte sich erstaunt darüber, „dass diese Planung mit der ursprünglichen gar nichts mehr zu tun hat“.
„Unser Geschäftsmodell ist die Quartiersentwicklung. Dazu gehört der Mietwohnungsbau.“
Wohnbau-Geschäftsführerin Petra Eggert-Höfel verwies auf die in den vergangenen Jahren horrend gestiegenen Baukosten, die eine Eigenheim-Finanzierung für Familien schwierig mache. Die Nachfrage, die bei der Wohnbau eingehe, sei eine andere – die nach „bezahlbarem, barrierefreiem“ Wohnraum. Geschäftsmodell der Wohnbau sei die Quartiersentwicklung. „Dazu gehört der Mietwohnungsbau“, betonte Eggert-Höfel. Für die Errichtung von Eigenheimen „sind wir der falsche Ansprechpartner“. Die Mietwohnungen und Mieteinfamilienhäuser sollen sowohl öffentlich gefördert als auch frei finanziert werden.
Guido Matzken ist sich angesichts der bisherigen Erfahrung sicher, dass die Quartiersplanung für das Areal an der Friedhofstraße auf Interesse stoßen wird. Bürgermeister Dirk Haarmann gab zudem zu bedenken, dass die von CDU-Fraktionschef Hülser angesprochene Warteliste bereits mehrere Jahre alt sei. Die Stadt werde diese zeitnah aktualisieren. Die Liste werde danach „deutlich kürzer sein“, ist sich Haarmann sicher, ein Teil der Familien werde das Interesse an einem Eigenheim verloren habe. Auch Haarmann glaubt, dass der Bedarf an Mietwohnungen größer ist. Und: Barrierefreiheit sei für junge Familien genauso wichtig wie für ältere Menschen, stellte er mit Blick etwa auf den zu transportierenden Kinderwagen fest.
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Bei der Realisierung des Vorhabens müssten nach eigenen Angaben der Wohnbau Dinslaken „weniger als 10 Prozent der erhaltenswerten Bäume“ gefällt werden. Zudem würden 20 neue gepflanzt, erklärte Michael Leuthäuser. Die Fläche, die versiegelt würde, reduziere sich im Vergleich zum Ursprungsplan um 25 Prozent. Zugleich werde 50 Prozent mehr Wohnraum geschaffen. Auch ist ein großer Spielplatz vorgesehen, die alte Zufahrt und die Grundstücksmauer sollen erhalten bleiben, dahinter würden die Parkplätze angelegt.
Bei den Bürgern, die zahlreich zur Sitzung gekommen waren, kam das Konzept offenbar positiv an. Kritik wurde nicht laut. „Der Plan gefällt mir ganz gut“, kommentierte ein Anwohner der Rönskenstraße auch mit Blick auf den Baumerhalt. Er regte eine Priorisierung für Menschen aus der Rönskensiedlung bei der Vermietung an. Ein anderer äußerte die Sorge, dass die Friedhofstraße zugeparkt werden könnte, wenn Menschen aus dem neuen Quartier Besuch bekommen. Vonseiten der Wohnbau wurde auf die etwa 65 vorgesehenen Stellplätze hingewiesen – das sei mehr als einer pro Wohneinheit.