Voerde. . Kinder, die die sechste Klasse der Realschule Voerde nicht schaffen, pendeln nach den Sommerferien aus.

Die Stadt Voerde wird an der Realschule keinen Hauptschulbildungsgang einrichten können. Mit unter anderem diesem Ergebnis ist eine dreiköpfige Delegation der Verwaltung – darunter Bürgermeister Dirk Haarmann – jetzt von einem Gespräch bei der Bezirksregierung Düsseldorf zurückgekehrt. Damit muss die Kommune ihre Absichtsbekundung, den Kindern, die zum Ende des Schuljahres die Klasse sechs und damit die Erprobungsstufe der Realschule nicht schaffen, die Perspektive für einen weiteren Schulbesuch in Voerde bieten zu können, endgültig ad acta legen.

Die Nachricht, dass ein Hauptschuldbildungsgang definitiv ausgeschlossen ist und es auch keine Sonderregelung geben wird, kam für die Stadt alles andere als überraschend. Schon vor Monaten hatte die Bezirksregierung signalisiert, dass die Genehmigung nur erteilt wird, wenn der Bildungsgang langfristig Bestand hat. An der Realschule wäre dies aber nicht der Fall, weil sie sich in der Auflösung befindet. Das Schulministerium ließ die Kommune in einem Schreiben mit Datum 10. März wissen, dass es die Auffassung der Bezirksregierung teile. Verwaltung und Politik beirrte dies nicht: Fünf Tage später votierte der Stadtrat einstimmig – bei drei Enthaltungen – für den Vorschlag aus dem Rathaus, zum 1. August den Hauptschulbildungsgang an der Realschule einzurichten.

Ob die Lösung überhaupt geholfen hätte, steht ohnehin in Frage. Der Hauptschulbildungsgang ist Haarmann zufolge nicht von allen betroffenen Eltern gewünscht. Die Realschule hatte dazu eine Abfrage gemacht. Zum genauen Ergebnis war gestern nichts zu erfahren.

Klar ist: Die Kinder, die an der Realschule die Klasse sechs nicht schaffen, werden nach den Sommerferien eine Schule außerhalb von Voerde besuchen müssen. Wie viele genau es sein werden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen, wenn die Zensuren feststehen. Die „Orientierungsgröße“, erklärt Haarmann, liegt bei bis zu 29 Kindern. Ungefähr die Hälfte wiederholt die Klasse sechs bereits; den Jahrgang ein zweites Mal zu durchlaufen, ist nicht möglich. Ein Wechsel in die siebte Klasse einer Gesamtschule scheidet in Voerde aus, da dieser Jahrgang nach den Sommerferien noch nicht existiert. Für die Erstwiederholer kommt der Wechsel an die Voerder Gesamtschule auch nicht in Frage: Haarmann erklärt dies mit den Kapazitätsgrenzen. Diese seien „leider erreicht“. Die vierzügig ausgelegte Schule läuft bereits mit zwei Überhangsklassen, sprich sechszügig.

Nun richtet sich der Blick über die eigenen Stadtgrenzen hinaus: Die betroffenen Kinder sollen auf andere Schulen in Nachbarkommunen aufgeteilt werden. Haarmann verweist auf die „verlässliche Aussage“, dass sich die Bezirksregierung um jeden Einzelfall und um eine „wohnortnahe Versorgung der Kinder“ kümmern werde. Vorrangig werde es dabei um Dinslaken und Wesel gehen. Der Wechsel in eine sechste oder siebte Klasse an einer Gesamtschule dort dürfte unwahrscheinlich sein, da auch deren Klassen „voll“ sind, wie Haarmann erklärt. Bliebe als realistische Möglichkeit der Wechsel an eine Sekundar- oder Hauptschule. Für die Kinder aus Voerde, die an der Realschule die sechste Klasse zum ersten Mal nicht schaffen, käme dazu noch der Besuch einer auswärtigen Realschule in Frage.