Dinslaken/Voerde. Das Voerder Freibad und das des Dinamare Dinslaken wurden bei einem deutschlandweiten Ranking bewertet. Warum das mit Vorsicht zu betrachten ist.

„Ein gepflegtes Bad“, „immer sauber“ oder auch „tolles Personal“ lauten nur einige der zahlreichen positiven Bewertungen, die das Dinamare in Dinslaken von seinen Besucherinnen und Besuchern über Google in den vergangenen Monaten erhalten hat. Es gibt aber auch andere Stimmen: „Das Personal an der Kasse war sehr unfreundlich“, heißt es beispielsweise in einem Kommentar oder „sehr enttäuschend, ein Stadtbad sollte besser gestaltet sein“, schreibt ein Nutzer in einer Bewertung aus dem vergangenen Jahr. Die schlechten Bewertungen schlagen sich auch in einem von der Seite Testberichte.de durchgeführten deutschlandweitem Freibadranking nieder. Dort liegt das Dinamare von insgesamt 1739 bewerteten Freibädern in Deutschland auf Platz 1677.

„Grundlage der Auswertung sind Google-Rezensionen zu öffentlich zugänglichen Freibädern in Deutschland mit mindestens 100 Bewertungen, die in der Sommersaison 2024 geöffnet haben“, heißt es in einer Erklärung auf der Seite. Und weiter: „Freibäder, die zu einem Hallenbad gehören, wurden dann berücksichtigt, wenn sie über ein großes, vom Hallenbad abgetrenntes Außenbecken und eine große Liegewiese verfügen.“ Das trifft auch auf das Dinamare seit dem Neubau des Außenbeckens und dessen Eröffnung im Jahr 2023 zu. „Freibäder, die in einem gemeinsamen Google-Profil mit einem Hallen- bzw. Freizeitbad“ bewertet werden, wurden dann berücksichtigt, „wenn sich in den Bewertungen aus den Sommermonaten explizit auf die Freibad-Nutzung bezogen wird“. Doch: In diesen Fällen flossen eben auch alle Bewertungen mit ein.

Dinamare in Dinslaken: 491 Google-Bewertungen sind in das Freibadranking eingeflossen

Genau darin sehen die Stadtwerke als Betreiber aber das Problem an dem Ranking. Das Freibad des Dinamare habe erst seit einem Jahr geöffnet und könne somit eigentlich auch erst seit dem vergangenen Jahr bewertet werden. Die durchnittliche Bewertung des Bades liegt bei 3,9 von 5 möglichen Sternen. Die insgesamt 509 Google-Rezensionen (Stand 21. August 2024), von denen 491 Bewertungen in das Ranking von Testberichte.de am 23. Juli 2023 eingeflossen sind, beinhalten jedoch nicht nur die Bewertungen seit dem vergangenen Jahr, sondern sind teilweise bis zu sieben Jahre alt.

Erst im Sommer 2023 hat das neue Freibad des Dinamare in Dinslaken eröffnet.
Erst im Sommer 2023 hat das neue Freibad des Dinamare in Dinslaken eröffnet. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Wortwörtlich möchte die Sprecherin der Stadtwerke nicht zitiert werden, teilt aber per Mail mit: Wenn man die Rezensionen anschaut, kann man feststellen, dass gerade im vergangenen Jahr die Rückmeldungen der Besucher in den Google-Bewertungen sehr positiv sind und die meisten schlechten Bewertungen von der Zeit vor oder während der Neugestaltung des Hallenbades und der Baumaßnahmen für das Freibad her rühren. In der Zeit – der Neu- und Umbau begann 2019 – kam es zu vielen Einschränkungen für Besucher, zeitweise blieb das Bad gänzlich geschlossen.

Stadtwerke Dinslaken können bestimmte Kritik nachvollziehen

Die Krititk, die die Stadtwerke als Betreiber nachvollziehen kann, ist das Problem beim Einlass an heißen Tagen. Natürlich würden an solchen Tagen mehr Menschen das Bad besuchen wollen als zugelassen sind. Deswegen gebe es manchmal auch einen Einlassstopp. An den heißen Sommertagen wird außerdem auch nur Gästen, die vorab ein Onlineticket erworben haben, Einlass gewährt. Zudem würde der Badleiter ständig im Austausch mit dem eigenen Team und der Security-Firma stehen und berechtigte Beschwerden ernst nehmen. Die baulichen Änderungen seien eben auch Maßnahmen zur Verbesserung der Kritik gewesen.

Freibad in Voerde wurde auch im deutschlandweiten Ranking einbezogen

Der Kritik der Besucher hat sich auch der Förderverein des Freibades in Voerde zu Herzen genommen und ist in diesem Jahr mit einigen Neuerungen in die Freibadsaison gestartet: Mehr Schattenplätze, ein barrierefreier Zugang zum Becken und eine behindertengerechte WC-Anlage wurden beispielsweise installiert. Dass die Auswahl der Neuerungen jedoch auf Basis von Google-Bewertungen getroffen werden, „kann man mitnichten sagen“, teilt Günther Jacobi, Vorsitzender des Fördervereins auf NRZ-Anfrage mit. Vielmehr richte sich der Verein danach, was sinnvoll erscheint und vor allem finanziell machbar ist.

Auch das Voerder Freibad wurde in dem deutschlandweiten Ranking beachtet. Doch, wer das Freibad übers Internet sucht, dem fällt auf: Es gibt zwei Google-Auftritte, einen von der Stadt als Betreiberin und einen des Fördervereins. Hierzu schreibt Testberichte.de: „Wurden zwei oder mehr Google-Einträge zum selben Bad gefunden, wurde das Profil mit aussagekräftigsten Bewertungen hinsichtlich der Freibadnutzung als Grundlage genommen, im Zweifel das mit den meisten Bewertungen.“

Als „charmantes, in die Natur eingebettetes Bad mit einer unvergleichlichen Patina“ beschreibt Günther Jacobi, Vorsitzender des Fördervereins, das Freibad in Voerde.
Als „charmantes, in die Natur eingebettetes Bad mit einer unvergleichlichen Patina“ beschreibt Günther Jacobi, Vorsitzender des Fördervereins, das Freibad in Voerde. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Bewertungsgrundlage war also der Auftritt der Stadt mit insgesamt 150 Rezensionen (Stand 21. August 2024), von denen 144 Bewertungen von Testberichte am 23. Juli 2024 in das Ranking mit einbezogen wurden. Die durchschnittliche Sternebewertung liegt bei 4,3 von 5 Sternen (der Auftritt des Fördervereins weist 122 Rezensionen, aber ebenfalls eine durchschnittliche Bewertung von 4,3 Sternen auf). Das Voerder Freibad liegt im Testbericht-Ranking auf Platz 1264. Über das „deutlich schlechtere Abschneiden des Dinamare“ wundert sich der Vorsitzende des Fördervereins. Doch von der Aussagekraft des Testberichte.de-Rankings hält auch auch Jacobi, genau wie die Stadtwerke, nicht viel.

Vorsitzender des Fördervereins des Voerder Freibades: Ranking ist „ohne Belang“

Es würden Freibäder „der unterschiedlichsten Größe und Ausstattung verglichen, was sich ja zwangsläufig in den Bewertungen niederschlägt“. Die Anzahl der Bewertungen umfasse eine riesige Spannbreite „von gerade einmal 100 bis fast 5000 Rezensionen, was an sinnvollen Vergleichen zweifeln lässt“. Klar sei, dass „unser in die Jahre gekommenes, charmantes, in die Natur eingebettetes Bad mit einer unvergleichlichen Patina“ nicht mit einem Spaßbad mit Riesenrutschen, großen Sprunganlagen und Erlebnis-Gastronomie konkurrieren könne – „und auch gar nicht will“. Jacobi halte das Ranking deshalb auch für „nutzlos“ und „ohne Belang“ für das Freibad Voerde.

Eine neue Liege am Schwimmbecken, mehr Schattenplätze durch ein Sonnensegel: Das sind nur zwei der zahlreichen Neuerungen im Freibad in Voerde.
Eine neue Liege am Schwimmbecken, mehr Schattenplätze durch ein Sonnensegel: Das sind nur zwei der zahlreichen Neuerungen im Freibad in Voerde. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Selbst wenn das Freibad Voerde im Ranking besser abschneiden würde, schätze Jacobi nicht, dass das Bad mehr Leute besuchen würden. „Auch besuchen Badegäste nicht nur deshalb Voerde, weil Dinslaken ein deutlich schlechteres Ranking aufweist“, schätzt der Vorsitzende. Dennoch sagt er auch: „Individuelle Google-Äußerungen können aber bestimmt den ein oder anderen Interessenten beeinflussen.“

Förderverein des Voerder Freibades achtet auf Sternevergabe bei Google

Deshalb interessiere sich der Förderverein für die Sternenvergabe bei Google, „besonders wenn sie von konstruktivem Inhalt sind“ und versuche alle Rezensionen immer zeitnah zu beantworten. Das bestätigt auch Thorben Lucht, Sprecher der Stadt Voerde. Generell könne sich die Stadt als Betreiberin den „Ausführungen von Dr. Jacobi grundsätzlich nur anschließen“. Gerade wenn es schlechtere Bewertungen gibt, nehme die Stadt diese auf und versuche die „geschilderten Umstände zu verbessern oder zu ändern“.