Dinslaken. Vom Staubsauger bis zur Kaffeemaschine: Im Betsaal Bruch reparieren Ehrenamtliche einmal im Monat defekte Geräte. So wird das Jubiläum gefeiert

Mit einem wackeligen Stiel von einem Schrubber fing alles an. Das war am 24. Oktober 2014. An diesem Tag fand damals das erste Repair-Café im Betsaal Bruch statt. Eine ältere Dame kam mit ihrem Holzschrubber, weil sie selbst keine Kraft mehr hatte, um den Stiel mit einer Schraube wieder am Schrubber zu befestigen.

Das taten die ehrenamtlichen Helfer vom Repair-Café für sie. Innerhalb von zwei Minuten sei alles erledigt gewesen und die Frau sei glücklich nach Hause gegangen, erinnert sich Udo Radmacher, Gründer des Repair-Cafés im Betsaal Bruch. In diesem Jahr feiern die Ehrenamtlichen das zehnjährige Jubiläum des Repair-Cafés. „Reparieren statt Wegwerfen“ lautet das Prinzip. Kunden können mit einem defekten Gerät in den Betsaal Bruch kommen, um es gemeinsam mit den momentan fünfzehn Helferinnen und Helferinnen zu reparieren – denn die Mitarbeit der Bürger ist durchaus erwünscht, aber kein Muss.

Spezialisten kümmern sich um Reparaturen

Der nachhaltige Ansatz und die Bewahrung der Schöpfung haben Udo Radmacher an der Idee des Repair-Cafés fasziniert. Als 2013 eines in Hünxe-Bruckhausen gegründet wurde, dachte er sich, dass die Gründung eines Repair-Cafés auch in Dinslaken möglich sein könnte. Also fragte Udo Radmacher im Kirchenchor und im Posaunenchor herum, es folgten Aufrufe über den Gemeindebrief und im Gottesdienst – zehn Helfer kamen auf diese Weise zusammen, die das Repair-Café im Betsaal Bruch auf den Weg brachten.

Experten am Werk: Hans-Joachim Schwan repariert einen Staubsauger.
Experten am Werk: Hans-Joachim Schwan repariert einen Staubsauger. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Heute besteht die Gruppe der Ehrenamtlichen aus fünfzehn Helferinnen und Helfern, außerdem betreuen drei Frauen das Café und helfen bei der Anmeldung. Hier ist meistens auch Udo Radmacher zu finden. Als Allrounder macht er die Erstbegutachtung und versucht, den Fehler zu finden. Manchmal liegt ein Bedienungsfehler vor, manchmal kann das Problem mit einigen Handgriffen behoben werden. Wenn nicht, gibt Udo Radmacher das Gerät an die Kollegen weiter. Je nach Gerät und Defekt kümmern sich unter anderem Diplomingenieure, Elektriker oder Feinmechaniker darum, die Geräte wieder fit zu machen.

Beim Reparieren mit dabei sein

Die Kunden können dabei helfen, sollten aber zumindest dabei sein, um zu berichten, was an dem Gerät nicht funktioniert. Zusätzlich geben die Reparateure Tipps und Tricks weiter – etwa wie man eine Kaffeemaschine reinigt. Die meisten Menschen, die zum Repair-Café kommen, möchten bei der Reparatur auch dabei sein, so Udo Radmacher, um zu Hause selbst mehr machen zu können. Die „Kultur des Reparierens“ soll daher auch weitergegeben werden. Kleinere Teile wie Batterien oder Widerstände hat das Team auf Lager, wenn ein größeres Ersatzteil benötigt wird, müssen die Kunden dies selbst besorgen und für den Einbau noch einmal wiederkommen.

Auch für solche Fälle gibt es das Formular, das bei der Anmeldung ausgefüllt wird. Denn darin werden nicht nur Gerät und Fehler vermerkt, sondern das Gerät lässt sich dann auch eindeutig seinem Besitzer zuordnen – damit nicht aus Versehen jemand einen falschen Staubsauger mitnimmt. Wenn es mal länger dauert, bis man an der Reihe ist, kann man sich die Wartezeit mit Kaffee und Kuchen verkürzen.

Feier zum 10-jährigen Bestehen am 29. September

Das Repair-Café öffnet einmal im Monat seine Pforten im Betsaal Bruch, jedes Mal kommen durchschnittlich 25 bis 30 Besucher, schätzt Udo Radmacher – eine konstant hohe Resonanz. „Wir sind immer gut beschäftigt und machen selten früher Feierabend“, erzählt der Gründer des Repair-Cafés. Auch das Feedback der Kunden sei „rundum positiv“ und sehr gut, weiß Udo Radmacher zu berichten, sie seien froh, dass es das Repair-Café gibt, Nachhaltigkeit sei ihnen wichtig. Manche seien sogar schon mehrmals da gewesen.

Dass es das Repair-Café auch zehn Jahre nach seiner Gründung noch geben könnte – daran hat Udo Radmacher gar nicht gedacht. Aber es freut ihn natürlich schon. „Es sind alle noch begeistert dabei“, erzählt er im NRZ-Gespräch. Gefeiert wird selbstverständlich auch, und zwar am Sonntag, 29. September. Nach dem Gottesdienst um 9.30 Uhr wird es im Beetsaal Bruch, Wilhelminenstraße 12, noch einen Empfang im Gemeindehaus geben. Dann wird auch erstmals ein Imagefilm gezeigt, der vor Kurzem gedreht wurde und die Arbeit des Repair-Cafés vorstellt.

Über 1800 Geräte wurden bearbeitet

Arbeit hatten die Ehrenamtlichen in den letzten zehn Jahren genug: Sie haben über 1800 Geräte bearbeitet, 63 Prozent konnten erfolgreich repariert werden. Staubsauger, Mixer und Wasserkocher bilden die Top Drei, Hi-Fi-Geräte, Radios, Kaffeemaschinen, Bügeleisen, Nähmaschinen, Drucker und Gartengeräte stehen aber auch auf der Hitliste. Die eingenommenen Spenden wurden für den Cafébetrieb und Werkzeug genutzt, der größte Teil wurde einerseits an die Kirchengemeinde (Jugendarbeit, den gedeckten Tisch, Blumenschmuck für den Betsaal) oder an den Flüchtlingsrat, die Tafel, das Frauenhaus, das Psychosoziale Zentrum und an die Wunderfinder gespendet.

Repair-Café: Das ist zu beachten

Das sind die nächsten Termine des Repair-Cafés im Betsaal Bruch: 11. Oktober und 22. November, jeweils von 9.30 bis 14 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Pro Person kann ein Kleingerät mitgebracht werden, das man auch tragen kann – am besten mit Bedienungsanleitung. Kaffeevollautomaten und Waschmaschinen werden nicht repariert. Die Reparatur ist kostenlos, Besucher können sich aber mit einer Spende bedanken.