Dinslaken. „Ein Traum“ im Burgtheater bei der Sommerkultur: Bosse ließ Dinslakener auf der Bühne bejubeln und verabschiedete sich mit einem Versprechen.
Die Melancholie hängt wolkenschwer über dem Burgtheater Dinslaken. Es regnet seit Stunden, aus den Boxen schallt „Nichts ist für immer“. Doch gerade darin liegt in diesem Moment eine Hoffnung. 2000 Menschen sitzen im Rund, klatschen im Rhythmus der Musik. Etwas liegt in der Luft, die trotz oder gerade durch die anhaltende Feuchtigkeit schwül-warm ist. Es liegt etwas in der Luft, das von den Menschen ausgeht: Vorfreude. Und diese entlädt sich zu purer Energie, als die Musik vom Band durch die Musik der Liveband ersetzt wird und Axel „Aki“ Bosse auf die Bühne stürmt.
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Und daran wird sich die nächsten zwei Stunden nichts ändern. Bosse weiß nicht nur, wie er mit seinen Texten Lebenshilfe in Popsongs verpackt, er versteht es auch genau, Cello-umgarnte Balladen und extrem tanzbare Nummern mit Bongos und Trompeten im Wechsel zu servieren. Einfühlsam oder quirlig, aber stets ohne Berührungsängste. Nicht vor den Fans, unter die er sich schnell in den Rängen des Burgtheaters mischt, nicht vor der Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen und Erlebnissen.
Bosse beim Taylor-Swift-Konzert: Tränchen vergossen
Beim Taylor-Swift-Konzert vorige Woche habe er ein Tränchen vergossen - er möge schließlich auch Disney-Filme, erklärt der Hamburger, bevor er „royales Morgenblau“ all denen wünscht, die im Dunklen seien und für die das „Helle deshalb heller“ sei. Das ist der Moment, an dem die Sonne aus ihrem Versteck tatsächlich die Wolken über dem Burgtheater ein wenig golden färbt. Die euphorische Stimmung im Burgtheater und Regen - das hätte wirklich nicht zusammengepasst. Und so erlebte die Sommerkultur 2024 am zweiten Abend magische Momente.
Für Bosse war es der dritte Auftritt im Schatten der Dinslakener Burg. Ein schöner Ort, wie er immer wieder betonte. Selbst wenn es so schwül ist, dass beim Tanzen unterm Scheinwerferlicht der Dampf aufstieg und ein solches „Bali“-Klima dem Sänger zusetzt: „Ich bin körperlich schon am Ende“, meinte er nach zwei schweißtreibenden Stücken, „aber wenn ableben, dann in Dinslaken!“
So schlimm kam es natürlich nicht, das Wetter hatte ein Einsehen und Bosse überzeugte mit einer Energie, als habe er in seinem einzigen Leben die Power der vier Leben, die er im Titel über das ewige Hetzen in der Angst, etwas zu verpassen, besingt. Hier eine Session mit Schlagzeuger Chris Heiny, dort die Aufforderung ans Publikum, mitzusingen und mitzutanzen - als ob es das nicht schon von sich aus täte. Ein Blick auf die Autokennzeichen rund ums Burgtheater zeigte: Die Fans kamen aus ganz NRW zur Sommerkultur. Und Bosse hatte Grund zu jubeln: 2000 Besucher - ausverkauft.
Seit Wochen auf das Konzert vorbereitet
Da waren Markus mit seinen 14 Pfadfindern, die Dame im Publikum, die sich munter Titel wünschte und deshalb von Bosse zur Bürgermeisterin von Dinslaken gemacht wurde - sie war es nicht. Da waren die, die auf ein Stichwort von hinten auf den Platz zwischen Bühne und erste Reihe stürmten: „War das jetzt eine Falschmeldung ,sofort‘ wie beim Fall der Mauer“, fragt Bosse verunsichert, aber es stört keinen, weil sowieso alle stehen und tanzen.
Und da sind natürlich noch die Dinslakenerinnen und Dinslakener, die sich seit Wochen auf das Konzert vorbereitet haben: Mitglieder der gemischten Chöre Din-A-Capella und Haste Töne und des MGV Dinslaken-Feldmark. Sie sangen, ach was, sie sangen und tanzten Bosses „Traum“. Und das Publikum sang ein einziges Mal selbst nicht mit, zeigte Respekt vor den Chormitgliedern, bereitete ihnen den Rahmen, bejubelte und feierte sie.
Was für eine Atmosphäre voller Sympathie, Wertschätzung, Lebensfreude. Bosse selbst spürt man eine tiefe Freude an, es ist, als wenn mit dem Ende des Regens eine „sunny side“ im Burgtheater erreicht sei. „Ableben in Dinslaken“? Das ist vergessen. Doch irgendwann ist auch die „schönste Zeit“ vorbei. Und das ist bei den Konzerten der Sommerkultur strikt um 22 Uhr. „Der letzte Tanz“ ist das große Finale eines großen Abends. Doch Bosse verspricht wiederzukommen. „Noch 30 oder 50 Mal, auf jeden Fall in zwei Jahren“. Ach was, „noch 1000 Mal“, korrigiert er sich, „bis irgendwann die Beine abfallen, kommen wir nach Dinslaken“. Er kann sich sicher sein, seine Fanbase in NRW wird ihn im Burgtheater voller Vorfreude erwarten.