Dinslaken. Das Haus in der DInslakener Altstadt wurde komplett umgestaltet. Wann der Startschuss fällt – und wie das Gebäude jetzt von innen aussieht.

Seit 2019 war das Johannahaus direkt neben der Sankt-Vincentius-Kirche in der Dinslaken Altstadt geschlossen. In einem Raum war die Decke schon heruntergekommen, in einem anderen nicht mehr tragfähig. Das Gebäude, erbaut zwischen 1833 und 1835 und Ende der 1970er Jahre zuletzt umgebaut, war ein klarer Sanierungsfall.

Wer sich jetzt vom Pfarrbüro an der Gartenstraße dem Gebäude nähert, wird es fast nicht wiedererkennen. Es ist so, als habe man einen kompletten Neubau errichtet, der hell und einladend auf die Besucher wartet. Die nähern sich, wahlweise über eine barrierefreie Rampe oder Sitzstufen dem Gebäude.

Warfen einen Blick ins Johannahaus (v.l.n.r.): Peter Kannacher (Kirchenvorstand), Pastor Barthel Kalscheuer, Erich W. Heinser (Kirchenvorstand), Architekt Heinrich Hendrix und Monika Barking (Pfarreirat).
Warfen einen Blick ins Johannahaus (v.l.n.r.): Peter Kannacher (Kirchenvorstand), Pastor Barthel Kalscheuer, Erich W. Heinser (Kirchenvorstand), Architekt Heinrich Hendrix und Monika Barking (Pfarreirat). © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Und gehen dabei auf die breite Glasfront zu, die von außen einen Blick ins Foyer gestattet, aus dem Inneren einen Ausblick auf Pfarrbüro, Kirche und den Platz zwischen den kirchlichen Gebäuden, der umgestaltet wird, um die Einheit der Gebäude zu verdeutlichen, aber auch um Pfade zwischen Gartenstraße, Duisburger Straße und Altmarkt zu schaffen. „Es soll noch eine Rasenfäche entstehen für Spiele oder Aufenthalte“, erklärt Architekt Heinrich Hendrix, der Außenanlage, Gebäude und Inneneinrichtung des Johannahauses geplant hat.

Hoffen, Bangen – und schräge Wände

„Wir haben über Jahre gehofft und gebangt“, erklärt Pastor Barthel Kalscheuer mit Blick auf das nun fertige Gebäude, das am 1. September offiziell eröffnet werden soll, auch wenn jetzt schon die ersten Mieter eingezogen sind. Das Bangen war auch notwendig, da es beim Umbau einige Probleme zu bewältigen gab. „Einige Probleme konnten wir erst sehen, nachdem die Baustelle eröffnet war“, erklärt Architekt Hendrix. Probleme, die auch die Arbeiten verzögerten. Die Holzbalkendecke war teilweise in keinem Guten Zustand und auch die Wände waren nicht unbedingt das, was man erwartet.

Im Inneren des Gebäudes zeigt sich Letzteres noch an der Wandstruktur: Dort, wo noch die alten Wände stehen, bei denen sich „kaum ein rechter Winkel“ finde, wie der Architekt betont, sind diese grob verputzt. „Wir mussten viele unterschiedliche Putzstärken aufbringen, um Unebenheiten weitestgehend auszugleichen“, kommentiert Erich Heinser vom Bauausschuss der Kirchengemeinde. Auf den Wänden findet sich mit einem Besen bearbeiteter Sanierputz – und zwar in teils acht Zentimeter dicken Schichten. „Hätten wir die Wände gerade putzen wollen, hätten wir noch wesentlich mehr Putz auftragen müssen“, kommentiert Architekt Heinrich Hendrix.

Das Treppenhaus ist erhalten geblieben. Links an der Wand sieht man den groben Putz, der an vielen Wänden im Inneren des Gebäudes zu sehen ist.
Das Treppenhaus ist erhalten geblieben. Links an der Wand sieht man den groben Putz, der an vielen Wänden im Inneren des Gebäudes zu sehen ist. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Doch auch dieser Putz fügt sich in den hellen und freundlichen Gesamteindruck des Gebäudeinneren. Im Foyer angekommen können die Besucher sich erstmal unterhalten. Eine in einem Schrank verborgene Teeküchen-Zeile bietet die Möglichkeit, direkt vor Ort Kaffee, Tee und Kuchen zu servieren. Vom Foyer aus geht es in den Pfarrsaal und die verschiedenen Gruppenräume.

Von überall im Gebäude ein Blick auf den Platz

Die Tische und Stühle im Foyer sind in einem Grünton gehalten. Die Farbe Grün findet sich auch auf den Arbeitsflächen in der Küche und einigen Schränken wieder. Ansonsten sind die Möbel in einem schlichten weiß gehalten, mit kleinen holzfarbenen Elementen und vor allem mobil. Architekt Heinrich Hendrix rollt ein Pult durch den Pfarrsaal, das wahlweise als Rednerpult, mobiler Schreibtisch oder Stellplatz für einen Beamer genutzt werden kann.

Der offene Innenhof erlaubt durch die ihn umgebenden Glasfronten einen Blick von überall im Gebäude auf den Platz zwischen Kirche, Pfarrbüro und Johannahaus.
Der offene Innenhof erlaubt durch die ihn umgebenden Glasfronten einen Blick von überall im Gebäude auf den Platz zwischen Kirche, Pfarrbüro und Johannahaus. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Im Pfarrsaal finden auf Stühlen bis zu 77 Personen Platz. „Hier soll es auch noch ein Klavier geben, so dass man hier auch kleinere Konzerte veranstalten kann“, erklärt Hendrix. In den Gruppenräumen finden 15 bis 30 Personen Platz. Außerdem wurde ein Küche mit zwei Arbeitsplätzen neu geschaffen. Dominierend unten im Gebäude: Der von Glas umrandete Innenhof, der nach oben offen ist und bei gutem Wetter ebenfalls gut genutzt werden kann. Durch die Glasflächen in der Gebäudemitte öffnet sich von Innen der Blick aus jedem Raum nach außen auf den Platz zwischen Kirche, Pfarrheim und Johannahaus. Als „Geistesblitz“ des Architekten bezeichnete Pastor Barthel Kalscheuer diese Idee.

„Fusionskreuz“ hat einen neuen Platz gefunden

Ein besonderer Blickfang im Foyer ist das „Fusionskreuz“, das anlässlich der Fusion der ursprünglich sieben katholischen Gemeinden in der Stadt im Jahre 2012 zur Gemeinde St. Vincentius aus sieben Holzteilen zusammengesetzt wurde. Es findet jetzt hier, im Herzen der Gemeinde, ein neues Zuhause.

Die denkmalgeschützten Fassaden mit klassizistischen Elementen in Richtung Kirche und Duisburger Straße sind erhalten geblieben.
Die denkmalgeschützten Fassaden mit klassizistischen Elementen in Richtung Kirche und Duisburger Straße sind erhalten geblieben. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Eine weitere Besonderheit im Gebäude ist der Gruppenraum 5 in der ersten Etage. Hier gibt es eine stimmungsvolle, indirekte Beleuchtung, die eine meditative Atmosphäre schaffen soll. „Was nicht bedeutet, dass der Raum nur dafür genutzt werden kann. Man kann hier auch Tische reinstellen“, erklärt der Architekt. Neben dem Raum finden sich hier Büro, Besprechungsraum und die Beratungsstelle für Ehe-, Familie- und Lebensfragen, die bereits eingezogen ist.

Denkmalgeschützte Fassade erhalten

Das Einzige, was nach dem Planungs- und Umbauprozess, der bereits im Jahr 2015 startete, noch beim alten geblieben ist, sind neben dem Treppenhaus, das bei der letzten größeren Baumaßnahme angebaut wurde, die denkmalgeschützten Fassaden des Gebäudes auf der Seite der Kirche und an der Duisburger Straße. Diese sind in einem hellen Ton gehalten, der je nach Lichtverhältnissen etwas bläulich, gelb oder grün wirkt. „Das ist eigentlich weiß, aber doch kein weiß. Da sind Pigmente eigearbeitet“, erklärt Architekt Heinrich Hendrix.

Wenn das Gebäude am 1. September für alle geöffnet wird, dürften sich die Besucher und Nutzer des Gebäudes aber auf jeden Fall wohlfühlen.

Rund um die Sanierung

Bereits 2015 begannen die Planungen für den Umbau und die Sanierung. Es wurden verschiedene Nutzungskonzepte entwickelt, bis schließlich feststand, wie das Gebäude weiter genutzt werden soll.

Im Februar 2021 bekam man die Baugenehmigung und begann mit Abbrucharbeiten, Umbau und Sanierung. Rund ein Drittel des Gebäudes wurde dabei zurückgebaut. So musste etwa eine Zwischenetage mit 2,10 Meter Deckenhöhe weichen.

Die Arbeiten wurden in diesem Jahr fertiggestellt. Im Mai zog die Beratungsstelle ein. Die Arbeiten an den Außenanlagen sollen im Juli abgeschlossen sein, bevor das Gebäude im September eröffnet werden kann.