Dinslaken. Das Johannahaus neben der St. Vincentius-Kirche wird bis auf die denkmalgeschützten Fassaden zurückgebaut. Es ist leergeräumt und wird entkernt.

Seit Ende der Sommerferien herrscht Betretungsverbot im Johannahaus. Der große Platz neben der St. Vincentius-Kirche, deren Dach erneuert wird, ist durch einen Bauzaun abgesperrt, es stehen Container herum. Die Bausub-stanz im Johannahaus weist erhebliche Mängel auf, seit einigen Wochen werden Gebäudeöffnungen an Wänden und Decken hergestellt, das Haus ist leergeräumt, die Entkernung im Gange. Einrichtungsgegenstände wurden zur Lagerung über die gesamte Gemeinde verteilt, in Wohnungen und Pfarrheimen.

Nach den Rückbauarbeiten, voraussichtlich bis zum Frühjahr 2022, soll das Johannahaus der großen Pfarrei St. Vincentius wieder als Treffpunkt für viele Gruppen und für die katholische Kirche in Dinslaken als ein angemessener zentraler Ort dienen. Über das Konzept sprach die die NRZ mit Heinrich Vahnenbruck, Mitglied im Kirchenvorstand und Bauausschuss.

„Das entworfene Raumkonzept ist mit dem Bistum Münster abgesprochen. Die beiden denkmalgeschützten Fassaden zur Kirche und Duisburger Straße hin müssen erhalten bleiben“, spricht er von einer „großen Herausforderung“ für den Bauherrn und die Architekten unter der Regie von Heinrich Hendricks aus Duisburg. „Man kann hier nicht mit der Abrissbirne herumhämmern“, so Vahnenbruck. Mit im Boot ist ein Architekturbüro aus Münster, begleitet wird die Maßnahme von der Bauabteilung des Generalvikariats.

„Glaubens- und Lebenszentrum“

Was wurde bisher gemacht? Nach der Baugrunduntersuchung seien die Decken mit ihren unterschiedlichen Höhen zum Teil geöffnet worden, um den Zustand im Dachgeschoss festzustellen, so Vahnenbruck. „Die Holzbalken sind durch den Holzwurm angegriffen.“ Im Zuge der dringenden Aufforderung des Bistums an die Gemeinden, aus Kostengründen ihre Pfarrheimflächen zu reduzieren, werde auch der obere Teil des Johannahauses zurückgebaut, der Bereich im Erdgeschoss bleibe erhalten.

Die Kirchengemeinde stehe hier in engem Kontakt mit der Denkmalspflege der Stadt und des Landes, erklärt Vahnenbruck. „Wir sind auf einem guten Weg, die Genehmigungen sind da, wir blicken frohen Mutes auf das neue Projekt.“ Im Moment liefen die Absprachen mit dem Gerüstbauer. „Die Angebote werden ausgewertet, die Bagger sollen im Frühjahr 2021 kommen.“

Das Johannahaus an der Duisburger Straße in Dinslakens Altstadt
Das Johannahaus an der Duisburger Straße in Dinslakens Altstadt © Archiv | Lucas Bayer

Solange das Johannahaus – der neue Name heißt dann „Glaubens- und Lebenszentrum“ – nicht zu nutzen ist, weicht die Pfarrgemeinde unter Coronabedingungen auf Teile der anderen Pfarrheime aus. Ab Frühjahr 2022 sollen alle Gruppierungen dann an „alter neuer Stelle Unterkunft und Herberge haben“, aber ohne feste Raumzuteilung, erklärt Vahnenbruck. Die Stelle für Ehe-, Familien-, Lebensberatung (EFL) komme in die 1. Etage, dann behindertengerecht mit Aufzug zu erreichen. Für Jugendgruppen wie die Pfadfinder sei Platz im rechten Gebäudeteil in Richtung Zorbas, mit Nasszelle und Küche.

Bei regelmäßigen Baubesprechungen werde der Zeitplan abgestimmt, „die Statikunterlagen fürs Gerüst fehlen noch“, sagt Vahnenbruck. Auch der Johannahaus- und Kirchplatz sollen landschaftsplanerisch und städtebaulich behindertengerecht umgestaltet werden, schließlich seien der Bereich Altmarkt, Kirche und Grundschule sehr frequentiert. Sein Fazit: „Der Umbau schreitet gut voran. Ich freue mich auf ein offenes Haus für die gesamte Gemeinde und die Menschen in der Stadt Dinslaken.“

Das Johannahaus an der Duisburger Straße, gleich neben der Pfarrkirche St. Vincentius, gehört seit dem Ende des Ersten Weltkriegs der katholischen Kirchengemeinde und diente ihr u. a. als Vereinsheim, Altenheim, Nähschule und nicht zuletzt, nach einem gründlichen Umbau im Jahre 1967, als Veranstaltungs- und Begegnungszentrum für alle Gruppen und Vereine der Pfarrei.

Im 19. Jahrhundert diente das Haus ganz anderen Zwecken: 1834 entstand das „Hotel Rosendahl“ mit der heute noch sichtbaren klassizistischen Fassade als Posthalterei für die Poststrecke Duisburg-Wesel, inklusive der Ställe für Postkutschen und Pferde. Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Oberhausen-Dinslaken-Wesel war auch für Dinslaken die Postkutschenzeit vorbei.