Hünxe. Mit einem Trecker und angehängtem Wohnwagen hat sich Hans-Dieter Förster auf den Weg zum Nordkap gemacht. Das erlebte er auf der Reise.
„Um so etwas zu machen, muss man schon ein wenig verrückt sein“, sagt Hans-Dieter Förster selbst. Mit dem Mobiltelefon meldet er sich aus Norwegen in Deutschland. Das Nordkap hat der 74-Jährige mit seinen Reisebegleitern Hannes und Helene Bücker aus Haffen-Mehr gerade hinter sich gelassen – nach einer rund 3000 Kilometer weiten Tour von Hünxe bis an den nördlichsten Punkt, der vom europäischen Festland aus auf dem Landweg über Straßen erreichbar ist.
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Drei Wochen dauerte die Tour zum Nordkap. Zum einen natürlich wegen der Fahrzeuge, mit denen die Reisegruppe unterwegs ist: zwei Traktoren, die eher unter die Kategorie Oldtimer fallen. „Wir sind mit rund 30 km/h unterwegs. Der Trecker von meinem Reisebegleiter fährt maximal 33 km/h und der kann ja nicht die ganze Zeit Vollgas geben“, erklärt Hans-Dieter Förster.
Zwangspause auf dem Campingplatz
Dazu kam dann auch noch ein Defekt: Beim Fahrzeug von Reisebegleiter Hannes Bücker war die Wasserpumpe kaputt. Und das Ersatzteil wurde aus Deutschland geliefert. „Leider nicht per Expresslieferung“, sagt Hans-Dieter Förster und man kann sein Augenrollen fast durch die Telefonleitung hören. „Deswegen mussten wir acht Tage auf einem Campingplatz darauf warten.“ Einbauen konnte es Hannes Bücker allerdings selbst. Der Landmaschinenmechanikermeister hat das Schrauben an Traktoren schließlich gelernt und bastelt auch noch heute gerne. Auch der Traktor von Hans-Dieter Förster hatte einen kleinen Defekt: Sein Scheibenwischer wollte nicht mehr funktionieren. „Wir waren dann in einem Laden. Die hatten zwar kein Ersatzteil, wollten mir aber gerne direkt einen neuen Trecker verkaufen“, erzählt Förster und lacht.
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Nach der Unterbrechung ging es dann aber gut weiter für die beiden Trecker-Piloten. Aber wie kam es überhaupt zu der verrückten Reise? Für Hans-Dieter Förster begann der Traum von einem Besuch in Norwegen eigentlich schon, als er noch ein Schüler war. Als er zwischen zehn und zwölf Jahre alt war, fiel ihm eine alte Arbeitstasche seines Onkels in die Hände. Darin ein Bildband über Norwegen. „Da habe ich das Land zum ersten Mal gesehen“, erinnert sich Förster mehr als 60 Jahre später.
„Wir sind mit rund 30 km/h unterwegs. Der Trecker von meinem Reisebegleiter fährt maximal 33 km/h und der kann ja nicht die ganze Zeit Vollgas geben“
Beinbruch führte zur besonderen Reise-Idee
Im vergangenen Jahr brach sich Förster das Bein, musste einige Zeit im Rollstuhl verbringen und hatte damit die Muße, darüber nachzudenken, was er so machen könnte. „Da bin ich wieder auf das Nordkap gekommen“, erzählt er. Und entschloss sich dazu, eine Tour an die Nordspitze Norwegens auszuarbeiten. Mit einem Routenplaner im Internet, bei dem er Autobahnen und Schnellstraßen von der Route entfernen konnte – hier wären die Traktoren nur im Weg – machte er sich an die Streckenplanung.
Und gewann sehr schnell Hannes Bücker als Mitreisenden. „Ich kenne ihn von der Kreaktiv-Stiftung“, erzählt Hans-Dieter Förster. Bücker ist selbst ein Extremreisender unter den Treckerpiloten. Mit seinem Traktor hat er schon den Triumphbogen in Paris umrundet, die Frauenkirche in Dresden umkreist und den Großglockner bezwungen. Nach Österreich war auch Hans-Dieter Förster schon mit dem Trecker unterwegs. „Damals war ich drei Wochen weg“, berichtet er. Jetzt sind für die Tour rund zehn Wochen eingeplant.
„Hinter jedem Berg wartet eine andere Landschaft“
Schon die Fahrt zum Nordkap war naturgemäß ein kleines Abenteuer. Die Landschaften Skandinaviens nahmen Hans-Dieter Förster gefangen. „Hinter jedem Berg wartet eine andere Landschaft. Das ist einfach traumhaft“, schwärmt er von seiner Reise. „Das Nordkap selbst ist gar nicht so besonders. Aber die Reise dahin ist es auf jeden Fall.“
Natürlich war es dann doch etwas Besonderes, am Nordkap zu stehen, Bilder von sich selbst neben dem berühmten Globus zu machen, der hier auf der Felsenklippe steht. Ein anderes kleines Projekt konnte Hans-Dieter Förster allerdings nicht umsetzen: Er wollte mit seinem Traktor zur nördlichsten Stelle fahren. Allerdings macht ihm der Nebel einen Strich durch die Rechnung – und andere Touristen. „Ich bin mitten in der Nacht aufgestanden, um das zu machen. Da war allerdings gerade eine Touristengruppe da“, erzählt er. Da die Sonne von Mitte Mai bis Ende Juli immer über dem Horizont bleibt, verwischt hier auch der Unterschied zwischen Tag und Nacht.
Dichter Nebel verhinderte Nordkap-Plan
Als er es dann nochmal versuchen wollte, machte ihm der Nebel einen Strich durch die Rechnung. „Der war so dicht, dass ich befürchtet habe, ich würde mir die Reifen kaputtfahren“, erzählt Förster. „Außerdem habe ich mich auf dem Weg zurück zum Campingplatz wegen des Nebels dreimal verlaufen.“ Der Nebel zwang die Reisenden vom Niederrhein dann auch dazu, etwas länger am Nordkap zu verharren, als ursprünglich geplant. „Wir hatten Sorge, dass uns bei dem Nebel jemand hinten drauf fährt, wenn wir auf der Straße unterwegs sind“, erklärt Förster.
Neben dem Nebel hatte er im hohen Norden allerdings noch eine besondere Begegnung: Denn am Nordkap sprach ihn eine junge Frau an und bestellte ihm liebe Grüße – von Gastwirtin Danni Dames aus Hünxe. „Sie hat mir gesagt, Danni hätte ihr gesagt, sie soll, wenn sie jemanden mit einem Trecker sieht, liebe Grüße bestellen“, erzählt Hans-Dieter Förster. Zudem hatte er auf der Fahrt schon einen weiteren Menschen getroffen, der ihn schon von einer anderen Trecker-Tour kannte. „Manchmal ist die Welt doch sehr klein“, kommentiert der Nordkap-Reisende.
Den Verkehr in Trondheim aufgehalten
Der erlebte auch auf seiner Rückfahrt, bei der ihn dann auch seine Frau Helene begleitete, die mit dem Flugzeug nach Norwegen gereist war, noch einige Besonderheiten. Bei der Fahrt durch Trondheim hielten die beiden Trecker den außergewöhnlich dichten Verkehr auf. „Wir wurden dann von der Polizei ermahnt, haben dann erstmal mehrere Hundert Autos vorbeigelassen“, erzählt Hans-Dieter Förster. Und kaum, dass sie weiterfuhren, bildete sich hinter den Fahrzeugen wieder ein Stau. „Dann hat uns die Polizei gestoppt und ich musste mit meinem Trecker erstmal zum TÜV. Ich glaube, die wollten uns aus dem Verkehr ziehen.“ So schafften es die Reisenden aus Deutschland nicht nur in eine norwegische Zeitung, sondern auch in die sozialen Medien.
Nach Empfehlungen bogen sie dann ins Landesinnere ab und fuhren durch ein Tal. „Das Licht dort war unbeschreiblich. Da konnte ich es nachvollziehen, dass die Norweger an Trolle glauben“, sagt Hans-Dieter Förster. Durch Obstanbaugebiete ging die Reise weiter. Und die Nachricht von den verrückten Deutschen mit den Traktoren eilte der Reisegruppe voraus. „Als wir hier an einem Obststand angehalten haben, wurden wir direkt mit einem ‚Wo bleibt ihr? Wir warten schon auf Euch!‘ begrüßt“, erzählt Förster.
Feierlicher Empfang in der Heimat
Am Montag kehrten die Försters wieder nach Hause zurück. Auf dem Rückweg hatten sich einige Beschleunigungen der Reiseroute ergeben, zum Beispiel, weil man eine Fähre früher fahren konnte als gedacht und schon dadurch einen Tag einsparte. „Als wir zu Hause ankamen, wurden wir mit einem großen Plakat empfangen“, berichtet Hans-Dieter Förster. „Und dann schauten auch noch alle Nachbarn vorbei, um uns zu begrüßen.“
Die Reise wird Hans-Dieter Förster mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis bleiben. Auch wenn für ihn nach der Tour eigentlich auch schon wieder vor der nächsten Tour ist. Im September möchte sich der Trecker-Pilot aus Hünxe wieder auf den Weg machen. Dann geht es Richtung Österreich. „Zuerst fahre ich zum Traktor-Treffen in Hintertux und dann geht es weiter zum Großglockner. Da findet die WM der Oldtimer-Traktoren statt“, erzählt der Hünxer und freut sich schon darauf, mit seinem Oldtimer durch die Berglandschaften zu fahren. Auch von da wird er sicherlich Erinnerungen mit nach Hünxe zurückbringen.