Hünxe. Die Bestandsanalyse zur Wärmeplanung wurde im Ausschuss vorgestellt. In mehr als 50 Prozent der Gebäude gibt es Modernisierungspotenzial.

  • In Hünxe wurde ein erstes Zwischenergebnis zur Wärmeplanung für die Kommune vorgestellt.
  • Demnach besteht bei vielen Gebäuden in Hünxe ein überdurchschnittliches Modernisierungspotenzial.
  • Es gibt in der Gemeinde weitere Potenziale für eine klimaneutrale Wärmeversorgung.

Es ist eine Frage, die in den kommenden Jahren die Gemeinde Hünxe beschäftigen wird: Wie kann man die Hünxer mit Wärme versorgen, ohne dabei gleichzeitig dem Klima einzuheizen? Wie alle anderen Kommunen, ist auch die Gemeinde Hünxe dazu verpflichtet einen Plan für die Wärmeversorgung in den Gemeindegrenzen aufzustellen. Das übernimmt für Hünxe die Firma Ben-Tec aus Emsdetten.

Projektleiter Tom Krey von Ben-Tec präsentierte im Ausschuss für Planung, Umwelt und Klimaschutz die ersten Zwischenergebnisse zur Wärmeplanung in Hünxe. Im Fokus standen dabei die Analyse des Gebäudebestands, die möglichen Potenziale, Zielszenarien für die Wärmeplanung und die Strategien, um diese Ziele zu erreichen.

Großes Potenzial durch Wechsel der Energieträger

Die Bestandsanalyse ist dabei quasi abgeschlossen. „Wir haben in der Gemeinde vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser“, stellte Tom Krey fest. Diese Gebäude machen 86 Prozent der Wohnbebauung in Hünxe aus. Die meisten der Gebäude wurden dabei zwischen 1970 und 1980 gebaut und benötigen zum Heizen pro Quadratmeter Wohnfläche etwa 110 bis 120 Kilowattstunden an Energie.

Im Ortskern Hünxe liegen zwei Fokusgebiete bei der Wärmeplanung. Im nördlichen Teil ließe sich durch Modernisierungen viel Wärmeenergie einsparen. Im südlichen Teil durch die Abwärme von Grubenwasser klimafreundlich heizen.
Im Ortskern Hünxe liegen zwei Fokusgebiete bei der Wärmeplanung. Im nördlichen Teil ließe sich durch Modernisierungen viel Wärmeenergie einsparen. Im südlichen Teil durch die Abwärme von Grubenwasser klimafreundlich heizen. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey www.luftbild-blossey.de

Den größten Anteil am Gesamtwärmebedarf haben dabei die Ortsteile Hünxe (30 Prozent), Drevenack (25 Prozent), Bruckhausen (20 Prozent) und Bucholtwelmen (16 Prozent). Insgesamt werden 175 Gigawattstunden an Energie benötigt, um die Hünxer mit Heizungswärme und warmen Wasser zu versorgen.

Dabei entfallen 59 Prozent des Gesamtwärmebedarfs auf Wohngebäude, 38 Prozent auf Gewerbe, Handel und Dienstleistung und drei Prozent auf Kommunale Gebäude. „Die kommunalen Gebäude wird man allerdings auch in den Blick nehmen müssen“, machte Tom Krey direkt klar. Momentan kommt die Energie dazu vor allem aus Gas (49 Prozent) und Öl (24 Prozent). Das schon vorhandene Wärmenetz stellt 15 Prozent des Energiebedarfs und erneuerbare Energien bisher nur 5 Prozent. „Der Wechsel der Energieträger bietet da ein sehr großes Potenzial“, stellt Tom Krey fest.

Großes Einsparpotenzial durch Modernisierungen

Aber es gibt noch einen weiteren Angriffspunkt, um beim Heizen in Hünxe Energie zu sparen: die Gebäude. 42 Prozent aller Gebäude in der Gemeinde hat ein (deutlich) überdurchschnittliches Modernisierungspotenzial. Weitere 15 Prozent haben ein durchschnittliches Potenzial. „Die Vermeidung von Energieverbrauch ist ein großer Punkt, der angegangen werden muss“, stellt Tom Krey fest. Je nachdem, wie man sich hier Ziele steckt, könnte man alleine dadurch zwischen 33 und 58 Gigawattstunden pro Jahr an Wärmeenergie einsparen. Zum Vergleich: Die gleiche Energiemenge an Strom würde ausreichen, um mehr als 200.000 moderne Kühlschränke für ein Jahr zu betreiben.

Wenn man die Abwärme des Grubenwassers vom Schacht Hünxe nutzen könnte, ließen sich damit nach Analyse von Ben-Tec viele Gebäude im Süden des Ortskerns gut mit Wärme versorgen.
Wenn man die Abwärme des Grubenwassers vom Schacht Hünxe nutzen könnte, ließen sich damit nach Analyse von Ben-Tec viele Gebäude im Süden des Ortskerns gut mit Wärme versorgen. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Aber es gibt weitere Potenziale, um in Hünxe das Heizen umweltfreundlicher zu gestalten. Die Firma Ben-Tec hat zum Beispiel die Möglichkeiten für den Einsatz von Photovoltaik und Solarthermie auf Freiflächen ausgeleuchtet. Diese liegen vor allem entlang der Dinslakener Straße in den Ortsteilen Bruckhausen und Drevenack, aber auch im Industrie- und Gewerbepark Bucholtwelmen. „Hier sollte man Prioriäten auf Flächen setzen, die nahe an Industrie, Wohnsiedlungen oder bestehender Strominfrastruktur liegen“, erklärte Krey.

Auch für Wärmequellen gibt es Potenziale. Zum einen könnte man Abwärme aus der Biogasanlage in Bucholtwelmen nutzen. „Die wird zur Zeit umgebaut“, erklärte Tom Krey. Außerdem sei auch an der Gasverdichterstation von Thyssengas und beim Grubenwasser am Schacht Hünxe eine Wärmenutzung möglich. Hier rechnet man mit 1,6 Gigawattstunden pro Jahr an Wärmepotenzial. „Damit könnten die im Süden des Hünxer Ortskerns gelegenen Wohngebiete gut versorgt werden“, sagt Tom Krey. Allerdings nur in einer langfristigen Betrachtung: „Das ist der Tatsache geschuldet, wie die Planungen bei der Grubenwassernutzung laufen“, erklärt Tom Krey. „Wahrscheinlich wird sich da vor 2030 nichts groß bewegen.“

Drei Gebiete im Fokus der Wärmeplanung

Drei Fokusgebiete gibt es aus Sicht von Ben-Tec auf dem Gemeindegebiet. Zum einen das Wohngebiet im Hünxer Ortskern zwischen Rathaus, Binnenbruchweg und Gahlener Straße. Hier gebe es ein hohes Sanierungspotenzial und die Möglichkeit, fossile Energieträger durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Zudem gebe es hier ein hohes Potenzial für ein Wärmenetz aufgrund der Siedlungsdichte und es wäre eine kurz- bis mittelfristige Umsetzung möglich.

Flächen für Energieerzeugung

Wie Kämmerer und Gemeindewerke-Geschäftsführer Michael Häsel im Ausschuss anmerkte, sollen im Landesentwicklungsplan für die Kommunen jetzt auch Flächen reserviert werden, um Anlagen zur Nutzung von erneuerbaren Energien aufstellen zu können.

„Seitens der Landesregierung denkt man darüber nach, den Kommunen Reserveflächen zur Verfügung zu stellen. Ansonsten hätten wir Probleme, Anlagen zur Energieerzeugung überhaupt zu planen“, erklärte er.

Bis 2045 soll Deutschland komplett klimaneutral sein und damit auch das Heizen klimaneutral funktionieren. Nach einigen Untersuchungen müssten bis dahin noch rund 15 Millionen Wohngebäude energetisch saniert werden.

Das zweite Fokusgebiet ist der IGP Bucholtwelmen, wo eine Umrüstung und der Ausbau erneuerbarer Energien eine Menge bewirken könnten, etwa der Bau von PV-Anlagen auf Dächern und Freiflächen. Zudem gebe es hier ein großes Potenzial für eine Wärmenetzversorgung. Das dritte Fokusgebiet wäre der südliche Teil des Ortskerns Hünxe, wo sich eine Nutzung des Grubenwassers aus dem Schacht Hünxe anbieten würde, was man durch eine Großwärmepumpe am Schacht realisieren könnte. Zudem könnten hier auch die Sporthallen und Schulen (Gesamtschule und Karl-Vogels-Schule) miteinbezogen werden.