Voerde. Die Frankfurter Straße birgt für Radfahrer ein großes Risiko. Warum die Gefahr bald gebannt sein könnte – und was das Kraftwerk damit zu tun hat.
- Bei Radfahrern, die auf der Frankfurter Straße in Voerde unterwegs sind, fährt besonders auf einem Abschnitt die Angst mit
- Die Stadt Voerde hat die Hoffnung, dass sich die Gefahrenstelle beseitigen lässt
- Eine Rolle spielen dabei Pläne der RWE, Eigentümerin des ehemaligen Kraftwerks Voerde
Lang, lang ist‘s her, dass auf dem Gelände des heute stillgelegten Kraftwerks in Möllen zwecks Versorgung mit Steinkohle eine Betriebsbahn verkehrte. Auf Teilen des rund 60 Hektar großen Grundstücks, das sich im Besitz von RWE befindet, liegen noch die Gleise. Sie verlaufen im jeweiligen Randbereich der rund 60 Hektar großen Industriefläche östlich und westlich der Frankfurter Straße, die sie unweit der Friedrichstraße über eine Brücke queren.
RWE sieht angesichts der geplanten Folgeentwicklung des Geländes für die Kraftwerksbahn samt der Nebenanlagen keinen Nutzen mehr, wie die Stadt Voerde in einer Beschlussvorlage für die Politik erläutert. Der Essener Energiekonzern beabsichtigt bekanntlich, die seit Frühjahr 2017 brach liegende Industriefläche zu einem Standort umzubauen, an dem künftig in industriellem Umfang grüner Wasserstoff erzeugt werden kann – und „sofern, es die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zulassen“, auch der Bau eines wasserstofffähigen Gaskraftwerks für das Unternehmen „denkbar“ ist.
Walsum von Gleisrückbau nicht betroffen
RWE will die Gleisanlagen zurückbauen, die angrenzende Walsumbahn, ist davon nach Angaben der Stadt nicht direkt betroffen. Das Vorhaben „Energiepark Voerde“ sieht den Bau von „Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff (Elektrolyseur), zur Energiespeicherung sowie ein dekarbonisierungsfähiges Gaskraftwerk (H2-ready) auf der Basis von Erdgas sowie perspektivisch Wasserstoff“ vor, wie die Stadtverwaltung erklärt. Auch weitere Nebenbauten wie eine Umspannanlage, Wasserentnahme- und Einleitbauwerke, eine Wasseraufbereitungsanlage sowie eine Trailerstation zum Abfüllen von Wasserstoff gehören dazu.
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Mittelfristig sei der Anschluss der Wasserstofferzeugungsanlage an ein Gasnetz vorgesehen, wie die Voerder Verwaltung in einer weiteren Drucksache zu dem Thema erläutert. Heißt in der Folge: Die Kraftwerksbahn wird auf dem Grundstück als Transportmittel nicht mehr benötigt. Der Wasserstoff gelangt zum einen – zu 90 Prozent – über die besagte Pipeline ans Ziel und zum anderen über Lkw (zehn Prozent), die an der Trailerabfüllstation Halt machen, wie der Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz am Dienstag dargelegt bekam.
Schwierige Verkehrssituation auch für Autofahrer
Die Stadt wurde bezüglich des von RWE beantragten Gleisrückbaus von der Bezirksregierung Düsseldorf um eine Stellungnahme gebeten – sie hat aus stadtplanerischen Gesichtspunkten keine „grundsätzlichen Bedenken“. Vielmehr bietet sich ihr dadurch möglicherweise die Chance, ein drängendes Problem auf einem anderen Feld anzugehen: Die Rede ist von der schwierigen Verkehrssituation auf der Frankfurter Straße auf dem Abschnitt zwischen der Einmündung Friedrichstraße und Haus Wohnung. Die Fahrbahn dort ist ausgesprochen eng, die Straße nimmt eine scharfe Kurve. Einen Radweg gibt es nicht.
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Bei Radfahrern, die in dem Bereich unterwegs sind, fährt die Angst mit, wenn sie einen Pkw im „Nacken“ haben, der sie dann an dieser unübersichtlichen Stelle auch noch – ohne eine ausreichende Einsicht in den Gegenverkehr zu haben und ohne den Mindestabstand einzuhalten - überholt. Eine solche Szene lässt sich immer wieder auf dem Abschnitt beobachten. Aber auch bei Autofahrern steht die Verkehrsführung in dem Bereich in der Kritik. Wer von Voerde-Mitte kommend von der Frankfurter Straße links auf die Friedrichstraße abbiegen möchte, tut dies angesichts der schlechten Einsicht aufgrund der scharfen Kurve mit einem sehr unguten Gefühl.
Der von RWE beantragte Rückbau der Gleise kann im wahrsten Wortsinn den Weg für eine Entschärfung der gefährlichen Verkehrssituation auf der Frankfurter Straße auf dem Teilstück Einmündung Friedrichstraße und Haus Wohnung ebnen. Denn: Die Brücke für die ausgediente Betriebsbahn des stillgelegten Steinkohlekraftwerkes wird abgerissen. Die beidseits der Frankfurter Straße stehenden massiven Pfeiler verschwinden ebenfalls, wodurch auf den jeweiligen Flächen Platz entsteht. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, die viel befahrene Landstraße in dem Bereich zu begradigen. Die Fahrbahn nähme einen anderen Verlauf, die scharfe Kurve entfiele. Für die Umsetzung zuständig ist Straßen.NRW.
Thema in weiterem Ausschuss
Vor knapp einem Jahr begannen auf dem Gelände des im Frühjahr 2017 stillgelegten Kraftwerks die Rückbauarbeiten, die Anfang Dezember 2023 mit der Sprengung des kolossalen Kühlturms das erste, viel beachtete Highlight erlebte. „Es passiert vor Ort eine Menge, was man von außen nicht sofort sieht. Die sind kräftig dran“, beschrieb Manfred Müser, städtischer Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Baurecht, im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz den Fortgang der Maßnahmen.
Der geplante Gleisrückbau von RWE und das neue Vorhaben „Energiepark Voerde“ sind in der nächsten Woche auch im Stadtentwicklungsausschuss Thema. Das Gremium tagt am Dienstag, 18. Juni, ab 17 Uhr im kleinen Sitzungssaal (Raum 137) des Rathauses.
Die unübersichtliche Straßenführung an der Stelle könne so beseitigt und die Straße und Radwege ergänzt werden, benennt die Stadt Voerde das dahinter stehende Ziel. Ein weiterer Punkt: Mit der Begradigung ließe sich zudem die Radwegeverbindung in Richtung Haus Wohnung ermöglichen. All dies würde „zu einer deutlichen Verbesserung der Verkehrssituation auf der Frankfurter Straße führen“, erklärte die Erste und Technische Beigeordnete Nicole Johann im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz.