Dinslaken. Nach dem Bau des neuen Bahnsteigs 2 soll auch der Bahnsteig 1 erneuert werden. Damit verliert der Bahnhof Dinslaken ein Alleinstellungsmerkmal.
Am Dinslakener Bahnhof liegen aktuell zwei Bahnsteige, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Der alte an Gleis 1 und 2 - und der moderne, neue für Gleis 3 und 4, der aber noch nicht in Betrieb ist. Der alte Bahnsteig ist noch im Design des Jahres 1956, der neue hat ein modernes Glas-Stahldach. Im Rahmen der Betuwe-Arbeiten soll nun auch der alte Bahnsteig samt Bahnsteigdach neu gebaut werden. Auch die Treppe zum Bahnsteig soll modernisiert werden. Das erfuhr die NRZ auf Nachfrage von der Bahn.
Das Projekt befinde sich aktuell in der Entwurfs- und Genehmigungsplanung, so die Bahn. Diese ende mit der Erlangung des Baurechts durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA). Die entsprechenden Planungen werden im kommenden Jahr „an das EBA gereicht und geprüft.“
Neue Anzeigetafeln für Dinslaken und Voerde
Noch vor dem Umbau soll der alte Bahnsteig aber offenbar mit neuen Anzeigetafeln ausgestattet werden. Die Bahn ersetzt bis Ende 2024 insgesamt 200 Anzeigen an kleinen und mittleren Bahnhöfen - darunter auch Dinslaken und Voerde. Mit den neuen zweizeiligen Displays sollen Reisende an kleinen Bahnhöfen umfangreicher als bisher informiert werden. Die neuen Geräte zeigen die nächsten beiden abfahrenden Züge und deren Abfahrtszeit an. „Reisende können die Informationen besser erfassen, weil die Schrift nicht durchläuft und die Anzeiger eine höhere Auflösung haben“, so die Bahn. Weil die DB auch die Akustik verbessert habe, seien Zugauskünfte leichter zu verstehen.
Einziger Bahnsteig mit Baum - noch
Mit dem Neubau des Bahnsteigs verliert der Dinslakener Bahnhof ein Alleinstellungsmerkmal - nein, es ist nicht das ungewöhnlich verkommene Bahnhofsgebäude. Der Bahnhof in Dinslaken ist der einzige, auf dessen Bahnsteig ein ausgewachsener Baum steht. Jedenfalls noch. Denn im Zuge der Sanierungsarbeiten soll die alte Weide gefällt werden
Der Bahnhof wurde im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört, wahrscheinlich hat sich der Baum danach selbst ausgesät. Wahrscheinlich, so mutmaßte Jan-Niklas Swart, Abschnittsleiter des Betuwe-Ausbaus einmal im Gespräch mit der NRZ, hat man den Baum über Jahrzehnte „einfach wachsen lassen“.
Er störte offenbar nicht wirklich. Viele Bahnreisende werden ihn noch nicht einmal zur Kenntnis genommen haben. Denn er steht ganz am Ende des mit 230 Metern für heutige Verhältnisse viel zu langen Bahnsteigs. Dort, wo Gras das Pflaster oder die Oberfläche des Bahnsteigs überwuchert hat. Theoretisch könnten Bahnreisende in seinem Schatten auf den Zug warten - würden diesen dann aber wohl aufgrund der Entfernung des Baums zum haltenden Zug wohl verpassen.
„Im Rahmen gesetzlicher Vorgaben trägt die Bahn dafür Sorge, dass Zugfahrten auf der Schiene verlässlich durchgeführt werden können“, so die Bahn. „Dafür gilt es, die Vegetation im direkten und weiteren Umfeld der Gleise im Blick zu behalten und bei Bedarf tätig zu werden.“ Der Baum befinde sich in der Nähe der Oberleitung und habe deswegen „in der Vergangenheit regelmäßig zurückgeschnitten werden“ müssen, „damit das Geäst nicht in die stromführende Leitung ragt.“ Dies habe „auch zu Sperrungen der Gleise“ geführt, so die Bahn. „Da dies auch in der Regel Auswirkungen auf den Zugbetrieb hat, plant die DB die Entfernung des Baums am Bahnsteigende.“ Wie bei allen anderen im Rahmen der Betuwe gefällten Bäume seien – in Absprache mit den zuständigen Behörden – „entsprechende Kompensationen vorgesehen“. Einen Zeitplan gibt es noch nicht.
So geht es weiter mit dem Bahnhosfgebäude
Für das Bahnhofsgebäude gibt es weiterhin keine konkrete Planung. Die DB sei gemeinsam mit der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft (BEG NRW) im Austausch mit der Stadt „über eine grundlegende Sanierung des Gebäudes“, so die Bahn auf Nachfrage. Dabei gehe es auch um eine „Umnutzung der heute leerstehenden Flächen - also der ehemaligen Kneipe im Seitenflügel. Ziel sei eine Aufnahme in das Programm „Schöner Ankommen in NRW“ zu erreichen. Ein Zeit- und Kostenplan werde in diesem Zusammenhang erarbeitet.
Im Rahmen des Programms „Schöner ankommen in NRW“ unterstützt das Land NRW Bahn und Kommunen bei der Sanierung der Bahnhöfe und Vorplätze mit Mitteln der Städtebauförderung. Die Förderung des Landes liegt zwischen 50 und 80 Prozent. Die Bahn beteiligt sich am Eigenanteil der Kommune, der verbleibende Mindesteigenanteil der Kommune beträgt mindestens 10 Prozent. Zwischenzeitlich war ein Neubau des Bahnhofsgebäudes aus 1956 favorisiert worden. Allerdings konnten sich Stadt und Bahn nicht einigen, wer die Mehrkosten für einen Bahnhof, der über einen schlichten Personentunnel hinausgeht, trägt. Und dann stellte sich heraus, dass es für einen Neubau keine Fördermittel gibt.