Oberhausen. Die Geisterbahn-Familie Schütze aus Oberhausen steht für Gruseltradition. So sieht der Betreiber in Zeiten von Social Media die Zukunft des Fahrgeschäfts.
Wenn die Waggons mit einem kurzen Krachen durch die Klapptür fahren, sieht man viele lachende Gesichter. Manche pressen ihre Hände vor den Mund. Andere kichern in den Zwei-Personen-Sitzschalen zum Nachbarn herüber: Kinder, Jugendliche, Opa und Oma. „Genau darum geht es uns“, sagt Rudolf genannt Ronny Schütze aus Oberhausen. Die Fronleichnamskirmes befindet sich in der heißen Phase.
Seit 101 Jahren ist die Alstadener Familie unterwegs. Die aktuelle Gruselbahn stammt aus dem Jahr 1985, ist 2019 bis 2020 von „Schloss Dracula“ in „Die große Geisterbahn“ umgebaut worden. Die Spuk-Premiere erfolgte 2022 beim Frühlingsfest in Hannover. Eine Flagge mit der Aufschrift „Neue Geister eingetroffen“ weht wie eh und je auf dem Dach des doppelstöckigen Fahrgeschäfts. Zum 100. Geburtstag der Bahn überraschte der Sterkrader Konditor Hubert Cordes die Familie Schütze mit einer Gruseltorte.
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Ronny Schütze ist in fünfter Generation mit dabei und Chef sämtlicher Spukgestalten. Die Töchter Emely (Biergarten), Maria (Gourmet Hütt’n) und Sohn Ronny Junior (Schießstand) sind ebenfalls allesamt Schausteller. Die Zukunft für das Gruselkollektiv scheint gesichert. Doch kein Schreck! „Wir wollen uns jetzt noch nicht von der Geisterbahn trennen“, sagt der 59-Jährige energisch und augenzwinkernd.
Kirmes Oberhausen: Nosferatu, Nightmare und große Geisterbahnen
Die Historie ist ellenlang: 1981 kaufte Ronny Schütze das bekannte Spiegelkabinett „Nosferatu“ von der Firma Willi Dietz in Ziegenhain, baute dieses zum Laufgeschäft „Nightmare“ um und zog damit bis zur Jahrtausendwende auf den Rummel.
Der Vorsitzende des Vereins reisender Schausteller aus Oberhausen schaffte danach eine zweite Stockwerk-Geisterbahn an, reiste 18 Jahre mit zwei Gruselhäusern umher. Nach dem Tod der Eltern verkaufte er eine seiner Geisterbahnen an die junge Schaustellerfamilie Schneider aus Paderborn. Den Namen „Schloss Dracula“ hat er aber behalten.
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Die Zielgruppe habe sich nach Jahrzehnten kaum verändert, findet der Träger der Ehrennadel der Stadt Oberhausen. „Die Leute wollen sich gruseln und bespaßt werden.“ Sind aber Kinder in Zeiten von schaurigen Social-Media-Clips und Horror-Clowns nicht schwerer zu erschrecken als früher? „Vielleicht. Aber auch eine Geisterbahn verändert sich. Wir schaffen neue, moderne Geister an und mischen diese mit unseren Traditionsgeistern“, sagt Schütze.
Eine seiner Spukgestalten sei aus Holz geschnitzt und rund 50 Jahre alt. „Auch diese Figur verbreitet noch Spaß, weil wir eine breite Altersstruktur bedienen. Der Spagat ist nicht leicht, aber machbar.“
Kirmes Oberhausen: Spukgestalten sind so teuer wie ein Kleinwagen
Ob grünes Zottelmonster, riesiger Drache oder Dracula-Figur: In Deutschland haben sich drei Firmen auf bewegliche Geisterbahn-Figuren spezialisiert. Auch wenn es aus Amerika und Italien Konkurrenz gibt, kauft Schütze seine Geister seit 1990 bei der Firma Hofmann aus Bad Rodach. „Für eine große Figur auf der Front könnte man sich einen Kleinwagen kaufen. Kleinere Innenfiguren kosten so viel wie ein Motorrad.“
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In der Spitze besuchte Schütze rund 20 Rummelplätze pro Jahr. 2023 waren es sieben – darunter die Rheinkirmes in Düsseldorf und die Cranger Kirmes in Herne. Schütze benötigt mindestens fünf Mitarbeiter und zwei Tage, bis die Gruselbahn steht. Nach der Saison werden die Geister in Oberhausener Werkhallen in den Winterschlaf geschickt.
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Und was erschreckt den Schausteller Schütze selbst? „Wenn du mit der Geisterbahn aufwächst, sie mit auf- und abbaust, erschreckt dich die Fahrt natürlich nicht mehr“, sagt Schütze. „Aber keine Geisterbahnfahrt ist so gruselig wie manchmal das Leben.“
Fassanstich und Eröffnung der Sterkrader Fronleichnamskirmes
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