Dortmund. Vom EM-Hype zur eigenen Tour: Mit Partyhits, Feuerpistolen und 90er-Ikonen trat der Saxofonist André Schnura in Dortmund auf. Nun folgt Köln.
Im Sommer wurde er zum Phänomen der Fußball-EM in Deutschland, trat danach auf Festivals und Konzerten von namhaften Künstlern wie Nico Santos und dem Rapper Finch auf. Nun ist André Schnura, der sich in den sozialen Medien „der Typ mit dem Saxofon“ nennt, auf Tournee. Am Freitagabend war er in Dortmund.
Nach dem Auftakt seiner „Love is the Answer“-Tour in Hamburg spielte der Newcomer am 11. Oktober auch im FZW in Dortmund vor fast ausverkauftem Haus. Unter den 1300 Fans: Kinder mit Ohrschutz, Partygänger und Rentner. Während einige die am Merch-Stand erworbenen Fan-Shirts einweihten, trugen andere Deutschland-Trikots als Erinnerung an den Fußball-Sommer. In dieser Manier stimmte das Publikum, bereits bevor Schnura die Bühne betrat, das Lied „Pyrotechnik“ an, die inoffizielle EM-Hymne. Vom ersten Moment erfüllt der Auftritt, was der 31-Jährige bereits im Interview mit unserer Redaktion verriet: eine große Party.
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André Schnura: Der Saxofonist bringt EM-Stimmung nach Dortmund
Angekündigt wird er – zugegebenermaßen etwas selbstironisch – als „Held der EM“. Als er schließlich in einem schwarzen Outfit mit farblich passendem Saxofon vor die Menge tritt, trifft er auf ein bereits elektrisiertes Menschenmeer, das nur darauf wartet, einen Sprung durch die Zeit zu wagen, um die EM-Atmosphäre noch einmal aufzusaugen. Mit Augenzwinkern und Handschlägen begrüßt er seine Fans, unterstreicht seine Gesten mit den Worten: „Leute, ihr seid so geil!“
Schon vor Tourstart kündigte er im Gespräch mit unserer Redaktion an, nicht nur auf der großen Bühne spielen zu wollen. Und genau das verwirklicht er. Bereits in den Fanmeilen spielte er von seiner Soundbox aus der Menge heraus. Und auch in Dortmund bricht er die Distanz zwischen Bühne und Publikum durch ein kleines Podest mitten im Saal.
Begleitet wird er von dem Gitarristen Marco, dem Percussionisten Hendrik und DJ Salvatore. Von elektronischen Beats über Rap, Pop, Rock bis hin zu Schlager durchmischt der Saxofonist jegliche Genres. Und so schlägt er neben Partyklassikern und Stadion-Hits auch mal sanfte, melancholische Töne an. Passend dazu ein Outfitwechsel: In einem weißen Anzug badet er im Lichtermeer der Handys. Gerade bei diesen klassischeren Anschlägen zeigt der Saxofonist, dass er mehr ist als ein Partymacher: Ein studierter Herzblutmusiker, der mit seiner Leidenschaft seit Jahren seinen Lebensunterhalt verdient.
Saxofonist André Schnura: Mit Partyhits gewinnt er das Publikum für sich
Das, was der Saxofonist nicht kann, übernimmt das Publikum: Ob „Gimme! Gimme! Gimme!“ von Abba, „Monster“ von Culcha Candela, „99 Luftballons“ von Nena oder „Er gehört zu mir“ von Marianne Rosenberg: Textsicher singt es jeden Partyhit mit. Wirkt die Zusammenstellung der Lieder phasenweise willkürlich, schafft der ehemalige Hochzeitsmusiker es doch, die Menge mitzureißen.
Bei jedem Lied, das er anspielt, scheint es, als hätte das Publikum nur darauf gewartet. Für anderthalb Stunden lässt es sich auf das Songgewitter ein, um das Sommergefühl der EM wieder zu erleben. Zwischen den Liedern ruft er: „Wir müssen verständnisvoller miteinander sein!“ Der Appell ist klar: Für das Gefühl von Gemeinschaft braucht es weder die EM noch 30 Grad, „wir können das auch so haben“, sagt der Saxofonist. Und damit scheint er den Nerv des Publikums zu treffen, wenn Herumspringen und lautes Mitsingen der Maßstab dafür sind.
Und wer bislang nach dem Mix an Genres, Konfettiregen und Feuerpistole noch nicht im „Fiebertraum“ war, so nannte es ein Fan, ist es spätestens, als nach „Samba Do Brasil“ von Bellini plötzlich Captain Jack als zweiter Spezialgast „Hey Yo“ anstimmt und tönt: „Ihr seid alle meine Kinder der Neunziger!“ Als Zugabe spielt er dann die musikalische Parodie der Aussage „Eating the cats“ (Deutsch: Sie essen die Katzen) von Donald Trump aus der Präsidentschaftsdebatte mit Kamala Harris. Kurz darauf springt die ganze Halle als weitere Hommage an die EM zum niederländischen Hit von links nach rechts und schunkelt danach zum „Griechischen Wein“ von Udo Jürgens.
Buhrufe kommen erst, als André Schnura mit einem trockenen „Danke euch, tschüss“ die Bühne verlässt. Nur, um dann noch einmal im Rudi-Völler-Trikot und kurzer Hose, so wie er zu der EM auftrat und im Internet viral ging, „Zeit, dass sich was dreht“ anzustimmen und seine Show mit einer Liebesbekundung an seine Fans zu schließen.
„Love is the Answer“-Tour von André Schnura
- 17. Oktober: Köln, Stadthalle
- 24. Oktober: Stuttgart, LKA-Longhorn
- 25. Oktober: Dresden, Alter Schlachthof
- 29. Oktober: Frankfurt, Zoom
- Tickets sind ab 39,90 Euro auf der Webseite von MPM Music erhältlich.