Duisburg. Pianist Jason Moran beendet das Klavier-Festival Ruhr 2024 fulminant. Doch die Begleitband hinterlässt einen faden Beigeschmack.

Ein Jahr geschafft. Nicht irgendeines, Jahr 1 nach Franz Xaver Ohnesorg. Im Vergleich mit ihrem Vorgänger hat Katrin Zagrosek, Intendantin des Klavier-Festivals Ruhr, etwas mehr auf Jazz gesetzt – sowohl das Eröffnungskonzert mit dem Emmet Cohen Trio als auch das zum Abschluss in der Duisburger Mercatorhalle am Dienstagabend waren diesem Genre gewidmet: Das Finale mit dem US-amerikanischen Pianisten Jason Moran und der HR-Big Band war ein denkwürdiges Konzert, positiv wie negativ.

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Positiv denkwürdig vor allem dank Jason Moran. Der Pianist beginnt und beendet das Konzert – angenehm und kondensiert ohne Pause – solo am Klavier und zeigt, warum er den prominenten Platz als letzter Künstler des Festivals 2024 verdient hat. Seine linke Hand ist eine Klasse für sich, ein eigenes Instrument, Brad Mehldau drängt sich unweigerlich als Vergleich auf. Aber wenn der Musiker so durch die Akkordfolgen sinniert, schießt dem Zuhörer auch Keith Jarrett durch den Kopf. Morans Musik hat Seele, ist dynamisch eine Wucht, berührt ohne große Gesten und mit viel Herz.

Abschlusskonzert Klavier Festival Ruhr 2024: Braucht es die Big Band?

Das Motto war übrigens „125 Jahre Duke Ellington“. Ein wenig aufgepfropft. Denn die Big Band des Hessischen Rundfunks spielt im Mittelteil des Konzerts gemeinsam mit Moran Originalarrangements des großen Big-Band-Meisters. Dass die Musik altbacken klingt, ist nicht die Schuld der Musiker. Hierzulande ist man von der Weltklasse der WDR Big Band verwöhnt, da haben die hessischen Künstler keine Schnitte. Sie sind Topmusiker, doch die Saxophone spielen mit unendlich viel Vibrato, die Blechbläser exzessiv mit Dämpfern, und trotzdem bewegt sich musikalisch nichts, bewegt einen beim Zuhören musikalisch nichts. Von gestern muss ja per se nichts Schlechtes sein. Ist es an diesem Abend aber.

Der geniale Pianist Jason Moran begeistert beim Klavier Festival Ruhr 2024

Das macht sich vor allem bemerkbar, als Moran das Konzert solo am Piano beendet. Der Klassiker „Carolina Shout“ mit einer Improvisation, dass die Münder offen stehen. Jason Morans Kombination aus Gospel-Akkorden, aus sanften Melodielinien und alternativlos-perfektem Timing wirft die Frage auf: Hätte es die Big Band wirklich gebraucht, bei diesem neuen, modernen Klavier-Festival Ruhr?

Beim Empfang mit Häppchen und KöPi im Anschluss ist die Frage eher zweitrangig. Es wird ein erfolgreiches Klavier Festival 2024 gefeiert, und eine erfolgreiche Katrin Zagrosek: „Viele Menschen sind uns auf den neuen Wegen gefolgt“, sagt sie, und spricht dann angenehm unkonventionell die vielen Spender im Saal an. „Auch im nächsten Jahr geht es um Ihre finanzielle Unterstützung!“ Ein frischer Hauch Realität im Musentempel.