Weeze. Mitorganisator Bernd Dicks spricht im Interview über Pläne fürs San Hejmo-Festival. Es findet diesmal zweitägig statt, inklusive “Green Camping“.
Vergangenes Jahr ist mit San Hejmo erfolgreich ein neues Livemusik- und Kulturfestival in NRW an den Start gegangen. Rund 20.000 Fans feierten eine Riesenparty auf dem Gelände neben dem Flughafen Weeze. In diesem Jahr dürfen sie sich über eine Neuauflage mit aktuell angesagten Künstlerinnen und Künstlern freuen. Und diesmal findet das Festival der Parookaville-Macher gleich an zwei Tagen statt (18. und 19. August) - inklusive der Möglichkeit vor Ort zu zelten.
Im Interview verrät Bernd Dicks, Mitorganisator und einer der drei Gründer von San Hejmo, wie das neue Festival in seinem zweiten Jahr angenommen wird und welche Besonderheiten die Gäste erwarten. Außerdem spricht der 40-Jährige aus Weeze über die Zusammenstellung des Line-up, Nachhaltigkeit beim Camping und darüber, was San Hejmo in seinen Augen einzigartig macht.
Wie habt Ihr Euch in diesem Jahr für Eure Headliner entschieden?
Bernd Dicks: "Wir haben uns da wirklich auf die Top-Künstler, die es gerade so im deutschsprachigen Pop-, Hip Hop- und Rock-Bereich gibt, konzentriert. Apache 207 ist seit Wochen Nummer eins in den Charts - der hat seine Tour in Deutschland in null Komma nichts ausverkauft. Deshalb war das für uns ganz klar, dass er bei uns Headliner sein muss. Und wir freuen uns megamäßig, dass wir die Fantastischen Vier und Sportfreunde Stiller nach Weeze holen können. Richtig gut sind aber auch die ganzen jungen Künstlerinnen: Esther Graf und Cloudy June haben wir zum Beispiel mit dabei."
San Hejmo 2023: Keine Pausen zwischen den Acts
Es gibt es ja gewissermaßen eine Art doppelte Mainstage-Bühne...
Dicks: "...genau. Und das Besondere dadurch ist: Es gibt in diesem Jahr keine Pause zwischen den Acts. Es geht alles Schlag auf Schlag. Normalerweise ist es bei Festivals ja so, dass die Hauptbühne für den Umbau eine Dreiviertelstunde lang zu ist. Wir haben quasi zwei Bühnen in einer - da wird dann die eine Hälfte umgebaut, während auf der anderen Hälfte beispielsweise Tokio Hotel spielt. Man kann sich quasi morgens an die Mainstage stellen und dann, mit 15 Minuten Pinkelpause dazwischen, "Band after Band after Band" gucken."
Parookaville, das auf dem gleichen Gelände stattfindet, zeichnet sich vor allem durch DJs aus, die die Gäste mit Elektro-Beats unterhalten. Wie grenzt sich das "San Hejmo"-Konzept davon ab?
Dicks: "San Hejmo soll darüber hinaus andere Leute ansprechen, die vor allen Dingen auf aktuellen Pop, Hip Hop und Livemusik stehen. Die Idee war, dass wir mit einem zweiten Konzept an den Start gehen, was auch ein Musikfestival ist - aber eben gleichzeitig auch wieder viel mehr als das. Ein großer Teil unseres Konzepts ist auch Street Food, Kultur und Kunst. Es gibt kein anderes Festival in NRW, das so viel Geld in Dekoration, verrückte Details und einfach witzige Sachen steckt."
San Hejmo 2023: Abrissparty in engem "WG-Zimmer" geplant
Zum Beispiel?
Dicks: "Es wird wieder unsere "WG-Party" geben, das kann ich schon sagen. Und zwar haben wir uns letztes Jahr den Spaß erlaubt und haben drei extragroße Wohnanhänger mit DJs darin aufgestellt - in Holland gibt es die ganz oft, diese Holzhäuschen, wo so Räder drunter sind, eigentlich etwas größere Wohnwagen. Und dann haben wir einfach gesagt: So Leute, dann zerlegt die Dinger mal. Und das ist dann auch passiert. Auf einmal flog da eine Wand raus und alles aus dem Fenster. Das werden wir in abgewandelter Form dieses Jahr wieder machen: Eine kleine Party in einem engen "WG-Zimmer" nennen wir das. Und wer weiß, vielleicht kommt dann ja noch irgendein bekannter DJ dazu."
Ihr habt im vergangenen Jahr mit "Street Art"-Künstlerinnen und -Künstlern zusammengearbeitet, die beeindruckend große Werke gezeigt haben - zum Teil über zehn Meter hoch. Welcher "Look" erwartet die Leute in diesem Jahr?
Dicks: "Parookaville ist rockig und rostig, eher Steam Punk-Style. San Hejmo ist bunt. Das Festival wird zu einer Open-Air Galerie voll mit Graffiti, Murals, Installationen und Paintings. Aber nicht wie eine Besichtigung in einer Ausstellung, sondern eher vergleichbar mit dem Wynwood Art District in Miami – das ist so ein bisschen Vorbild für unsere Openair-Galerie. Es werden wieder Werke zu sehen sein von wirklich großen Künstlerinnen und Künstlern, die weltweit teilweise ganze Häuser besprühen. Die werden dann für uns Kunstwerke herstellen oder sie vor Ort in der Woche vor San Hejmo malen."
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Und worauf kann man sich kulinarisch einstellen?
Dicks: "Wir haben wieder echt coole Street-Food-Trucks, aber auch normale Essenstände. Das wollen viele auf einem Festival dann doch: einfache Pommes-Currywurst, zack, zack. Aber man kommt auch auf seine Kosten, wenn man zum Beispiel Lust hat auf "mexikanisch". Wir werden wieder indische und afrikanische Angebote haben - eigentlich von allen Kontinenten etwas. Wir haben Dry Aged Burger, es gibt aber auch vegane Angebote. Ich glaube, im letzten Jahr waren es 16 Trucks, dieses Jahr werden es noch ein paar mehr sein."
Mehr Festival-Gäste als im vergangenen Jahr erwartet
Könnt Ihr auch schon etwas zu der erwarteten Besucherzahl sagen? Im vergangenen Jahr waren es ja rund 20.000.
Dicks: "Der Vorverkauf läuft wirklich gut. Momentan gehen wir davon aus, dass wir zwischen 25.000 und 30.000 Gästen sein werden. Wir freuen uns riesig, dass das Festival in seinem zweiten Jahr auch so gut angenommen wird. Letztes Jahr war das Feedback ja schon super für eine eintägige Veranstaltung. Und jetzt werden es ja gleich zwei Festival-Tage sein - mit Camping. In dem Zusammenhang haben wir auch ein paar "Specials" eingebaut, wie "Green Camping" oder "Friends Camping"."
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Was kann man sich darunter vorstellen?
Dicks: "Man kann für sechs oder zwölf Personen eine feste Parzelle buchen, die 50 oder 100 Quadratmeter groß ist. Viele reisen ja in Gruppen an - und manchmal kommt der eine erst drei Stunden später an und muss sonst vielleicht woanders schlafen als die anderen. Beim "Friends Camping" weiß man: Hey, ich bin auf jeden Fall mit meinen Leuten fest zusammen. "Green Camping" heißt, wir wollen in einem gewissen Bereich die Leute versammeln, die Bock haben, möglichst sauber zu zelten."
Bernd Dicks: "Müllvermeidung ist ein großes Stichwort"
Wie genau soll das dann in der Praxis aussehen?
Dicks: "Vor allem Müllvermeidung ist da ein großes Stichwort. Auch Zelte sind Gebrauchs- und keine Verbrauchsgegenstände. Bei Parookaville haben wir letztes Jahr die Gäste schon deutlich mehr dafür sensibilisiert, zum Beispiel: Hey, wenn ihr Einwegzelte nutzt, baut sie hinterher ab und bringt sie zu den Spendeboxen. Das "Green Camp" soll außerdem eine Art Rückzugsort sein, an dem man aufeinander achtet. Eine gewisse Nachtruhe werden wir zum Beispiel anbieten, also laute Musik und Musikboxen sind dort nachts nicht mehr erlaubt. Uns geht es darum, dass die Leute, die sich das "Green Camping" auf die Fahne geschrieben haben, einen entsprechenden Platz dafür bekommen.
Der Name San Hejmo ist ja an die weltweite Plansprache Esperanto angelehnt und heißt übersetzt "Heiliges Zuhause". Was soll das für ein Gefühl transportieren?
Dicks: "Wir sind das einzige Festival in dem Musiksektor in NRW, das sich so viel Mühe gibt, was die verschiedenen Campingplätze angeht, was die Experience angeht. Also, wir wollen, dass man sich da drei Tage echt zu Hause fühlt, wo man nicht nur auf den nächsten Künstler oder die nächste Künstlerin wartet, die man auf einer Bühne sehen will, sondern man soll ein Wochenende lang frei drehen, den Alltag vergessen, wirklich Party machen. Also so richtig Party. Und am Ende immernoch sagen: Verdammt, ich hab' nicht alles erlebt."
Tickets und weitere Informationen gibt es unter www.sanhejmo.com
Das San Hejmo-Line-up 2023: Diese Acts sind unter anderem mit dabei
- Alligatoah
- Apache 207
- Cro
- Die Fantastischen Vier
- Marteria
- Rin
- Sido
- Alle Farben
- David Puentez
- Provinz
- Sportfreunde Stiller
- Tokio Hotel
- Tom Gregory
- Topic
- Wanda
- Cloudy June
- Esther Graf
- Kaffkiez
- Lari Luke
- Lost Identity
- Majan
- Tujamo
- Von Wegen Lisbeth
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