Essen. Einbruchs-Serien und Gewalt im Unterricht: Viele fürchten um die Sicherheit der Schulen im Ruhrgebiet. Diese Lösungen stehen im Raum.

Die Serie von Schuleinbrüchen in Oberhausen treibt Lehrkräfte, Eltern und Schüler im ganzen Ruhrgebiet um. Sie fragen sich: Wie kann man die Schulen sicherer machen? Dabei geht es auch um Videoüberwachung und Wachpersonal.

Mehr als 20-mal wurde in den vergangenen fünf Wochen in Oberhausener Schulen eingebrochen. Dabei zerstörten die Täter meist alles, was sie in die Finger kriegen konnten. Schülerinnen und Schüler fühlten sich zunehmend unsicher. Nach dem jüngsten Vorfall hat die Polizei drei Verdächtige gefasst: Kinder im Alter von 12 und 13 Jahren.

Serie von Schuleinbrüchen in Oberhausen: Sicherheitsdienst kontrolliert am Abend

Um weitere Vorfälle in Zukunft zu verhindern, versucht die Stadt nun, die Gebäude sicherer zu machen. Laut Pressesprecher Frank Helling wurde etwa bereits eine neue Meldetechnik installiert, einbruchssichere Fenster eingebaut, Gitter an Kellerfenstern angebracht und Kellerschächte von innen verschlossen.

Doch Sicherheit ist nicht nur eine Frage der Technik: In Zukunft fahre ein Sicherheitsdienst abends und nachts die Schulen verstärkt an. Eine umstrittene Maßnahme wird in Oberhausen noch diskutiert: Videoüberwachung an Schulen.

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Sicherheit über Privatsphäre? Vor dieser Frage stehen viele Städte im Ruhrgebiet. So wird auch in Essen über Kameras an Schulen diskutiert. Schließlich kam es immer wieder zu Vorfällen, weil etwa Schüler Messer mit in den Unterricht nahmen, Reizgas versprühten oder Lehrer angriffen. Teilweise stürmten aber auch bewaffnete Jugendliche, die gar nicht auf die Schule gingen, die Gebäude, um Konflikte auszutragen.

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Bereits im März hatte sich in der Schulverwaltung daher eine neue Arbeitsgruppe gegründet, die für mehr Sicherheit sorgen soll. Ob Videoüberwachung dabei helfen kann, sei noch unklar. „Das ist datenschutztechnisch schwierig“, räumt Bildungs-Dezernent Muchtar Al Ghusain ein. Klar hingegen sei, dass nicht flächendeckend Wachpersonal zum Einsatz kommen werde. „Das ist weder technisch, personell noch finanziell darstellbar, und es will auch niemand.“

Gelsenkirchen als Vorbild: KI-Radarsystem überwacht Schule

Al Ghusain blickt gespannt nach Gelsenkirchen. Nach einer Serie von „Familienstreits“, die in Schulen ausgetragen wurden, sei dort bereits vor über einem Jahr „einiges passiert“ in puncto Sicherheit, bestätigt Stadtsprecher Martin Schulmann. Das Besondere: Eine Schule arbeitet mit einem KI-Radarsystem, das Bewegungen anzeigt. „Es erkennt, wenn sich Personen unbefugt auf dem Gelände aufhalten, aber es filmt sie nicht“, erklärt Schulmann. Bedenken, durch Kameras in die Privatsphäre einzugreifen, könnten damit ausgeräumt werden.

Eine private Gesamtschule gehe bereits einen Schritt weiter und habe reguläre Kameras angebracht. Ob das für alle Schulen im Stadtgebiet in Frage kommt, bleibt jedoch umstritten. „Es geht dabei um die Frage: Möchte man als Schüler und Lehrer Video überwacht werden?“, sagt Schulmann.

„Schule soll nicht den Eindruck eines Gefängnisses oder einer geschlossenen Anstalt vermitteln.“

Martin Schulmann, Stadtsprecher Gelsenkirchen

Er gibt, auch im Hinblick auf den möglichen Einsatz von Wachpersonal, zu bedenken: „Schule soll nicht den Eindruck eines Gefängnisses oder einer geschlossenen Anstalt vermitteln. Schule sollte sich für den Stadtteil öffnen, Eltern und Anwohner sollen mitwirken dürfen. Sich einzuigeln, das kann nicht das Ziel sein.“

Dortmund: „Videoüberwachung an Schulen schwierig umzusetzen“

Die Stadt Dortmund zeigt sich ebenfalls skeptisch. „Videoüberwachungen an Schulgebäuden sind mit Blick auf datenschutzrechtliche Vorgaben schwierig bis unmöglich umzusetzen“, sagt Pressesprecherin Katrin Pinetzki. Sie sieht an Dortmunder Schulen aktuell kein Sicherheitsproblem. Die meisten Schulgebäude seien längst eingezäunt und mit Video-Gegensprechanlagen ausgestattet, sodass fremde Personen nicht so einfach aufs Gelände kommen würden.

Das bestätigt Alma Tamborini, Schulleiterin der Nordmarkt-Grundschule. Diese liegt direkt am in der ganzen Stadt für Drogenkonsum und Gewalttaten bekannten Nordmarkt. „Früher waren regelmäßig Personen im Gebäude, die nicht zur Schule gehörten“, erzählt Tamborini. „Aber vor sieben Jahren wurde ein hoher Zaun um das Gelände gebaut und wir haben ein sicheres Tor mit Gegensprechanlage bekommen. Jetzt haben wir keine Probleme mehr.“

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Dass diese Maßnahmen ausreichen, davon sind allerdings nicht alle Lehrkräfte überzeugt. Astrid Pradella berät für den Verband „Lehrer NRW“ Lehrerinnen und Lehrer, die Opfer von Gewalttaten werden. Sie denkt: „Hier werden bald amerikanische Verhältnisse herrschen. Jede Schule wird Kameras und Wachpersonal haben müssen, vor allem in den Ballungsräumen.“

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