Berlin. Neurologische Erkrankungen wie Demenz, Schlaganfall und Parkinson betreffen viele Menschen. Fünf Ärzte sagen, was sie selbst dagegen tun.
Neurologische Krankheiten wie Parkinson, Alzheimer oder Schlaganfälle gelten meist als Erkrankung des Alters. In einigen Fällen können aber auch deutlich jüngere Menschen betroffen sein.
Umso wichtiger sind deshalb vorbeugende Maßnahmen. In der Serie „Die Hirn-Docs“ der Funke Tageszeitungen klären fünf Experten der Deutschen Hirnstiftung über die neusten Erkenntnisse in der Neurologie auf. Im ersten Teil verraten die Ärztinnen und Ärzte, wie Sie sich vor Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Schlaganfällen, Schmerzen oder funktionellen Störungen schützen können. Sie verraten außerdem, welche Maßnahmen sie persönlich ergreifen.
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Und jetzt kommen Sie ins Spiel: Wenn Sie eine Frage zu den oben genannten Erkrankungen haben, geben unsere Hirn-Docs gerne Antwort! Senden Sie uns einfach Ihre Frage per Mail an hirn(at)funkemedien.de. Die Einsendungen werden zunächst gesichtet und im Anschluss anonymisiert veröffentlicht.
Schlaganfall: „Lasse regelmäßig meine Blutzuckerwerte überprüfen“
Prof. Dr. Götz Thomalla, Leitung der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE): „Ein Schlaganfall ist ein dramatisches, lebensbedrohliches Ereignis. Natürlich macht man sich da auch als Arzt Gedanken, wie man dem vorbeugen kann. Zu den klassischen Risikofaktoren gehört alles, was die Gefäße schädigt: Rauchen, Übergewicht und Bewegungsarmut. Deshalb gehe ich regelmäßig joggen und rauche nicht. Aber es gibt auch Krankheiten, die die Gefäße schädigen. Dazu gehören Diabetes und Bluthochdruck. Von Letzterem ist jeder Dritte in Deutschland betroffen. Für mich ist es daher eine wichtige Präventionsmaßnahme, jährlich meine Blutzucker- und Blutdruckwerte überprüfen zu lassen. Wenn diese nicht in Ordnung sind, was bislang bei mir nicht der Fall war, ist die medikamentöse Therapie von Diabetes oder Bluthochdruck ein wichtiger Schutz vor Schlaganfällen.“
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Alzheimer: „Soziale Kontakte halten Kopf aktiv“
Prof. Dr. Kathrin Reetz, geschäftsführende Oberärztin für Neurologie am Uniklinikum RWTH Aachen: „Ich versuche, jedes Wochenende joggen zu gehen. Diese Zeit nehme ich mir bewusst für meine geistige und körperliche Gesundheit. Regelmäßige körperliche Aktivität ist neben Schlaf und Ernährung wahrscheinlich einer der stärksten Faktoren für gesundes Älterwerden, um so das Risiko des Auftretens einer Demenz verhindern. Dazu gibt es zahlreiche Studien. Darüber hinaus beugen geistig anspruchsvolle Hobbys oder ehrenamtliches Engagement dem Vergessen vor. Meine Arbeit für die Deutsche Hirnstiftung macht mir nicht nur Spaß, sondern ist gleichzeitig auch aktive Demenzprävention. Das kann ich jedem empfehlen! Soziale Kontakte halten den Kopf aktiv und fordern uns, da wir uns so regelmäßig mit anderen auseinandersetzen und auf verschiedene Problemstellungen reagieren müssen.“
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Schmerzen vorbeugen: „Ganz auf Schmerzmittel verzichten“
Prof. Dr. Christian Maihöfner, Chefarzt der neurologischen Klinik am Klinikum Fürth: „Mein Tipp, um Schmerzen vorzubeugen, ist, möglichst ganz auf Schmerzmittel zu verzichten. Das hört sich absurd an, aber was viele nicht wissen: Die regelmäßige Einnahme von freiverkäuflichen Schmerzmitteln kann zu chronischen Schmerzen führen. Beim Kopfschmerz spricht man vom sogenannten Medikamentenübergebrauchskopfschmerz. Bei stressbedingtem Spannungskopfschmerz, den ich auch immer wieder einmal habe, sind ein Spaziergang an der frischen Luft oder ein paar Entspannungsübungen oft ebenso effektiv wie Tabletten. Wer häufig Schmerzen hat, sollte immer neurologischen Rat einholen. Und grundsätzlich gilt: Regelmäßige Bewegung beugt Schmerzen vor. Ich versuche daher jeden Tag auf meine Schrittzahl zu kommen und gehe in meiner Freizeit regelmäßig wandern.“
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Parkinson: „Achte auf Bioprodukte“
Prof. Dr. Daniela Berg, Leiterin der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel: „Wie bei Alzheimer sind ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung wichtige Präventionsmaßnahmen der Parkinson-Krankheit. Ich fahre bis auf wenige Ausnahmen mit dem Fahrrad zur Klinik. Das führt auf ganz natürliche Weise zu regelmäßiger Bewegung und frischer Luft. Außerdem belastet das Radfahren nicht die Umwelt, was im Prinzip auch eine Präventionsmaßnahme ist. Denn auch Umweltfaktoren scheinen neueren Studien zufolge das Parkinson-Risiko zu beeinflussen – u. a. Feinstaubbelastungen und Umweltgifte wie Pflanzenschutzmittel. Wenn möglich, achte ich bei der Ernährung auf Bioprodukte, bei deren Produktion keine Pestizide, Konservierungs- oder künstliche Farbstoffe eingesetzt werden. Wenn es sich vermeiden lässt, sollte man auch auf Fastfood oder Fertigprodukte verzichten, die ebenfalls viele Zusatzstoffe enthalten.“
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Funktionelle Störungen: „Ich gehe in Museen“
Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung: „Bei funktionellen neurologischen Störungen hat man Beschwerden, für die sich keine körperliche Ursache findet. Hier hilft ‚Resilienz‘ – also die Anpassungsfähigkeit bei Krisen und Stress. Dafür ist nicht nur ein körperlich aktiver, sondern auch ein mental und sozial aktiver Lebensstil von Bedeutung. Ich genieße daher den sozialen Austausch mit Familie und Freunden. Ich suche die geistige Stimulation, gehe gern in Museen, Kunstausstellungen und Konzerte, bin ein bekennender Cineast und freue mich besonders, wenn ich meine Begeisterung für einen Film in Gesprächen teilen kann. Reale soziale Bindungen sind das, was ich als Neurologe und Psychologe als Basis für gesunde Nerven und das Gehirn bezeichne – und diese Basis muss gepflegt werden. Das halte ich für eine wichtige Präventionsbotschaft in einer Zeit, in der zunehmend mehr Menschen vereinsamen – trotz Hunderter Followers in den sozialen Medien.“
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