Weil in chinesischen Fabriken die Löhne steigen, wird in Deutschland das Spielzeug teurer. Das prognostiziert der Branchenverband für 2011.

Nürnberg. Die Spielzeugbranche hat für 2011 deutliche Preiserhöhungen angekündigt. Der Anstieg könnte zweistellig ausfallen, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands des Spielwaren-Einzelhandels (BVS), Willy Fischel. Hauptgrund hierfür seien die sehr stark gestiegenen Erzeugerkosten in China, wo der Großteil der weltweit verkauften Spielwaren hergestellt wird.

Nach Lohnsteigerungen zwischen 18 und 23 Prozent im laufenden Jahr sei in China 2011 mit einer weiteren Lohnanpassung zu rechnen, wenngleich nicht im gleichen Ausmaß. Zudem seien die Frachtkosten und die Preise für Rohmaterialien gestiegen. Darüber hinaus würden aufgrund strengerer Sicherheitsanforderungen in Europa und den USA die Kosten für Qualitätsprüfungen angehoben.

Zum Weihnachtsgeschäft 2010 blieben die Preise aber stabil, betonte Fischel. Allerdings könnten Lieferengpässe einzelner Hersteller, beispielsweise bei Lego, dazu führen, dass nicht jeder die gewünschte Ware kaufen könne. „Wer sein Lieblingsspielzeug unterm Weihnachtsbaum liegen sehen möchte, sollte nicht zu lange warten“, riet Fischel.

Nachdem die Deutschen selbst im Krisenjahr 2009 nicht bei den Spielwaren gespart hatten, setzte sich dieser Trend 2010 bislang fort. Ersten Hochrechnungen zufolge wurde bis Ende Oktober mit klassischen Spielwaren – jedes Spielzeug außer Videospielen – sieben Prozent mehr umgesetzt, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Verbandes der Spielwarenindustrie (BVSI), Ulrich Brobeil. Hauptgrund hierfür ist der kräftige Anstieg des Internethandels, der nach Angaben des Marktforschers Eurotoys inzwischen etwa 15 Prozent ausmacht.

Für das Gesamtjahr wird ein Umsatzplus mit klassischen Spielwaren um etwa drei Prozent auf knapp 2,5 Milliarden Euro erwartet. „Das ist eine vorsichtig optimistische Schätzung“, erklärte Fischel. Am Jahresende würden mit dem Weihnachtsgeschäft traditionell 40 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. „Da weiß man nie, was noch kommt“, begründete er seine zurückhaltende Einschätzung. Denn angesichts der guten Wirtschaftslage mit der niedrigen Arbeitslosigkeit erwartet er durchaus ein „Geschenke-Feuerwerk“.

Ganz oben auf den Wunschlisten der Kinder dürften die derzeitigen Verkaufsschlager stehen, wie die Unterwasserwelt von Lego, die Agenten von Playmobil, der ferngesteuerte Monster-Truck „Tonka Ricochet“, der sich nach dem Zusammenstoß mit einem Hindernis kurz auf den Rücken rollt und dann weiterfährt, und die Barbie-Puppe mit eingebauter Videokamera. Weiter gefragt sind auch Brettspiele wie der Klassiker Monopoly mit erstmals rundem Spielfeld.

Zur erwarteten Entwicklung des Gesamtmarkts wollte die Branche keine Prognose abgeben. 2009 war der Markt um ein Prozent auf knapp 4,3 Milliarden Euro gewachsen. Dabei hatte der Umsatz mit Videospielen um zwei Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro abgenommen. Da inzwischen nur noch etwa zehn Prozent des Geschäfts mit dieser Ware im klassischen Spielwarenfachhandel abgewickelt und der Rest in den Elektromärkten verkauft werde, sei eine Vorhersage schwierig, sagte Fischel. Laut BVSI büßte der Umsatz mit Computerspielen allerdings im ersten Halbjahr vier Prozent ein.

„Games und Software machen in diesem Jahr eine Pause, hier fehlen einfach die Innovationen“, erklärte der BVS-Vorsitzende Wieland Sulzer. Neue „Handhelds“ hätten die Hersteller erst für 2011 angekündigt. Dann sollte sich auch der Boom mit Spielzeug fortsetzen. „Der Spielwarenmarkt scheint eine länger anhaltende positive Entwicklung zu nehmen“, erklärte Eurotoys-Forscher Alexander Weber.