Hamburg. Reederei soll „willentlich“ gegen die Regeln verstoßen haben. Derweil erhielt Klaus-Michael Kühne einen zweiten Aufsichtsratssitz.
Im obersten Gremium der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd verschiebt sich das Machtgefüge. Der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne erhält einen zweiten Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens. Kühne hält zusammen mit der chilenischen Reederei Compañía Sudamericana de Vapores (CSAV) 30 Prozent am Hamburger Schifffahrtskonzern. Sie sind damit die größten Anteilseigner.
CSAV hat bereits zwei Sitze im Aufsichtsgremium im Gegensatz zu Kühne, der bisher nur mit seinem langjährigen Vertrauten, dem geschäftsführenden Verwaltungsratspräsidenten der Kühne Holding Karl Gernandt, vertreten ist. Kühne hat lange um einen zweiten Posten gekämpft. Nun soll er auf Vorschlag des Nominierungsausschusses und des Aufsichtsrats diesen erhalten, wie das Abendblatt aus unternehmensnahen Kreisen erfuhr. Er wird das Mandat aber nicht selbst übernehmen.
Kühne-Wahl bei Hapag-Lloyd am 25. Mai
Die Wahl soll bei der Ordentlichen Hauptversammlung am 25. Mai stattfinden. Möglich wird dies, da im Aufsichtsrat ohnehin Wahlen anstehen. Die Mandate der zwei chilenischen Mitglieder und der Vertreter aus Katar und Saudi-Arabien, die über den Zusammenschluss von Hapag-Lloyd mit der United Arab Shipping Company in den Aufsichtsrat eingezogen waren, laufen aus und müssen erneuert werden.
Zudem soll sich die einzige Vertreterin des Reisekonzerns Tui im Hapag-Aufsichtsrat, Nicola Gehrt, bereit erklärt haben, ihren Posten abzugeben. Die Tui war einst alleiniger Aktionär der Hapag-Lloyd, hat sich aber schrittweise aus der Reederei zurückgezogen.
US-Behörden ordnen Strafzahlung an
Obwohl die Zusammensetzung des Aufsichtsrats neu wird, soll sich an der durch die Gesellschafter ausgeübte Unternehmensstrategie nichts ändern. Denn die drei größten Anteilseigner – neben Kühne und CSAV gehört dazu die Stadt Hamburg mit 13,9 Prozent – haben sich darauf verständigt, ihre Stimmen im Aufsichtsrat auch in Zukunft zu poolen. Das bedeutet, dass sie bei wichtigen Entscheidungen auch in Zukunft mit einer Stimme im Aufsichtsrat sprechen werden, wenn es beispielsweise um den Erhalt des Standorts geht. Eine entsprechende Gesellschaftervereinbarung aus dem Jahr 2014 würde eigentlich in zwei Jahren auslaufen, ist aber nun bis 2026 verlängert worden.
Ärger hat Hapag-Lloyd unterdessen mit der Aufsichts- und Kartellbehörde für Seetransporte in den USA, der Federal Maritime Commission. Die FMC, wie sie kurz heißt, wirft der Reederei vor gegen US-amerikanische Bestimmungen verstoßen zu haben und hat über die Hamburger eine Strafzahlung von 822.220 US-Dollar verhängt. Das sind umgerechnet knapp 770.000 Euro.
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Hat Hapag-Lloyd gegen US-Regeln verstoßen?
Ausgelöst hat das Verfahren eine Beschwerde eines Unternehmens für Containerumfuhrdienste aus Los Angeles. Dieses hat von Hapag-Lloyd eine Rechnung für elf zu spät zurückgegebene Container präsentiert. Die Erhebung sogenannter Detentions ist üblich. Sie dient dazu, Container wieder schnell in die Lieferkette zurückzubringen. Laut Aufsichtsbehörde hat der Containerlieferdienst aber glaubhaft belegt, dass er die elf Boxen durch Versäumnisse der Reederei nicht zur verabredeten Zeit an Hapag-Lloyd zurückgeben konnte.
Die Rechnung von Hapag-Lloyd belief sich nur auf 10.135 Dollar. Die FMC verhängt aber eine viel höhere Strafe weil die Reederei „wissentlich und willentlich“ gegen die Regeln verstoßen habe.