Hamburg. USA-Abgeordnete fordern Unterlagen der Hamburger Reederei an. Hapag-Lloyd soll interne Dokumente offenlegen.

Jetzt wird es für Hapag-Lloyd eng. Seitdem die Transportkosten auf See im Zuge der Corona-Pandemie massiv gestiegen sind und sich auf einigen Fahrtgebieten sogar verzehnfacht haben, stehen die großen Reedereien der Welt unter Verdacht, sich mit überteuerten Preisen Riesengewinne zu sichern. Hapag-Lloyd selbst hat seinen Gewinn 2021 gegenüber dem Vorjahr versiebenfacht, zugleich aber weniger als ein Prozent Steuern bezahlt.

Das US-amerikanische Parlament hat deshalb die Hamburger Traditionsreederei in den Fokus besonderer Untersuchungen gerückt. Ausgangspunkt ist das Schreiben zweier Kongressabgeordneten an den Vorstandschef der Reederei, Rolf Habben Jansen. Darin wird dieser aufgefordert, sämtliche Dokumente bezüglich der Frachtraten auf dem Atlantik- und Transpazifik-Verkehr zu übersenden, inklusive Zuschläge und Gebühren. Zusätzlich fordern sie alle Dokumente zur internen und externen Kommunikation von Hapag-Lloyd bezüglich dieser Themen.

Hapag-Lloyd: US-Kongress untersucht Auswirkungen der Corona-Krise

Die Kongressabgeordneten James E. Clyburn und Raja Krishnamoorti, sind Vorsitzende zweier Unterausschüsse, die sich mit der Corona-Krise und deren wirtschaftliche Auswirkungen befassen. Sie kritisieren in dem Brief, der in ähnlicher Fassung auch an die französische Reederei CMA CGM und den Branchenführer Maersk in Kopenhagen gingen, dass Frachtraten im Vergleich zu den operativen Kosten in der Schifffahrt unverhältnismäßig gestiegen seien. Das habe zu „übermäßigen Profiten“ der Reedereien geführt – zulasten der Kunden und der amerikanischen Wirtschaft.

„Wir sind tief beunruhigt, dass sich Hapag-Lloyd während der Pandemie möglicherweise räuberische Geschäftspraktiken angewandt hat und dadurch zahlreiche unverzichtbare Güter für Verbraucher und kleine Unternehmen verteuert haben könnte“, heißt es in dem Brief an Konzernchef Habben Jansen.

Joe Biden gab Anstoß zu Untersuchung

Den Anstoß zu den Untersuchungen hatte US-Präsident Joe Biden selbst Anfang März in einer Rede zur Lage der Nation gegeben. Ausländische Firmen hätten ihre Preise infolge der Corona-Pandemie um bis zu 1000 Prozent angehoben und Rekordprofite gemacht. Er werde hart gegen Firmen vorgehen, die amerikanische Verbraucher und Firmen ausnehmen, kündigte Biden unter großem Beifall an. Wie berichtet ermitteln US-amerikanische Kartellbehörden seit Längerem im Zusammenhang mit den Preisexplosionen in der Schifffahrt und haben Hapag-Lloyd dazu aufgefordert, ihre Preispolitik offenzulegen. Jetzt schaltet sich die Politik ein.

Ähnliches fordert die Partei Die Linke hierzulande. Insbesondere die Tonnage-Steuer ist ihr ein Dorn im Auge. Diese berechnet die Steuerhöhe nicht am Gewinn der Reeder, sondern an den eingesetzten Schiffsgrößen. „Der Brandbrief aus den USA zeigt die dunkle Seite der Machtkonzentration auf der Reederseite. Diese Marktmacht muss ebenso auf europäischer Seite eingeschränkt werden“, sagt Norbert Hackbusch, Wirtschaftsexperte der Linksfraktion in der Bürgerschaft. „Ein wichtiges Zeichen wäre jetzt zumindest die Tonnagesteuer abzuschaffen.“

Hapag-Lloyd: Hamburger Reederei bestreitet Vorwurf

Hapag-Lloyd bestreitet den Vorwurf der Preistreiberei: „Die Preise am Markt sind in den letzten zwei Jahren massiv gestiegen, – insbesondere die kurzfristigen Raten – weil die Nachfrage weit über der verfügbaren Kapazität lag. Um die Lieferketten auch in Zukunft aufrecht zu erhalten, müssen aber alle einen umfassenden, zukunftsorientierten Ansatz verfolgen.

Das bedeutet aus unserer Sicht: weitere Investitionen in die Hafen- und Landinfrastruktur und Zusammenarbeit zur weiteren Stärkung des intermodalen Transportsystems“, sagte ein Sprecher. Die Reederei werde allen Fragen jedweder Behörden umfassend beantworten. Der Senat hält sich heraus: Zu schwebenden Verfahren börsennotierter Aktiengesellschaften nehmen wir öffentlich nicht Stellung“, sagte eine Sprecherin der Wirtschaftsbehörde.