Kairo/Hamburg. Schlepperboote arbeiten an der Befreiung des Containerschiffs. Der Frachter sorgte schon in der Hansestadt für eine heftige Kollision.
Seit Dienstag blockiert die 400 Meter lange "Ever Given" den Suezkanal, das unter der Flagge Panamas fahrende Containerschiff war wegen schlechter Sicht in einem Sandsturm auf Grund gelaufen. Derzeit versuchen acht Schlepper den Frachter wieder flott zu bekommen. Zur Dauer der Arbeiten machte die Suezkanal-Behörde am Donnerstag keine Angaben.
Die Schifffahrt auf dem Kanal sei bis auf weiteres eingestellt. Wegen der Blockade stehen nach Angaben des Versicherungskonzerns Allianz bereits mehr als 100 Schiffe im Stau.
HHLA bleibt gelassen trotz Blockade Suezkanals
Die Blockade des Suezkanals durch ein querstehendes Containerschiff hat aktuell keine gravierenden Auswirkungen auf den Hamburger Hafen, könnte aber zu einem Problem für Europas drittgrößte Anlaufstelle für Seeschiffe werden. "Der Suezkanal ist nun mal die Hauptverbindungsroute zwischen Fernost und Europa", sagte die Vorstandsvorsitzende des Hamburger Hafenkonzerns HHLA, Angela Titzrath, am Donnerstag. "Deswegen hoffen wir natürlich sehr, dass es nicht zu langfristigen Störungen im Kanal kommt – und dann eben zu wirklich dramatischen Verzögerungen im Fahrplan."
Die HHLA – Betreiberin von drei der vier Containerterminals im Hamburger Hafen mit einem Umschlag von knapp 6,8 Millionen Standardcontainern (TEU) im vergangenen Jahr – sei Verspätungen gewohnt. "Keines der Schiffe ist in diesem Jahr pünktlich gewesen. Von daher sehen Sie mich mit einer ganz geringen Gelassenheit, weil wir können auch diese Situationen handhaben", sagte Titzrath. Bislang hätten jedoch vor allem die Corona-Pandemie, das Wetter oder Streiks in anderen Häfen zu Verzögerungen geführt.
Auf Bildern in den sozialen Medien war zu sehen, dass sich der Frachter quergestellt hatte. Der Vorfall hatte zu einer Blockade der wichtigen Schifffahrtsstraße zwischen Asien und Europa geführt.
"Ever Given" blockiert Suezkanal: 100 wartende Schiffe
Sowohl nördlich als auch südlich des Kanals bildeten sich nach Angaben der Schiffsradare vesselfinder.com und marinetraffic.com Staus von Containerschiffen. Dem Versicherungskonzern Allianz wurden von Reedereien mehr als 100 wartende Schiffe im Kanal gemeldet.
Acht Schlepperboote sind nach Angaben der Suezkanal-Behörde im Einsatz, um den Frachter zu befreien. Wind und die Größe des Schiffs erschweren ihre Arbeit laut GAC jedoch. Nach Angaben der Schiffsradare handelt es sich um den Frachter „Ever Given“.
Das Frachtschiff ist 400 Meter lang und knapp 59 Meter breit. Die 2018 gebaute "Ever Given" fährt unter der Flagge Panamas. Laut dem Portal "Vesselfinder" sei sie aus China gekommen und auf dem Weg nach Rotterdam in den Niederlanden. Der Frachter gehört zu den größten Containerschiffen der Welt.
Reederverband schlägt Alarm
Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer. Nach Angaben der Allianz laufen rund zehn Prozent des Welthandels durch diesen Kanal. Um den Suezkanal führen in der Schifffahrt nicht viele Wege herum. Den Seeweg von Europa nach Indien verkürzt er etwa um etwa 7000 Kilometer. Das ist wichtig im eng getakteten Welthandel.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hofft auf ein möglichst schnelles Ende der Blockade. „Je länger die Sperrung andauert und je länger die Ungewissheit andauert, desto drastischer werden die Auswirkungen dieser Sperrung sein“, sagte Verbandssprecher Christian Denso der Deutschen Presse-Agentur. Das Hauptproblem sei, dass niemand wisse, ob sich der Umweg um das Kap der Guten Hoffnung lohne. Schiffen drohen teure und langwierige Umwege, warnte die Allianz.
Suezkanal-Blockade wirkt sich auch auf Hamburger Hafen aus
Je länger der Stau dauere, „desto ruhiger wird es im Hamburger Hafen werden“, sagte Denso. Danach kämen die Schiffe dann jedoch geballt. Die „Ever Given“ ist in Hamburg keine Unbekannte. Im Jahr 2019 verursachte sie eine Kollision mit einer Fähre. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von rund einer Million Euro.
Containerschiff rammt Hafenfähre vor Blankenese
Die "Ever Given" war am 9. Februar 2019 vom Kurs abgekommen und hatte am Anleger Blankenese die Hafenfähre "Finkenwerder" zusammengedrückt. Wind aus Südwest hatte den Ermittlungen zufolge die Kollision begünstigt. Zudem habe ein Sog das Heck des Frachters gen Elbufer gezogen. An Fähre und Anleger entstand Sachschaden in Höhe von rund einer Million Euro.
Gestrandete "Ever Given": Lage ist angespannt
Der Bundesverband der Deutschen Industrie warnte vor steigenden Kosten für Unternehmen, die auf Seetransporte angewiesen sind. Lieferketten gerieten unter anderem wegen der unpünktlichen Schiffe ins Stocken, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Holger Lösch. Die Lage im internationalen Container-Seeverkehr sei ohnehin angespannt, die Blockade verschärfe sie nun noch einmal.
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Im Jahr 2020 durchfuhren nach Angaben der Suezkanal-Behörde fast 19 000 Schiffe den Kanal, im Schnitt gut 50 am Tag. Von einem „kritischen Engpass“ sprach die US-Energiebehörde in der Vergangenheit auch für den Handel mit Öl, Gas und Erdölprodukten. Das machte sich am Mittwoch auch bei den Ölpreisen bemerkbar - sie legten kräftig