Hamburg. Containerriese kollidiert mit Hafenfähre. “Finkenwerder“ hat Totalschaden, alle Abfahrten zwischen Cranz und Blankenese fallen aus.
Eine Hamburger Hafenfähre ist am Sonnabend nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Das 400 Meter lange Containerschiff "Ever Given" war am Vormittag auf dem Weg nach Rotterdam gegen 9.45 Uhr mit der Hadag-Fähre "Finkenwerder" vor dem Anleger Blankenese kollidiert. Zum Glück befanden sich keine Passagiere an Bord und auch nicht auf dem Außendeck, wo es besonders gefährlich geworden wäre. "Es ist noch mal gut gegangen", sagte eine Polizeisprecherin dem Abendblatt.
Kurz nach dem Zusammenstoß trafen Rettungskräfte, Feuerwehr, Wasserschutzpolizei, das Schadenmanagement der Umweltbehörde und Hadag-Mitarbeiter vor Ort ein. Sie fanden drei Besatzungsmitglieder vor, die unter Schock standen.
Wirtschaftlicher Totalschaden an der Hafenfähre
Der Blankeneser Anleger ist seitdem gesperrt. Weil der Ponton von dem Containerfrachter ebenfalls beschädigt wurde und nun repariert werden muss, bleibt er nach Polizeiangaben auch am Wochenende für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Bei der "Finkenwerder" sprechen Beamte inzwischen von einem "wirtschaftlichen Totalschaden", auch wenn die Hadag-Fähre nicht leckgeschlagen war.
Die Fähre wurde mittlerweile auf die andere Elbseite geschleppt, in die Nähe einer Werft. Die Fährverbindung zwischen Blankenese und Cranz fällt bis auf Weiteres aus – zumindest so lange, wie der beschädigte Ponton gesperrt ist. Sobald dieser repariert ist, hofft Hadag-Vorstand Tobias Haack, eine Ersatzfähre stellen zu können.
„Im Winter werden viele unserer Schiffe gewartet. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir den Fährbetrieb bald wieder aufnehmen können.“ Solang der Ponton gesperrt ist, bleiben auch die beliebten Restaurants Op’n Bulln und Fischclub geschlossen.
Alle drei Besatzungsmitglieder in ärztlicher Behandlung
Haack ist froh, dass sich der Unfall an einem Wintervormittag ereignet hat. „Die ,Finkenwerder' lag zum Fahrgastwechsel am Ponton, doch wegen Uhrzeit und Wetter waren keine Passagiere an Bord. Was geschehen wäre, wenn die Fähre an einem Wochenendtag im Sommer voll besetzt gerammt worden wäre, mag ich mir nicht vorstellen.“
Nachdem zunächst nur der Kapitän mit Schmerzen in ein Krankenhaus gebracht worden war, befinden sich mittlerweile alle drei Besatzungsmitglieder in ärztlicher Behandlung. „Auf den ersten Blick gibt es keine schlimmen Verletzungen, aber alle drei stehen unter Schock“, so Haack.
Die Hafenfähre hatte am Anleger Blankenese festgemacht, als die "Ever Given" aus unbekannten Gründen vom Kurs abkam und gegen die Fähre krachte. Das Schiff sei zunächst in Richtung Brunsbüttel weitergefahren, wie eine Sprecherin der Polizei sagte. Containerschiffe lassen sich anders als Autos nicht abrupt stoppen.
Grund für Kollision wird derzeit untersucht
Inzwischen befinden sich Beamte an Bord des Containerschiffes: Sie waren auf Höhe Stader Sand auf das Schiff gelangt und haben die Ermittlungen aufgenommen. Festgestellt wurde unter anderem ein Lackschaden. In Rotterdam würden die Untersuchungen fortgesetzt, hieß es. Es soll beispielsweise überprüft werden, ob der Frachter Bodenberührung hatte.
Die wasserschutzpolizeilichen Ermittlungen zum Unfallgeschehen dauern an. Erste Ergebnisse sollen am Montag bekanntgegeben werden. Dem Vernehmen nach vermutet die Polizei mittlerweile, dass stürmischer Wind das Containerschiff zur Seite gedrückt haben könnte. Zunächst hatte sie einen möglichen Ausfall der Ruderanlage in Erwägung gezogen. Auch eine offizielle Bestätigung, dass es einen Stromausfall an Bord des Containerschiffes gegeben haben könnte, gibt es nicht.