Hamburg. Im Jahr 2015 stagniert der Güterumschlag. Verband fordert mehr Unterstützung von Politik und Behörden.

Die deutschen Häfen an Nord- und Ostsee erwarten nach einer Wachstumspause in diesem Jahr, dass es 2016 wieder leicht bergauf geht. Im ersten Halbjahr sei der Güterumschlag geringfügig um 0,1 Prozent auf insgesamt rund 304 Millionen Tonnen zurückgegangen, teilte der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) am Mittwoch in Hamburg mit.

Die Stagnation sei auf die derzeit schwierigen Rahmenbedingungen zurückzuführen, besonders auf das rückläufige Wachstum in China und die Rezession in Russland, sagte der Präsident des ZDS, Klaus-Dieter Peters. In den kommenden zwei Jahren sei dagegen wieder mit einem Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich zu rechnen, vorausgesetzt, dass die Rahmenbedingungen stimmen.

In diesem Zusammenhang forderte Peters, der zugleich Chef der HHLA ist, dass die für die Vertiefungen von Elbe und Weser zuständigen Behörden die vom Europäischen Gerichtshof aufgezeigten Mängel „zügig abarbeiten“. Weitere Verzögerungen bei der Fahrrinnenanpassung dürfe es nicht geben. „Es ist nämlich bereits fünf nach zwölf“, sagte Peters. „Der Schaden durch abwandernde Ladung ist bereits immens. Und noch größer ist der Schaden des schwindenden Vertrauens in die Häfen, der uns insbesondere bei den asiatischen Kunden noch lange anhaften wird“, so Peters. Auch die zunehmende Verschlickung habe vor allem im Hamburger Hafen eine Reihe von Firmen vor sehr große Probleme und erhebliche Kosten gestellt.

Peters begrüßte, dass die Regierung die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur hochfahren wolle – zum Beispiel durch ein Sofortprogramm im Umfang von 350 Millionen Euro, um Engpässe im Eisenbahnverkehr zu beseitigen. Nun müssten diese Projekte auch zur Baureife gebracht und die verfügbaren Mittel abgerufen werden. Dazu müsste mehr Personal in den Verwaltungen geschaffen werden, um die Baumaßnahmen auch umzusetzen.

HHLA-Chef
Klaus-Dieter
Peters
ist seit fünf Jahren
Präsident des
Zentralverbands
der deutschen
Seehafenbetriebe
HHLA-Chef Klaus-Dieter Peters ist seit fünf Jahren Präsident des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe © HA | Andreas Laible

Neue Regeln in der Umweltpolitik müssten konkurrenzfähig gestaltet werden, damit es zu keinen Wettbewerbsverzerrungen mit anderen Häfen komme, mahnte der ZDS-Präsident. Er forderte eine Befreiung der Landstromanlagen vom Zuschuss für erneuerbare Energien. Andernfalls würden Schiffe weiterhin ihren eigenen Strom erzeugen, indem sie Schiffsdiesel verbrennen, so Peters.

Die 16 deutschen Seehäfen haben rund 13.000 Beschäftigte. Trotz des derzeit leichten Umschlagsrückgangs werde die Beschäftigtenzahl auch stabil bleiben, sagte der Chef des sozialpolitischen Ausschusses im ZDS, Heinz Brandt.