Magere Zinsen, Kaufhaus-Pleiten und Abwrackprämie - für die Verbraucher hat die Finanzkrise weitreichende Folgen. Ein Überblick.

Hamburg. Seit dem Kollaps der US-Bank Lehman Brothers vor einem Jahr und der Zuspitzung der Finanzkrise in der Folge hat sich für Verbraucher viel geändert. Konjunkturprogramme wurden aufgelegt, Kaufhäuser gingen pleite, Sparzinsen fielen auf Tiefststände, Anlegerrechte wurden gestärkt. Die Bilanz aus Verbrauchersicht fällt gemischt aus.

SPAREN:

Seit kurzem ist das Geld von Sparern besser vor Bankpleiten geschützt. Die Bundesregierung erhöhte unter dem Eindruck von Bank-Insolvenzen vor allem in den USA die gesetzliche Einlagensicherung auf 50.000 Euro. Ab 2011 sind sogar 100.000 Euro geschützt. Die Finanzkrise beschert Sparern aber auch die magersten Zinsen seit Jahren, im Schnitt unter zwei Prozent. Hintergrund ist der Leitzins der Eurozone, den die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Krise auf ein Rekordtief senkte.

GELDANLAGE:

Durch die Finanzkrise haben manche Anleger vor allem mit Aktien viel Geld verloren. Allmählich erholen sich die Kurse zwar wieder, wie stabil die Entwicklung ist, vermag aber niemand zu sagen. Tausende Anleger verloren außerdem durch die Pleite der US-Bank Lehman Brothers ihr Geld komplett, weil sie dieses in Zertifikate der Bank gesteckt hatten. Auch vor diesem Hintergrund verbesserte die Bundesregierung in der Krise den Schutz für Anleger vor Falschberatung. So müssen Bankberater bei Kundengesprächen ab 2010 schriftliche Protokolle anfertigen und vor Vertragsabschluss vorlegen.

AUTOFAHREN:

Die Finanzkrise wuchs sich nach der Lehman-Pleite zur Krise für die übrige Wirtschaft aus. Stark betroffen ist unter anderem die Autoindustrie. Um der Branche zu helfen, legte die Bundesregierung die Abwrackprämie für Altautos auf. Autokäufer bekamen 2500 Euro, wenn sie ihr Altauto verschrotten ließen und ein neues kauften. Tanken wurde außerdem billiger, denn zusammen mit dem Ölpreis stürzten nach einem Rekordhoch im Sommer 2008 auch die Spritpreise ab. Zieht die Konjunktur aber wieder an, dürfte auch Benzin teurer werden.

ARBEIT:

Trotz der Krise behielten bislang die meisten Menschen ihren Job. Viele Menschen haben aber deutlich weniger Geld, weil sie in Kurzarbeit geschickt wurden und daher auf rund ein Drittel ihres Lohnes verzichten mussten. Wer nicht von Kurzarbeit betroffen war, hat dagegen in der Krise oft sogar mehr Geld als zuvor. Viele Menschen profitieren nämlich immer noch von Lohnsteigerungen, die noch vor der Krise vereinbart worden waren.

EINKAUFEN UND REISEN:

Die Krise dämpft den Anstieg der Preise, zeitweise sanken sie sogar. Auch daher bleiben die Verbraucher trotz Krise in Kauflaune. Insbesondere Lebensmittel werden günstiger. Discounter wie Lidl und Aldi liefern sich seit Monaten einen Preiskrieg. Auch viele Reiseanbieter senkten die Preise. Wer einkauft, kann wegen der Krise aber manch bekannte Adresse nicht mehr ansteuern: Woolworth, Karstadt, Quelle oder Hertie gingen pleite – und ein Teil der Filialen ist dicht.

BAUEN UND WOHNEN:

Bauherren und Hauskäufern bringt die Krise die niedrigsten Kreditzinsen seit langem. Momentan ist deswegen laut Immobilienexperten ein guter Zeitpunkt zum Bauen, Hauskaufen oder Entschulden. Wer hingegen spart, bekommt nur noch magere Zinsen für sein Geld. Daneben sind auch die Preise für Gas und Heizöl vergleichsweise niedrig. Strom wird aber trotzdem teurer. Experten machen mangelnden Wettbewerb dafür verantwortlich.