Berlin. Frauen haben oft weniger Geld zur Verfügung als Männer. Laut einer Studie fangen die Unterschiede schon früh an. Mit gravierenden Folgen.

Dass Frauen im Schnitt weniger Geld verdienen als Männer, ist keine neue Erkenntnis. Mittlerweile wird in Deutschland sogar jedes Jahr ein „Equal Pay Day“ ausgerichtet, um auf die finanzielle Ungleichheit hinzuweisen. Doch für gemeinhin gilt, dass die Schere beim sogenannten Gender Pay Gap, also der Lücke zwischen Frauen und Männern beim Einkommen, erst mit möglichen Brüchen in der Erwerbsbiografie richtig auseinandergeht. Häusliche Sorgearbeit, ob bei Kindern oder bei der Pflege von älteren Familienangehörigen, wird immer noch deutlich häufiger von Frauen als von Männern übernommen.

Ein überraschendes Ergebnis fördert nun die diesjährige Jugendstudie des Bankenverbands – die achte ihrer Art – zutage: Finanzielle Ungleichheit fängt demnach schon im Jugend- und frühem Erwachsenenalter an.

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Junge Frauen haben nach eigener Aussage 306 Euro weniger im Monat zur Verfügung

Für die Studie, die unserer Redaktion in Teilen exklusiv vorab vorliegt, hat das Münchener Marktforschungsinstitut Kantar 700 Jugendliche und junge Erwachsene telefonisch befragt und die Ergebnisse repräsentativ gewichtet. Demnach stehen schon im Alter von 14 bis 24 Jahren jungen Frauen im Monat 306 Euro weniger zur Verfügung als den gleichaltrigen Männern.

Konkret: Während die jungen Männer der Erhebung zufolge im Durchschnitt 990 Euro zur Verfügung haben, sind es bei den jungen Frauen lediglich 684 Euro. Addiert wurden dabei ausschließlich die Einnahmen, also etwa Taschengeld, Gehälter oder sonstige Einnahmen wie Bafög. Ausgaben, etwa für Miete oder Lebensmittel, wurden nicht abgefragt.

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Finanzielle Ungleichheit: Junge Frauen können weniger sparen

Die finanziellen Unterschiede haben Folgen: Junge Frauen können weniger Geld zur Seite legen, investieren auch seltener in Wertpapiere. 154 Euro können die 14- bis 24-jährigen Frauen eigenen Angaben zufolge im Schnitt pro Monat sparen, 223 Euro junge Männer. Während 43 Prozent der jungen Männer angaben, in Aktien, ETFs, Fonds, Anleihen und Co. investiert zu haben, waren es bei den Frauen lediglich 17 Prozent.

Zwar ist bei Frauen die Risikoscheu offenbar etwas stärker ausgeprägt, trotzdem würden den Daten zufolge gerne deutlich mehr Frauen in Wertpapiere investieren. Jede zweite junge Frau kann sich demnach den Kauf von Wertpapieren vorstellen. Bei Männern sind es zwei Drittel der Befragten.

Bankenverbands-Chef fordert bessere finanzielle Bildung in Schulen

„Junge Frauen hinken bei Finanzthemen ihren männlichen Altersgenossen hinterher. Das ist besorgniserregend“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Heiner Herkenhoff unserer Redaktion. „Dieses Ungleichgewicht müssen wir als Gesellschaft ins Lot bringen. Finanzbildung muss hier frühzeitig ansetzen und insbesondere durch die Schule für alle erreichbar sein, um die vorhandenen Hemmschwellen abzubauen.“

Die junge Generation hat derweil offenbar eigene Wege gefunden, um sich über Finanzthemen zu belesen. Jeder zweite Befragte gab an, sich Internet, etwa auf Blogs, Websites oder Plattformen zu informieren. Aber auch das persönliche Gespräch, vorrangig bei den eigenen Eltern, wurde häufig als Informationsquelle genannt. Banken oder Sparkassen spielen dagegen nur noch eine untergeordnete Rolle. Nur rund jeder dritte Befragte gab an, dass die Geldhäuser für sie Hauptansprechpartner beim Thema Geld seien.

Signifikant verändert hat sich auch die Art des Sparens. Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene investieren demnach in Aktien. Mittlerweile gibt fast jeder Dritte an, Wertpapiere zu besitzen, vor drei Jahren war es noch nicht einmal jeder Vierte, 2018 sogar nur neun Prozent.

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Familienökonomin zeigt sich verwundert über Einkommensunterschiede

Verwundert über die Ergebnisse mit Blick auf die großen Einkommensunterschiede zwischen jungen Frauen und Männern zeigte sich Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Unsere eigenen Untersuchungen haben ergeben, dass Mädchen und Jungen in Deutschland gleich viel Taschengeld erhalten“, sagte die Professorin für Öffentliche Finanzen, Gender- und Familienökonomie an der Universität Potsdam unserer Redaktion. In den Jahren des Berufseinstiegs sei der Gender-Pay-Gap zudem gering. „Er steigt mit den Jahren, vor allem ab dem 30. Lebensjahr, stark an und erreicht seinen Höhepunkt im Alter von Mitte 40.“

Allerdings weist Katharina Wrohlich auf einen besonderen Umstand bei der Einnahmesituation junger Menschen hin: „Typischerweise ist es schwierig, die Ein- und Ausnahmen miteinander zu vergleichen.“ So hätten Kinder aus einkommensstarken Haushalten häufig weniger Taschengeld zur Verfügung als Kinder aus einkommensschwachen Haushalten. Was auf den ersten Blick verwundert, lässt sich auf den zweiten Blick aufklären: „Die Frage ist immer, was die Kinder davon selbst bezahlen müssen. Wer die Klamotten oder sogar das Pausenbrot selbst bezahlen muss, dem bleibt möglicherweise auch von absolut höheren Einnahmen unter dem Strich weniger als demjenigen, der weniger Taschengeld bekommt, diese Ausgaben aber gestellt bekommt.“

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Frauen verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger pro Stunde

Im späteren Leben sei die hohe Teilzeit-Quote von Frauen der Hauptgrund für die Lohnunterschiede. „In Teilzeit verdienen Frauen häufig pro Stunde weniger als Männer in Vollzeit, sie werden seltener befördert und können sich beruflich weniger stark weiterentwickeln.“ Hinzu komme, dass nach wie vor insgesamt weniger Frauen in Führungspositionen gebracht werden und es immer wieder auch zu „echter Diskriminierung“, also rein geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Bezahlung, komme.

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Nach Daten des Statistischen Bundesamtes verdienten Frauen im vergangenen Jahr durchschnittlich 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Während der Bruttostundenverdienst bei Männern 25,30 Euro betrug, waren es bei Frauen lediglich 20,84 Euro. Seit 2020 verharrt der Verdienstabstand laut der Statistikbehörde bei den 18 Prozent. Ab dem Alter von 30 Jahren stagniert der Bruttostundenverdienst bei Frauen nahezu. Im Gegensatz zur Bankenverband-Studie gibt es laut Statistischen Bundesamt sogar eine Phase, in der junge Frauen mehr verdienen als gleichaltrige Männer: Im Alter von 16 bis 19 Jahren ist der Bruttostundenverdienst leicht höher.