Berlin. Weil die Rente nicht reicht, ist private Vorsorge wichtig. Drei Banker sagen, wie sie vorsorgen – und was sie ihren Kunden verkaufen.

Rentenversicherungen, Wertpapiersparpläne, Immobilien, Riester- oder Rürup-Rente: Im Dickicht der Vorsorge-Alternativen können Verbraucher schnell den Überblick verlieren – deshalb wenden sich viele an Experten. Nicht selten finden erste Gespräche bei denen statt, die sich ohnehin schon mit Geld auskennen: Bankern. Drei Bankangestellte geben Auskunft darüber, wie sie ihre eigene private Altersvorsorge aufgestellt haben und sagen auch, was sie ihren Kunden verkaufen.

„Ich plane, mit 60 in Rente zu gehen“ – Andrea Ludwig aus Erfurt

Über Altersvorsorge nachzudenken – das hat Andrea Ludwig (56) das erste Mal als Kind getan. Die Bankfachwirtin bei der Commerzbank in Thüringen wuchs in der DDR auf, zusammen mit zwei Geschwistern. „Wir hatten nicht viel Geld. Und ich kann mich an einen Satz erinnern, den mein Vater zu meiner Mutter sagte: ‚Ich muss mir einen anderen Job suchen, damit es der Familie finanziell zukünftig besser geht‘“, erzählt Ludwig. Ihr Vater wechselte in den Schichtdienst, seine Familie sah er kaum noch. Das prägende Ereignis führte dazu, dass Ludwig schnell den Entschluss fasste, ihre private Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen.

Im Alter mietfrei wohnen zu können: Auch das ist ein Teil der Altersvorsorge von, Andrea Ludwig, Teamleiterin Beratungsfilialen Erfurt der Commerzbank.
Im Alter mietfrei wohnen zu können: Auch das ist ein Teil der Altersvorsorge von, Andrea Ludwig, Teamleiterin Beratungsfilialen Erfurt der Commerzbank. © Privat | Privat

Das tat die Thüringerin gleich zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn. Vor gut drei Jahrzehnten fing sie bei einer großen deutschen Privatbank an. Inzwischen fühlt sie sich mit Blick auf ihre nicht mehr ganz so ferne Rente gut aufgestellt. Ihr Ziel sei es stets gewesen, mit 60 Jahren in den Ruhestand gehen zu können. Für ihre Vorsorge setzt Ludwig auf unterschiedliche Bausteine. Zum einen ist es das eigene Haus. In zwei Jahren wird die Immobilie abbezahlt sein. „Das heißt, im Alter kann ich mit meinem Mann mietfrei wohnen“, erzählt die Bankerin. Ein weiterer Baustein ist die sogenannte Direktversicherung – eine betriebliche Altersvorsorge des Arbeitgebers, die bezuschusst wird.

Zusätzlich riestert Ludwig seit 2005. „Ich habe das nie bereut“, sagt sie. Dank der Zulagen vom Staat, die die Mutter eines Kindes erhält, habe sich das gelohnt. „Wenn ich in Rente gehe, werde ich einen mittleren fünfstelligen Betrag ausgezahlt bekommen. Das ist eine schöne Summe.“ Die Riester-Kosten standen dabei nicht im Fokus. Dass die Rückzahlung der eingesparten Summe garantiert sei, war ihr wichtiger.

Auch einen Rürup-Vertrag hat die Bankerin, dazu kommen noch Wertpapiersparpläne. Fonds, in die monatlich Geld fließen, legen in Technologieunternehmen, die Gesundheitsbranche und weltweit agierende große Konzerne an. Auch viele ihrer Kunden würden auf solche Sparpläne setzen. Gefragt seien aber auch private Rentenversicherungen und Absicherungen, die der Berufsunfähigkeit vorbeugen.

„Wichtig, die Altersvorsorge flexibel zu gestalten“ – Christoph Gräber aus Berlin

Mit dem Sparbuch zur Bank und Zinsen eintragen lassen: Was man heute nur aus Erzählungen kennt, hat auch Christoph Gräber zusammen mit seiner Großmutter noch getan. „Der Gedanke, was beiseitezulegen, wurde mir schon in jungen Jahren mit auf den Weg gegeben“, sagt Gräber, der heute bei der Berliner Sparkasse die Vermögensberatung im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg leitet.

Gräber sagt, ihm sei die klassische Absicherung wichtig. Deshalb bespare er weiterhin einen Bausparvertrag, vor allem, um sich für einen späteren Immobilienkredit einen günstigen Zinssatz zu sichern. Mietfrei wohnen im Alter – auch das ist eines der Ziele des Bankers mit Blick auf die Altersvorsorge.

Auch Christoph Gräber von der Berliner Sparkasse investiert einen Teil seines monatlichen Nettos in seine private Altersvorsorge.
Auch Christoph Gräber von der Berliner Sparkasse investiert einen Teil seines monatlichen Nettos in seine private Altersvorsorge. © jetFoto | jetFoto

Einen Teil seines Nettogehalts investiert Gräber monatlich zudem in aktiv gemanagte Aktienfonds genauso. Bei der Höhe des eingezahlten Beitrags will er flexibel bleiben. Bald wird der Banker Vater einer Tochter. Möglicherweise wird dann mehr Geld an anderer Stelle benötigt, auch für die Absicherung des Kindes.

Darüber hinaus setzt der Banker auf eine betriebliche Altersvorsorge der Berliner Sparkasse und auch auf die sogenannte Rürup-Rente. Das kann sich im Einzelfall durchaus lohnen, sagt Gräber, vor allem aus steuerlichen Gründen. „30 Prozent der Beiträge, die ich einzahle, kommen über die Steuererstattung wieder zurück“, erzählt er. Abgeschlossen sei seine private Vorsorge damit aber noch nicht.

Derzeit denkt er darüber nach, die Steuerrückzahlungen der Rürup-Rente noch für eine private Rentenversicherung zu nutzen. Über ein solches Vorsorgeprodukt wäre im Todesfall Gräbers auch seine Frau abgesichert. Und: Bei Erreichen des Renteneintrittsalters könne er entscheiden, ob er sich eine lebenslange monatliche Rente oder das gesamte Kapital auf einmal auszahlen lasse. Bei der Einmalzahlung sei die Hälfte der Erträge dann steuerfrei. „Das sind aus meiner Sicht Vorteile, die dann auch die hohen Gebühren bei Abschluss einer solchen Rentenversicherung rechtfertigen“, sagt der Banker aus Berlin.

„20 Prozent des Nettos fließen in Altersvorsorge“ – Sabrina Blom aus Hamburg

Grundsätzlich, sagt Sabrina Blom, die in Hamburg-Poppenbüttel das Private Banking Center der Deutschen Bank leitet, sei sie ein sicherheitsaffiner Mensch. Zwei Bausparverträge, die Blom schon vor einiger Zeit und noch zu guten Zinsen abgeschlossen hat, sprechen in dieser Hinsicht eine deutliche Sprache. Ebenso die Tatsache, dass sie gleich nach ihrer Ausbildung mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung vorgesorgt hat. Etwas Risiko darf es bei ihrer privaten Altersvorsorge aber doch sein – vor allem dann, wenn die Basis stimme, sagt die Bankerin.

Sabrina Blom setzt in ihrem Depot auch auf die wirtschaftliche Entwicklung indischer und chinesischer Firmen.
Sabrina Blom setzt in ihrem Depot auch auf die wirtschaftliche Entwicklung indischer und chinesischer Firmen. © Deutsche Bank | Deutsche Bank

Bloms Basis sind gleich drei betriebliche Altersvorsorgemodelle. Der Arbeitgeber zahlt zum Teil zu gleichen Teilen mit ein – oder übernimmt Pensionsrückstellungen sogar ganz. Beim dritten Modell gehen Teile ihres Bruttogehalts in einen sogenannten Fondsrenten-Plan. „Das ist natürlich sehr komfortabel“, gibt die Bankerin zu. Zusätzlich unterstützt die Deutsche Bank ihre Angestellten auch noch mit einem Mitarbeiteraktienprogramm. Blom ist mit dabei, investiert aber auch selber in Aktienfonds. Der Fokus liegt auf Tech-Aktien und große US-Unternehmen. Als Beimischung hat Blom aber auch Fonds im Depot, die sich auf die chinesische und indische Wirtschaft konzentrieren. Darin sieht die Bankberaterin viel Potenzial, auch weil sie von mehreren Asienreisen bleibende Eindrücke mitgebracht hat.

Auf die Riester- oder Rürup-Rente hat die verheiratete, aber kinderlose 41-Jährige hingegen nie gesetzt. Bei Riester hätte sie ohnehin keine Kinderzulage erhalten, Rürup sei ihr nicht flexibel genug gewesen. Bei den Fondssparplänen zum Beispiel könnten Einzahlungen monatlich angepasst werden. Etwa 20 Prozent ihres monatlichen Nettos würden in die private Altersvorsorge einfließen. Grundsätzliche fühle sie sich so ganz gut abgesichert. Als weiteren Baustein denkt aber auch Sabrina Blom über eine private Rentenversicherung nach, die am Ende verschiedene Auszahlungsoptionen biete.

Fondsgebundene Rentenversicherungen seien auch bei den Kunden gefragt, so die Deutsche Bank. Weiter hoch im Kurs stünden aber auch Bausparverträge sowie Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherungen.