Hamburg. Jeder dritte Betrieb erwartet eine „eher ungünstige“ Geschäftslage. Immer mehr sehen schwache Inlandsnachfrage als Risiko.
Die Aussichten von Unternehmen in der Hansestadt haben sich deutlich verschlechtert. Für die kommenden zwölf Monate erwarten 34,8 Prozent eine „eher ungünstigere“ Geschäftslage, ergab das von der Handelskammer erhobene Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft.
Lediglich 14,1 Prozent von 548 Ende Juni/Anfang Juli befragten Firmen gehen von einer „eher günstigeren“ Geschäftslage aus. Daraus resultiert ein Saldo von -20,7. Im Vorquartal lag der Saldo bei -4,7. Im Vorjahresvergleich war die Stimmung mit einem Saldo von -32,8 allerdings noch schlechter. Gut die Hälfte der Unternehmen rechnet mit einer gleichbleibenden Entwicklung in den nächsten Monaten.
Konjunktur: Aussichten für Hamburger Firmen trüben sich
„Eine flächendeckende Erholung oder gar ein Aufschwung ist aufgrund der immer stärker spürbaren strukturellen Herausforderungen für unseren Wirtschaftsstandort nicht in Sicht“, sagte Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Malte Heyne. Die Hamburger Wirtschaft stemme sich gegen negative Einflussfaktoren.
Der Fachkräftemangel wird weiterhin als größtes Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung gesehen. Zwei Drittel der Unternehmen führen ihn an. Von etwa jedem zweiten Betrieb – Mehrfachnennungen waren möglich – werden jeweils die schwache Inlandsnachfrage, ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, Energie- und Rohstoffpreise sowie hohe Arbeitskosten genannt.
Schwache Inlandsnachfrage wird immer größeres Geschäftsrisiko
„Insgesamt hat die Sorge vor einer schwachen Inlandsnachfrage die Sorge vor hohen Energie- und Rohstoffpreisen eingeholt“, sagte Heyne. Schwache Auslandsnachfrage, Finanzierungsschwierigkeiten sowie Wechselkursrisiken spielen eine untergeordnete Rolle.
Deutliche positiver fällt die Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage aus. 55 Prozent halten sie für „befriedigend bzw. saisonüblich“. „Gut“ sagen 30,5 %, „schlecht“ wiederum 14,5 % der Unternehmen. Daraus ergibt sich der Lagesaldo von +16,0 – das ist besser als im Vorquartal mit +14,1 und annähernd so hoch wie im Sommer 2022 mit +18,7.
Geschäftsklimaindikator liegt unter langfristigem Mittel
Der sich aus Erwartungen und Lage bildende Geschäftsklimaindikator geht um 8,4 Punkte zurück und liegt mit 95,9 Punkten unter dem langfristigen Mittelwert von 108 Punkten.
Im Vergleich bewerten unter anderem Firmen aus dem Finanzsektor, dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Gastgewerbe ihre Lage als besonders günstig. Im Handel, der Medienwirtschaft sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen ist die Stimmung eher gedrückt.
Konjunktur: Hohe Inflation drückt im Handel die Stimmung
„Beim Handel drückt die anhaltend hohe Inflation auf die Umsatzerwartungen“, sagte Heyne: „Auch für den Medienstandort Hamburg gab es zuletzt mehrere herbe Rückschläge.” So ist ein starker Personalabbau beim Verlag Gruner + Jahr, der mittlerweile zu RTL gehört, und der „Bild“-Zeitung geplant.
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- Fachkräftemangel- Hamburger Firmen stehen vor großem Problem
Mit 72 Prozent will der Großteil der Firmen die Beschäftigtenzahl stabil halten. Jeweils etwa jede Siebte will Personal auf- oder abbauen. „Trotz negativer Erwartungen sind viele Betriebe in Hamburg auf der Suche nach Verstärkung. Beschäftigte gehen in Rente oder wechseln den Arbeitgeber. Diese Fluktuation sorgt dafür, dass Firmen teils händeringend auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden sind“, sagte Heyne.
Das schlägt sich zwar nicht in der Umfrage hinsichtlich eines geplanten Jobaufbaus nieder. Es zeigt aber, warum der Fachkräftemangel für viele Unternehmen eines der größten Geschäftsrisiken ist.