Hamburg. Gerichtsvollzieher kommt auf den Betrieb in Rissen. Landwirt steht mit Rücken zur Wand – doch ganz unschuldig ist er daran nicht.

Wenige Tage vor dem Räumungstermin auf dem Moorhof in Rissen am kommenden Montag hat Milchbauer Hauke Jaacks einen Hilferuf auf Facebook gepostet. „Wir brauchen Hilfe!!“ ist der Eintrag überschrieben, mit dem er nach einer neuen Hofstelle oder einem Kuhstall mit Melkanlage sucht. Bislang wisse er nicht, wo er mit seiner Familie und 120 Milchkühen hinsolle. Der Eintrag war Anfang vergangener Woche veröffentlicht worden. Bislang wurde er mehr als 8000-mal geteilt.

Der Hintergrund: Die frühere Eigentümerin hatte den Moorhof 2019 an das Rissener Ehepaar Lars und Melanie Breuer verkauft, die dort einen Pferdebetrieb aufbauen wollen. Die Pächterfamilie Jaacks, die den Betrieb seit 19 Jahren bewirtschaftet, hat sich mit allen juristischen Mitteln gegen den Verkauf gewehrt und ums Bleiben gekämpft. Ohne Erfolg. Auch Versuche, eine außergerichtliche Einigung über den Auszug der Bauernfamilie zu finden, waren gescheitert. Der Pachtvertrag war bereits Ende 2021 endgültig ausgelaufen.

Bauer Jaacks vor Zwangsräumung: Erster Termin war gescheitert

Schon im April 2022 war ein Termin für eine Zwangsräumung des Hofs mit zu dem Zeitpunkt 300 Tieren angesetzt gewesen. Der Gerichtsvollzieher hatte den Titel jedoch nicht vollstreckt, weil es Unklarheiten über die Anteile der Eheleute an dem gemeinsamen Betrieb gab. Jetzt liegt nach Angaben des Gerichts ein zweiter Vollstreckungstitel gegen Ehefrau Swantje Jaacks vor. Der neue Termin für die Räumung ist für Montag, den 10. Juli, festgesetzt.

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Hauke Jaacks steht inzwischen mit dem Rücken zur Wand. „Wir haben uns schon seit längerer Zeit bemüht, eine neue Unterkunft für unsere ,Mädels’ zu finden“, schreibt der Landwirt auf Facebook. „Es gab Termine, Gespräche und sogar Anzeigen haben wir in Fachzeitschriften geschaltet. Bislang leider alles vergebens. Auch wenn es zwischenzeitlich mit einer Baugenehmigung für einen neuen Bauernhof in der Nähe der jetzigen Hofstelle ganz gut aussah, so wurde uns dieser Brustlöser dann von den Behörden doch verwehrt“, heißt es in dem Beitrag, in dem es sehr emotional wird.

Er gehe davon aus, dass die besten Tiere an andere Landwirte verkauft würden, so Jaacks. „Um es deutlich zu sagen, für einige, insbesondere die älteren Tiere, würde mangels Nachfrage dann unweigerlich der Weg zum Schlachter führen.“

Der Eintrag hat im Netz für viel Resonanz gesorgt. Zahlreiche Hinweise und Tipps seien eingegangen, so die Bauernfamilie. Bislang war nach seinen Angaben aber offenbar noch nichts darunter, das passt. Gründe dafür werden allerdings nicht genannt.

Zwangsräumung: Eigentümer hoffen noch auf eine Einigung

Die neuen Eigentümer sehen den Pächter in der Verantwortung. In den vergangenen zwei Jahren hätten sie ihm 20 verschiedene Höfe aufgezeigt, schreibt das Ehepaar Breuer auf ihrer Internetseite moorhof-rissen.de. Sie machen inzwischen auch Schadensersatzforderungen geltend. Zu dem aktuellen Facebook-Post erklären sie: „Erneut stellt sich Herr Jaacks (...) als Opfer da. Insgesamt (...) vermissen wir bei Herrn Jaacks und seinen Unterstützern die Verantwortung für das eigene Handeln.“ Kritisch sehen sie auch, dass die Facebook-Seite Moorhof Hauke Jaacks nach einem Schreiben seines Rechtsanwalts aus dem Januar 2022 nicht von ihm selbst, sondern von Unterstützern betrieben wird.

Inzwischen rechnen die Breuers damit, dass es am Montag zu einer Zwangsräumung auf dem Moorhof kommen könnte. Nach Abendblatt-Informationen haben sie inzwischen ein Team engagiert, das die Arbeit auf dem Betrieb und die Versorgung der Tiere direkt übernehmen kann. „Trotz allem und weiterhin möchten wir den Konflikt gerne gemeinsam lösen – kooperativ und außergerichtlich“, sagt Lars Breuer. „Die Zeit ist nun sehr knapp. Ein moderiertes Gespräch müsste sofort stattfinden.“