Buxtehude. Bauernhof bei Hamburg öffnet immer mittwochs bis sonntags Stall und Cafétüren für Besucher. Kinder erwartet riesiger Bobbycar-Fuhrpark.
- Ein Bauernhof bei Hamburg installierte 2012 eine kleine Milchraststätte mit Selbstbedienung
- Seitdem ist daraus das Melkhus Ardestorf mit Hofladen und vielen Erlebnissen geworden
- Mit mehreren Maßnahmen wird das Tierwohl bei Neu Wulmstorf groß geschrieben
Das Melkhus Ardestorf ist in die neue Saison gestartet. Seit dem 19. April 2024 hat das beliebte Ausflugsziel in der Gemeinde Neu Wulmstorf wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Die Tore stehen grundsätzlich mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr offen. Das Gleiche gilt an Feiertagen wie Himmelfahrt oder Pfingsten. Sogar längere Öffnungszeiten gelten für den Hofladen „Dat Seute Hus“: an allen Tagen von 8 bis 19 Uhr. Dort wird auch der beliebte selbstgebackene Kuchen angeboten.
Melkhus Ardestorf: Nebenher läuft der normale Bauernhofbetrieb
Zum Ende der vergangenen Saison hatte die Betreiberfamilie Peper eine positive Bilanz gezogen. Frank und Rebecca Peper waren zufrieden mit dem Zuspruch, den ihr Melkhus, der Hofladen und die „Ole Schüün“ 2023 erfuhren – und auch mit ihren Besuchern: „Die Gäste haben sich überwiegend an die Spielregeln gehalten, die auf unserem Hof gelten“, sagt Frank Peper. Denn „nebenher“ laufe ja der normale Bauernhofbetrieb.
„Die Milch macht’s“: Dieser Werbeslogan ist über 30 Jahre alt und hat inzwischen einen (Milch)-Bart. Für Familie Peper aus dem Neu Wulmstorfer Ortsteil Ardestorf steckt allerdings viel Wahrheit in dem Spruch. Ohne ihr Melkhus, ohne den direkten Verkauf der beliebten Produkte aus ihrer Milch, gäbe es den Milchviehbetrieb auf ihrem traditionsreichen Bauernhof bei Hamburg wahrscheinlich nicht mehr.
2012 ging es los mit einer kleinen Milchraststätte mit Selbstbedienung
Das Melkhus in Ardestorf war das erste seiner Art im Landkreis Harburg. Es wurde 2012 eröffnet – damals als kleine Milchraststätte mit Selbstbedienung. Die Idee geht zurück auf eine norddeutsche Landwirtin und Landfrau, die mit ihrem Melkhus-Konzept eine Einkehrmöglichkeit für Radler und Wanderer schuf und so für das Überleben ihres Hofes sorgte.
Das Melkhus ist der Weg, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen
Familie Peper entdeckte die Idee etwa 2010 für sich. „Sie wurde konkret, als die Kinder da waren und ich gern Familie und Beruf unter einen Hut bringen wollte“, erinnert sich Rebecca Peper. So erkundigte sich die gelernte Bürokauffrau beim Niedersächsischen Landfrauenverein über das Melkhus-Konzept und war sofort begeistert. Die Eröffnung fand im April 2012 statt. Damals war der jungen Mutter noch nicht klar, was sich aus der kleinen Milchraststätte in den Folgejahren entwickeln würde.
Inzwischen ist das Melkhus zu einem großen Erlebnis-Hofcafé geworden, es ist ein ganzjährig geöffneter Hofladen hinzugekommen und zuletzt eine Veranstaltungsscheune. Der „Holstenhoff“ der Familie Peper hat sich zu einem bekannten und beliebten Ausflugsziel gemausert und ist ein unverzichtbares Standbein für den landwirtschaftlichen Betrieb geworden.
Hofladen mit selbstgemachten Köstlichkeiten hat täglich geöffnet
In der Melkhus-Saison von Ende April bis Ende Oktober herrscht mittwochs bis sonntags meistens reger Betrieb auf dem „Holstenhoff“ von Frank und Rebecca Peper. Alle Familienmitglieder packen mit an. Auch, wenn das Melkhus geschlossen ist, kommen Ausflügler, Nachbarn und viele Stammkunden, um sich im Hofladen „Dat Seute Hus“ mit Eis, Kuchen und anderen selbstgemachten Köstlichkeiten vom Hof – wie Milch, Quarkspeisen, Käse und Wurst – oder weiteren Angeboten von Zulieferern aus der Region zu versorgen.
Nach einem Melkhus-Tag mit viel Publikum haben das Ehepaar und seine Mitarbeiter immer hohe Schrittzahlen auf dem Fitnesstracker: „10.000 bis 15.000 Schritte sind dann überhaupt kein Problem“, sagt Frank Peper.
Ansatz: „Geht es den Kindern gut, geht es auch den Eltern gut“
Auch Kita-Gruppen oder Grundschulklassen sind häufig zu Gast, um an dem Programm „Landwirtschaft für kleine Hände“ teilzunehmen. Bei dem Projekt bringen Landfrauen in Kooperation mit Betrieben Kindern die Landwirtschaft näher und vermitteln ihnen das Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof. Auch in Ardestorf können die kleinen Gäste Landwirtschaft mit allen Sinnen erleben: die Ställe und Maschinen betrachten, die Tiere hören, die Landluft riechen, die weichen Kälberschnäuzchen fühlen und die frische Milch schmecken.
Kinder lieben den Ort unter den alten Eichen. Dort können sie nicht nur Kühe füttern, Kälbchen und vielen anderen Tieren nahe kommen oder sich von Frank Peper das Leben auf dem Hof zeigen lassen. Sie dürfen sich auf dem Gelände auch richtig austoben und finden dafür eine Menge Möglichkeiten, wie eine Kletterburg aus Strohballen und einen großen Fuhrpark mit Rutsch- und Tretfahrzeugen. „Geht es den Kindern gut, geht es auch den Eltern gut“, lautet Rebecca Pepers Maxime.
Milchviehbetrieb im Kreis Harburg mit 120 Hektar Acker- und Grünland
Der „Holstenhoff“ ist ein Familienbetrieb, den das Ehepaar – unterstützt von Eltern, Schwiegereltern und zwei Teenager-Töchtern – in vierter Generation führt. „Landwirtschaft wird hier schon seit dem 17. Jahrhundert betrieben“, berichtet Frank Peper. Ihr Mann sei „ein Milchbauer aus Leidenschaft“, sagt seine Frau. Das Ehepaar bewirtschaftet den Milchviehbetrieb mit 120 Hektar Acker- und Grünland in konventioneller Weise und baut sein Viehfutter selbst an.
Mit Stolz zeigt Frank Peper seine 68 Milchkühe und die vielen Kälber, die derzeit den Hof und die umliegenden Wiesen bevölkern. Die Kühe sind die wichtigsten Mitarbeiterinnen, denn sie liefern täglich die frische Milch, aus der Speiseeis, Quark und Käse hergestellt werden.
Die Haltung von Milchvieh ist heutzutage eher ein teures Hobby
Für diese Produkte und für den hausgemachten Kuchen von Rebecca Peper und ihrer Schwiegermutter kommen die Gäste ins Melkhus. „Glücklicherweise“, sagt Frank Peper. Inzwischen sei die Haltung von Milchvieh eher ein teures Hobby. Geld verdiene die Familie mit dem Verkauf ihrer Milch für den Handel nicht mehr.
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„Unsere Produktionskosten für einen Liter Milch liegen bei etwa 38 Cent“, rechnet Peper vor. Die Molkerei zahle aktuell 32 Cent pro Liter. „Die Spanne von sechs Cent, die uns fehlt, finanzieren wir aus dem Melkhus“, so Frank Peper. 2020 standen er und seine Frau vor der Entscheidung, die Kühe abzuschaffen, berichtet der Landwirt. „Ohne das Melkhus und die Direktvermarktung im Hofladen hätten wir uns wohl von den Tieren trennen müssen“, sagt der Landwirt.
Sein Hof ohne Kühe – das wäre für Frank Peper eine Katastrophe gewesen: „Mein Mann liebt seine Tiere“, sagt Rebecca Peper. Deshalb trägt sie auch große Investitionen mit, wie die in einen Melkroboter, dessen Anschaffung eine sechsstellige Summe verschlang. Seit die Hightech-Einrichtung vor zwei Jahren auf dem Hof installiert wurde, werden die Kühe nicht nur morgens und abends gemolken, sondern sie können jederzeit selbstständig in den Melkstand gehen. „Somit entsteht kein Druck auf dem Euter“, sagt Peper. „Der Melkroboter erleichtert uns die Arbeit, er ist aber vor allem eine Investition ins Tierwohl. Kühe, denen es nicht gut geht, geben keine Milch.“
Melkhus Ardestorf ist Vorreiter und Vorbild im Landkreis Harburg
Nach diesem Maßstab scheint es Pepers Kühen besonders gut zu gehen. Sie sorgen täglich für Nachschub im Melkhus. Und auch der Genuss der hausgemachten Milchspeisen lässt den Rückschluss zu, dass sich die Wiederkäuer auf dem „Holstenhoff“ offenbar wohlfühlen: Die Milch schmeckt frisch und gehaltvoll, Eis und Quarkspeise sind so cremig, als wären sie aus Sahne, die kühle Buttermilch erfrischt von innen.
Mit ihrem Melkhus und ihren hauseigenen Produkten haben sich Rebecca und Frank Peper als Vorreiter im Landkreis Harburg einen Namen gemacht. Und sie haben es geschafft, ihren traditionsreichen Hof für die fünfte Generation zu bewahren.