Hamburg. Lebensmittelkonzerne setzen verstärkt auf Billigalternative zu Sonnenblumenöl. Was die Hamburger Verbraucherzentrale rät.

Als nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine im Frühjahr 2022 das Speiseöl knapp zu werden drohte, waren eine Reihe von Lebensmittelfirmen bei der Herstellung von Pommes frites, Chips, Cerealien und anderen Kartoffelprodukten auf Palmöl umgestiegen. Gleich mit doppeltem Vorteil: Es war lieferbar und zudem deutlich günstiger.

Jetzt zeigt sich in einer Stichprobe der Verbraucherzentrale Hamburg, dass einige Hersteller das als umwelt- und gesundheitsschädlich geltende Produkt weiterhin einsetzen – obwohl inzwischen wieder ausreichend Sonnenblumenöl auf den Märkten verfügbar ist.

Ernährung: Verbraucherzentrale findet in zwölf von 13 Stichproben Palmöl

„Für die Unternehmen ist es lukrativ, noch länger das kostengünstigere Palmfett oder Palmöl zu verarbeiten“, sagte der Lebensmittelexperte der Hamburger Verbraucherzentrale, Armin Valet. Dagegen habe der „Ölwechsel“ für Konsumenten vor allem Nachteile. Palmöl besteht zu einem größeren Teil aus weniger wünschenswerten gesättigten Fettsäuren. Zudem können bei der Verarbeitung des Öls Fettschadstoffe entstehen, die möglicherweise krebserregend sind.

Trotzdem sind von den 13 Produkten der Stichprobe, bei denen im vergangenen Jahr Sonnenblumenöl ersetzt worden war, immer noch zwölf mit Palmöl erhältlich. Darunter mehrere Produkte der Edeka-Eigenmarke Gut & Günstig sowie der Rewe-Eigenmarkt Ja. Auch die Hersteller Nestlé und Agrarfrost nutzen weiterhin Palmöl. Nur eine Sorte Chips war laut der Verbraucherschützer zum Zeitpunkt der Stichprobe im April 2023 wieder auf Sonnenblumenöl umgestellt worden. „Dass sich die Rückkehr zum Sonnenblumenöl trotz entspannter Marktlage so in die Länge zieht, ist mehr als ärgerlich“, erklärte Armin Valet.

Dazu kommt, dass manche Produkte mit Palm- statt Sonnenblumenöl weiterhin in alten Verpackungen mit ungenauer Kennzeichnung verkauft werden. In deren Zutatenliste steht demnach Sonnenblumenöl und nur ein unscheinbarer Aufdruck „enthält Palmöl statt Sonnenblumenöl“ auf der Verpackungsrückseite gebe einen Hinweis auf das andere Öl. „Zwar ist dies durch eine sogenannte Flexibilisierungsmaßnahme für die Lebensmittelkennzeichnung übergangsweise möglich, doch gedacht ist diese ursprünglich nur für außerordentliche Lieferengpässe“, so Valet.

Ernährung: Palmöl-Hinweis auf der Rückseite schwer zu finden

Die Hersteller verwiesen auf Nachfrage auf die angespannte Liefersituation. In den meisten Fällen soll demnach die Rückumstellung auf Sonnenblumenöl bereits in Gang sein oder ab Juni erfolgen.

Verbraucherschützer Valet rät Konsumenten, beim Einkauf sehr genau auf die Zutatenliste zu achten. Der Hinweis auf das Palmöl findet sich in der Regel in dem Feld mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Auf der Website der Verbraucherzentrale Hamburg unter www.vzhh.de/palm-statt-sonnenblume finden Interessierte eine Übersicht aller betroffenen Produkte mit entsprechenden Abbildungen sowie den Antworten der Hersteller.