Hamburg. Die Firma DZ-4 aus Bahrenfeld hat schon rund 10.000 Kunden. Miete beginnt bei rund 115 Euro im Monat. Kooperation mit Obi.

Mit der zuletzt stark zunehmenden Verbreitung von Elektroautos und Wärmepumpen stoßen auch Photovoltaik-Anlagen bei Hausbesitzern auf immer größeres Interesse. Doch nicht nur viele junge Familien, die erst vor dem Erwerb eines Eigenheims stehen, tun sich schwer damit, die zusätzlichen 15.000 bis mehr als 30.000 Euro, die eine Solaranlage einschließlich Stromspeicher kosten kann, auch noch im Finanzplan unterzubringen – von eventuellen Mehrbelastungen etwa durch Defekte ganz zu schweigen.

Allerdings gibt es eine Möglichkeit, die Vorteile einer solchen Installation zu nutzen, ohne die Investition dafür selber tragen oder finanzieren zu müssen. Denn etliche Anbieter wie Zolar, Enpal oder Sunvigo vermieten die Anlagen inzwischen auch. Ein Hamburger Unternehmen nimmt für sich in Anspruch, der Wegbereiter dieses Geschäftsmodells gewesen zu sein. „Wir haben schon im Jahr 2012 mit der Vermietung von Solaranlagen begonnen und waren damals der Pionier“, sagt Arne Horn, Verkaufsleiter der Firma DZ-4 aus Bahrenfeld.

Hamburger Firma DZ-4 vermietet Solaranlagen für 25 Jahre

Rund 10.000 Kunden haben die Hamburger nach eigenen Angaben seitdem gewonnen. Und da die Verträge 25 Jahre lang laufen, sind fast alle Kunden noch dabei. „Nur sehr wenige haben sich entschieden, die Anlage nachträglich zu kaufen – etwa weil sie eine Erbschaft gemacht oder eine Abfindung vom Arbeitgeber bekommen haben oder weil das Haus verkauft wurde und der neue Eigentümer nicht in den Vertrag einsteigen wollte“, erklärt Horn.

Dem Fachportal efahrer.chip.de zufolge hat sich in den zurückliegenden drei Jahren die Nachfrage nach Mietanlagen verzehnfacht. Durch die Gesetzesinitiativen der „Ampel“-Regierung habe das Interesse an Solaranlagen einen regelrechten Schub bekommen, sagt Horn. Dazu beigetragen hätten aber ebenso der kräftige Anstieg der Energiepreise und der Ukraine-Krieg, der das Thema der Versorgungsunabhängigkeit ins Licht gerückt habe. „Mit der Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach und einem Batteriespeicher kann man in der Regel 70 bis 80 Prozent des Strombedarfs selber decken“, so Horn.

Seit Anfang April besteht eine Vertriebskooperation mit der Baumarktkette Obi: Über die Internetseiten von Obi können sich Eigenheimbesitzer zunächst selbst über das Angebot des Hamburger Unternehmens informieren und dann eine unverbindliche Mietanfrage stellen. DZ-4 ist der erste Solaranlagen-Vermieter, mit dem OBI kooperiert. „Wir versprechen uns viel von dieser Partnerschaft“, sagt Horn. Dabei wirbt die Firma schon länger selbst mit zwei in Fachkreisen prominenten „Botschaftern“: Es sind die Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Klaus Töpfer, der frühere Bundesminister für Umwelt (CDU).

Inzwischen werden fast immer auch Batteriespeicher mitvermietet

Je nach Kapazität der Photovoltaikanlage muss man mit Monatsmieten von mindestens rund 115 Euro rechnen, wobei nach Angaben von DZ-4 inzwischen fast immer auch Batteriespeicher gewählt werden – und dann würden monatlich im Schnitt 200 bis 250 Euro fällig. Solche Speicher haben Vorteile vor allem für Eigenheimbewohner, die tagsüber nicht zu Hause sind und die einen großen Teil des Stroms dann verbrauchen, wenn es nicht mehr so hell ist.

Die deutlich höhere Miete für Installationen einschließlich Speicher dürfte auch damit zu tun haben, dass zur Lebensdauer der Akkus noch nicht so viele Erfahrungswerte vorliegen. In der Branche rechnet man mit zehn bis 15 Jahren. Damit würde vor Ablauf des Mietvertrags mindestens ein Austausch auf Kosten des Unternehmens erfolgen.

Das Unternehmen beschäftigt am Hauptsitz in Hamburg rund 120 Personen

Dagegen könne man bei den Solaranlagen von einer Lebensdauer von 30 bis 35 Jahren ausgehen, sagt der DZ-4-Manager. Nach 25 Jahren wird der Kunde automatisch Besitzer der Anlage und kann sie weiternutzen. Bis dahin trägt der Vermieter zu dem garantierten Festpreis alle Kosten, unter anderem für die Versicherung, für Inspektionen und Instandsetzungen.

Von den etwa 190 Beschäftigten der Firma arbeiten rund 120 in der Hamburger Zentrale, die übrigen sind als Kundenberater vor Ort im gesamten Bundesgebiet tätig. „In Einzelfällen müssen wir Interessenten darauf hinweisen, dass eine Photovoltaikanlage wegen der Ausrichtung der Dachfläche vielleicht nicht wirklich lohnend ist“, so Horn.

Allerdings habe sich der Wirkungsgrad der Solarzellen, die heute zumeist aus Asien stammen, spürbar verbessert. „Vor 20 Jahren brachte ein Modul von rund zwei Quadratmetern Fläche eine maximale Leistung von 200 Watt, aktuell sind schon 440 Watt üblich“, sagt Horn. Für die Installation und Wartung der Anlagen arbeitet DZ-4 mit bundesweit hauptsächlich sechs regionalen Fachbetrieben zusammen. In den meisten Fällen könne mittlerweile die vom Unternehmen in Aussicht gestellte Lieferzeit von acht Wochen eingehalten werden, heißt es.

Künftig könnte man die Solaranlagen auch an gewerbliche Kunden vermieten

Erst vor wenigen Wochen hat die Firma das Kapital um 15 Millionen Euro aufgestockt, um für weiteres Wachstum gerüstet zu sein. Bereits ab 2015 hat sich die Wagniskapitalgesellschaft des südwestdeutschen Energieversorgers EnBW an mehreren Finanzierungsrunden beteiligt, seit 2021 hält der Konzern einen Mehrheitsanteil. Die Erfüllung des Kundenversprechens einer schnellen Lieferung der Solaranlagen setze einen „vorausschauenden Einkauf“ voraus, hatte DZ-4-Geschäftsführer Hans-Martin Rüter zu der Wachstumsfinanzierung erklärt.

Daneben bereitet man sich auf eine Verbreiterung des Geschäftsmodells vor. „Wir haben vor, künftig auch andere Segmente zu bedienen und weitere Produkte anzubieten“, sagt Horn. So denke man darüber nach, sogenannte Wallboxen für die Aufladung von E-Autos ins Programm aufzunehmen oder Solaranlagen auch an gewerbliche Kunden zu vermieten. Eine Ausweitung des Geschäftsgebiets über Deutschland hinaus gehört ebenfalls zu den Optionen, konkrete Pläne bestehen dafür aber offenbar noch nicht – schließlich ist die Nachfrage im Bundesgebiet derzeit hoch genug.