Hamburg. Hamburger müssen für die neue Technik viel Geld bezahlen. Zudem sind die Anlagen für viele Altbauten kaum geeignet. Was Experten raten.

Noch wird um das Heizungsgesetz der Bundesregierung gerungen. Aber klar ist, dass sich die meisten Hausbesitzer früher oder später auf eine Wärmepumpe als neue Heizungsanlage einstellen müssen. Während die Wärmepumpe im Neubau zur Standardausstattung gehört, ist ihr Einsatz im Bestandsbau mit vielen Unwägbarkeiten behaftet.

Wie funktioniert eine Wärmepumpe? Was sind die Knackpunkte im Altbau? Wie hoch sind die Kosten? Und welche Alternative gibt es zur Wärmepumpe? Das Abendblatt sprach mit Experten und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Heizung: Wie arbeitet eine Wärmepumpe?

Wärmepumpen nutzen die Umweltwärme, um Gebäude zu heizen. Das lässt sich am besten mit der Funktionsweise eines Kühlschranks vergleichen. Statt den Lebensmitteln entziehen Wärmepumpen dem Erdreich, dem Grundwasser oder der Luft Wärme und pumpen diese auf ein zum Heizen geeignetes Temperaturniveau. Zum Antrieb benötigt die Wärmepumpe Strom.

Im Inneren der Wärmepumpe zirkuliert wie beim Kühlschrank ein Kühlmittel, das bereits bei sehr geringen Temperaturen verdampft. Das dann gasförmige Kühlmittel wird mit einem Kompressor verdichtet. Die so entstehende Wärme, wird an die Heizung abgegeben.

Umso höher die erforderlichen Temperaturen für die Heizung, desto mehr Strom muss zur Kompression des Gases eingesetzt werden. Danach verflüssigt sich das Kühlmittel und der Wärmepumpenkreislauf beginnt von Neuem.

Was kosten Wärmepumpen?

Inklusive Einbau werden meist Preise von 30.000 bis 40.000 Euro aufgerufen. Künftig ist eine Förderung von mindestens 30 Prozent geplant. Der Einbau ist aufwendiger als bei einer Gasheizung und dauert zwei- bis dreimal länger.

Werden Wärmepumpen günstiger?

Davon ist in den nächsten Jahren auszugehen. Die Hersteller in Deutschland fahren die Produktion hoch und auch ausländische Anbieter drängen auf den deutschen Markt. Hersteller Stiebel Eltron will an seinem Standort in Holzminden 450 Millionen Euro investieren und die Produktionskapazitäten vervierfachen. 2027 sollen 250.000 Wärmepumpen produziert werden. Bosch und Viessmann bauen in Polen und Vaillant in der Slowakei ihre Wärmepumpen-Standorte aus.

Rechnet sich eine Wärmepumpe?

Beim aktuellen Strompreis und einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von drei im Altbau noch nicht. Die JAZ gibt an, wie viel Einheiten Wärme aus einer Kilowattstunde Strom gewonnen werden können. Beim Vergleich der Heizungssysteme (s. Grafik) ist die Wärmepumpe aktuell mit Kosten von 2061 Euro im Jahr die zweitteuerste Variante hinter Erdgas mit 2154 Euro.

Am günstigsten ist die Pelletheizung mit Kosten von 1480 Euro. Strom müsste günstiger, Gas teurer werden, damit sich das Verhältnis deutlich zu Gunsten der Wärmepumpe verschiebt. Auch der Effekt für die Umwelt ist noch bescheiden: Mit der Wärmepumpe spart man nur 30 Prozent CO2 ein im Vergleich zur Gasheizung. Denn noch zu viel Kohle wird bei der Stromerzeugung eingesetzt.

Wie lange muss ich auf eine Wärmepumpe warten?

Aktuell gibt es Lieferprobleme, was auch die sehr hohen Preise erklärt. „Wir haben derzeit Lieferzeiten zwischen drei und sechs Monaten, gehen aber davon aus, dass sie sich im Lauf des Jahres weiter reduzieren“, sagte der Vaillant-Chef Norbert Schiedeck der „Rheinischen Post“. Der Sprecher des Zentralverbandes Sanitär, Heizung, Klima, Frank Ebisch, räumte gegenüber der „Wirtschaftswoche“ Lieferzeiten von neun bis zwölf Monaten ein.

Warum wird meist nur von Luft-Wasser-Wärmepumpen gesprochen?

Sie beziehen ihre Energie aus der Umgebungsluft. Von den im Jahr 2022 verkauften 236.000 Pumpen bezogen 87 Prozent ihre Energie aus der Luft. Während es bei den Luft-Wasser-Wärmepumpen große Effizienz­ge­winne in den vergangenen Jahren gab, sind Erdwärmepumpen schwierig zu installieren.

„Auf knapp der Hälfte von Hamburgs Fläche sind Erdbohrungen nur nach Einzelfallprüfung genehmigungsfähig, und viele Handwerker trauen sich an diese komplexen Anlagen nicht ran“, sagt Energieberater Jan-Peter Peters.

Brauche ich eine Fußbodenheizung für die Wärmepumpe?

Eine Fußbodenheizung ist zwar gut, aber keine zwingende Voraussetzung. Eine solche Heizung ermöglicht es, die Wärmepumpe mit einer niedrigen Vorlauftemperatur von etwa 35 Grad zu betreiben. Das ist die Temperatur, die das Heizungswasser braucht, wenn es in die Heizkörper strömt.

Inzwischen werben Hersteller wie Viessman damit, dass ihre Wärmepumpen auch Vorlauftemperaturen von bis zu 70 Grad schaffen – bei Außentemperaturen von minus zehn Grad. „Die hohen Vorlauftemperaturen werden im Wesentlichen durch den Einsatz des natürlichen Kältemittels R290 erreicht. Dabei handelt es sich um Propan, das nahezu unbegrenzt verfügbar ist und hervorragende kältetechnische Eigenschaften besitzt“, sagt Wolfgang Rogatty von Viessmann.

Passt die Wärmepumpe also in jeden Altbau?

So generell lässt sich das nicht sagen. Denn auch die Wärmepumpenhersteller verweisen am Ende doch auf niedrige Vorlauftemperaturen. „Generell lässt sich durch Absenken der benötigten Vorlauftemperaturen die Effizienz des Wärmepumpensystems weiter verbessern. Hierzu können beispielsweise Heizkörper ausgetauscht – gegen Modelle mit größerer Wärmeübertragungsfläche – oder Dämmung angebracht werden“, sagt Frederik Lippert von Vaillant.

Schafft es die Wärmepumpe nicht allein, bleibt noch eine andere Möglichkeit. „In vielen Altbauten wird wohl künftig eine Hybridheizung zum Einsatz kommen, das ist eine Kombination aus Gas-Brennwertheizung mit zum Beispiel einer Luft-Wasser-Wärmepumpe“, sagt Andreas Schuhmann, Geschäftsführer des Hamburger Heizungsbaubetriebes Arnold Rückert.

„Die Gasheizung übernimmt dann die Spitzenlast, also wenn es besonders kalt ist.“ Allerdings entstehen so doppelte Kosten für Einbau und Betrieb. Heizungsanbieter Buderus rechnet in einem Online-Tool vor: Wenn die Vorlauftemperatur über 55 Grad liegt, schafft es die Wärmepumpe nicht allein.

„Richtig wäre es, erst den Energiebedarf der Gebäude durch Sanierungsmaßnahmen zu senken, dann kann auch eine Wärmepumpe ihre volle Wirkung entfalten“, sagt Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbandes energieeffiziente Gebäudehülle. Und auch die vielerorts überlasteten Stromnetze würden vor dem Kollaps bewahrt.

Wo gibt es fachliche Beratung?

Sinnvoll ist ein Energieberater, der sich die Lage vor Ort ansieht. Denn Heizlast, Geräteleistung und Heizkörper müssen optimal aufeinander abgestimmt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass eine zu große Pumpe angeschafft wird und auch der Betrieb sehr teuer wird.

Die Heizlast ist dabei jene Leistung, die die Heizung erbringen muss, um eine bestimmte Temperatur in den Räumen aufrechtzuerhalten. Meist geht man von 20 Grad aus. Die Ergebnisse der Heizlastberechnung können dann mit den Vorschlägen des Installationsbetriebs verglichen werden.

Welche Optionen habe ich jetzt noch zur Wärmepumpe?

In Hamburg und Schleswig-Holstein ist schon jetzt der Austausch der Gasheizung gegen eine neue Anlage nur eingeschränkt möglich. Denn mindestens 15 Prozent der Wärmeversorgung müssen aus erneuerbaren Energien kommen.

Das lässt sich über eine zusätzliche Solarthermieanlage zur Heizungsunterstützung realisieren oder durch die Nutzung von Biogas, das die 15-Prozent-Forderung erfüllt. Vattenfall ist mit 11,36 Cent/kWh einer der wenigen und günstigsten Anbieter für Biogas. In Niedersachsen gibt es keine Auflagen wie in Hamburg und Schleswig-Holstein.

Hier kann noch eine alte Gasheizung gegen eine neue getauscht werden. Allerdings gibt es eine Einschränkung. Das Gebäude muss vor 2009 errichtet worden sein. Die Alternative zur Gasheizung kann eine Pelletheizung sein. „Für ältere Bestandsobjekte eignet sich die Pelletheizung, weil damit die höheren Vorlauftemperaturen problemlos erreicht werden können“, sagt der Hamburger Energielotse Lars Beckmannshagen.

Ist es sinnvoll, jetzt noch eine Gasheizung zu installieren?

Da muss man abwägen zwischen finanziellen und ökologischen Aspekten sowie dem energetischen Zustand des Hauses. Eine neue Gasheizung gibt es für 10.000 Euro. Für eine Wärmepumpe werden abzüglich der aktuellen Förderung von 35 Prozent, noch knapp 20.000 Euro fällig.

Von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) können Hamburger noch zusätzlich 3000 Euro bekommen. Die Unbekannte in dieser Rechnung ist der künftige Gaspreis. „Die aktuell hohen Preise für Gas geben einen Ausblick auf die künftigen Kosten, die für die Nutzung fossiler Energien zu erwarten sind“, sagt Energieexperte Tom Janneck von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.

Der von Jahr zu Jahr steigende CO-Preis werde bis 2026 auf bis zu 65 Euro pro Tonne klettern. Selbst wenn der Erdgaspreis auf dem aktuellen Niveau bleiben sollte, müssen Verbraucher im Jahr 2026 167 Euro mehr bezahlen (bei einem Verbrauch von 20.000 kWh).

Die Mehrwertsteuer auf Erdgas ist nur bis Ende März 2024 von 19 auf sieben Prozent abgesenkt. Geld, das bei der Heizungserneuerung gespart wurde, muss dann für die laufenden Kosten eingesetzt werden.