Hamburg. Isländische Fluglinie Play bietet günstige Umsteigeverbindung in die USA an. Airline-Chef Jonsson zum Start und seinen Plänen.

Es ist quasi ein Betriebsausflug für das Topmanagement der isländischen Billigfluglinie Play gewesen. In dieser Woche gastierte es in Hamburg. Vorstandschef Birgir Jonsson und seine Kollegen holten erstmals selbst bei Airbus auf Finkenwerder ein neues Flugzeug ab. Gelandet waren sie zuvor allerdings in Fuhlsbüttel. Schließlich verbindet Play seit Mitte Mai dreimal wöchentlich die Hansestadt mit der heimischen Hauptstadt Reykjavik.

Etwa 160 von 174 Sitzplätzen seien in der Maschine besetzt gewesen, sagte Jonsson im Exklusiv-Gespräch mit unserer Redaktion in einem Hotel in der Innenstadt: „Wir sind sehr zufrieden mit der Auslastung in den ersten Wochen, die normalerweise sehr schwierig sind. Der Sommer könnte sehr stark werden.“

Flughafen Hamburg: Für 200 Euro von Hamburg nach New York fliegen

Wie hoch die Auslastung liege, wollte er für die Strecke nicht beziffern. „Aber für unsere Airline liegt sie zwischen 80 und 90 Prozent“, sagte Jonsson. Das sei sehr gut, weil man erst vor zwei Jahren den Flugbetrieb aufgenommen habe.

Play könnte für Hamburger eine Überlegung wert sein, die in Richtung USA fliegen wollen. Im Schnitt würden 35 bis 40 Prozent der Passagiere den strategisch gut gelegenen Flughafen in Keflavik zum Umsteigen nutzen. Auf der Hamburg-Strecke liege der Anteil höher, wahrscheinlich nahe 50 Prozent.

Play steuert vier Ziele in den USA sowie Toronto an

Die Fluggesellschaft verspricht kurze Umsteigezeiten und günstige Preise. „Der durchschnittliche Tarif liegt bei etwa 100 Euro von Hamburg nach Reykjavik, in die USA sind es von Hamburg aus ungefähr 200 Euro“, sagte Jonsson. Angesteuert werden New York, Boston, Baltimore und Washington in den USA sowie Toronto in Kanada.

Auf der Play-Homepage waren am Donnerstag Tickets zum Beispiel am 8. Juni für rund 215 Euro zu haben. Im Basic-Tarif ist allerdings nur ein Handgepäckstück enthalten. Wer einen 20 Kilogramm schweren Koffer aufgeben möchte, muss im nächsthöheren Value-Tarif rund 346 Euro zahlen. Flugzeit 11,5 Stunden, Zeit für den Umstieg in Reykjavik knapp zwei Stunden.

Der Zielflughafen in New York liegt weit außerhalb der City

Zum Vergleich: Der günstigste Economy-Light-Tarif bei Lufthansa von Fuhlsbüttel via Frankfurt oder München lag für diesen Tag bei gut 310 Euro. Wer ein bis zu 23 Kilogramm schweres Gepäckstück aufgeben will, zahlt gut 370 Euro im Tarif Economy Basic. Die Flugzeit ist je nach Verbindung ähnlich, häufig einen Tick kürzer.

Zudem landet man mit der Kranich-Linie entweder am John F. Kennedy Airport oder in Newark nahe am Herzen der Millionenmetropole. Play fliegt hingegen den Airport Stewart International an, der etwa 100 Kilometer nördlich von New York liegt.

Günstigste Tickets für Hamburg–New York beginnen bei 175 Euro

Im September und Oktober lagen die günstigsten Tickets bei Play bei rund 175 Euro. In der Spitze stiegen die Preise allerdings im Juli im Basic-Tarif auf rund 600 Euro. „Wir wollen die Preise so hoch ansetzen, dass wir keine Ladung verlieren, also möglichst voll ausgelastet sind“, sagte Jonsson. „Letztlich hängt das alles vom Markt ab und passt sich daran an. Die Preise sind höher im Juli, niedriger im Mai.“

Wer mit der Familie über den großen Teich fliegen will, plant so eine Reise meist mit langem Vorlauf. Aber wird Play auch im nächsten Sommer noch Hamburg im Streckenplan haben? So stellte die norwegische Langstreckenbilligairline Norse Atlantic Airways Direktflüge von Berlin nach Los Angeles nach zwei Monaten wieder ein, New York ist für den kommenden Winter nicht mehr buchbar.

Hamburg steht im Flugplan von Play für den Sommer 2024

„Wenn Hamburg funktioniert – und derzeit sieht es so aus – werden wir wahrscheinlich in ein oder zwei Monaten bekannt geben, die Strecke auch in diesem Winter anzubieten“, sagte Jonsson. So habe man es mit Madrid und Barcelona gemacht. Schließlich koste es immer viel Geld, eine neue Route aufzulegen.

Der Verkauf von Tickets laufe mit einer Vorlaufzeit von zwölf Monaten. „Hamburg steht im Flugplan für nächsten Sommer. Es dürfte wohl eine der besten neuen Destinationen sein, die wir dieses Jahr auflegen“, sagte Jonsson. „Möglicherweise werden wir die Frequenzen künftig ausbauen. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir zukünftig vier bis sechs wöchentliche Verbindungen nach Hamburg hätten.“

Flughafen: Play will in Hamburg mit niedrigen Preisen punkten

Für die Aufnahme der Hansestadt als eines von knapp 40 Zielen hätten mehrere Gründe gesprochen. Hamburg sei eine Stadt der Medien, des Onlinehandels, von Influencern und ein Wirtschaftszentrum. Das seien wichtige Faktoren, so Jonsson: „Und Hamburg hat einen existierenden Markt, auf dem wir als Billigfluglinie mit unseren niedrigen Preisen punkten wollen.“

Am 16. Mai landete Play erstmals am Hamburger Flughafen und wurde traditionell mit Wasserfontänen der Flughafenfeuerwehr begrüßt.
Am 16. Mai landete Play erstmals am Hamburger Flughafen und wurde traditionell mit Wasserfontänen der Flughafenfeuerwehr begrüßt. © Hamburg Airport / Oliver Sorg

In Deutschland startete die Airline vor zwei Jahren in Berlin. Düsseldorf kommt am 8. Juni hinzu. An den Drehkreuzen Frankfurt und München werde man vielleicht perspektivisch in ein bis zwei Jahren sein – je nach Wettbewerbssituation. Die Auswahl der Ziele erfolge anhand vieler Faktoren.

Es gibt keinen Direktflug von Fuhlsbüttel in die USA

„Ein wichtiger Faktor ist die Zahl der Flüge in die USA“, sagte der Play-Chef: „Hamburg hat keinen Direktflug dorthin. Wir gehen als kleine Fluglinie nicht in einen Zweikampf mit starken, großen und aggressiven Airlines, sondern versuchen unsere eigene Nische zu finden.“

Zudem befrage man Reisebüros, welche Ziele sinnvoll seien. Schließlich gelten deutsche Touristen seit Jahrzehnten für Island als wichtige Zielgruppe. Und man sei sehr datengetrieben. Es werde genau analysiert, wann potenzielle Kunden zu welchen Zielen, Tageszeiten und Wochentagen suchen.

Play fliegt ausschließlich mit Airbus-Flugzeugen

Unter den Billigfluggesellschaften ist Ryanair der Platzhirsch. Man wolle gern so profitabel wie die Iren werden, sagte Jonsson. Die größte Airline in Europa zu werden, sei nicht das Ziel. Dafür sei Island ein zu kleiner Markt. Bis 2025 wolle man 15 Flugzeuge haben. Im Gegensatz zu Ryanair, die komplett auf eine 737-Flotte von Boeing setzen, nutzt Play ausschließlich Airbus-Maschinen.

Die Flotte besteht derzeit aus sechs A320-Fliegern und vier A321, wovon der jüngste Zugang am Mittwoch in Hamburg abgeholt wurde. Der Vorteil dieser sehr zuverlässigen Flugzeugfamilie sei, dass sie von denselben Crews betrieben werden können. „Wir starten eine Route mit einem A320. Und wenn sie sich bewährt hat, wechseln wir auf einen A321“, so Jonsson. Dann sind 214 statt in der kleineren Maschine 174 Sitze an Bord montiert.

Flughafen Hamburg: Warum Play noch nicht direkt bei Airbus bestellt hat

Großes Interesse habe man an den mit Zusatztanks ausgestatteten Versionen A321LR und A321XLR. Als Insel mitten im Ozean wolle man das Netzwerk nach Osten und Westen ausweiten, zum Beispiel bis nach Los Angeles. Beide Flugzeuge ermöglichten Langstreckenreichweite zu Betriebskosten eines Schmalrumpfflugzeuges.

Eine Bestellung bei dem stark ausgelasteten Flugzeugbauer Airbus hat die Airline übrigens noch nicht aufgegeben. Alle Flieger stammen von Leasinggesellschaften, so Jonsson: „Wenn wir jetzt bei Airbus direkt kaufen würden, würden wir das Flugzeug nicht jetzt, sondern 2028 bekommen.“