Hamburg. Gründer aus Kiel vermitteln private Parkplätze per Mausklick. Jetzt starten sie auch in Hamburg. So funktioniert das Konzept.
So wie Christopher Gruber geht es vielen. Man kommt nach Feierabend müde nach Hause und fährt noch 20 Minuten durch die Gegend, um einen Parkplatz zu finden. Manchmal auch länger. „Zum Schluss quetsche ich dann mein Auto noch in irgendeine Minilücke und bange bis zum nächsten Morgen, dass es nicht abgeschleppt wird“, sagt der 31-Jährige, der in einem beliebten Kieler Innenstadtviertel lebt und für seinen Arbeitsweg auf den Wagen angewiesen ist. Seit zwei Jahren sucht Gruber schon einen festen Stellplatz in der Nähe seiner Wohnung. Keine Chance.
Dabei ist es nicht so, dass es in seinem Quartier nicht freie Parkmöglichkeiten gebe. Nur sind das Plätze auf Privatgrundstücken, in Hauseinfahrten und Hinterhöfen oder vor Büros, Praxen oder Geschäften – öffentliches Parken verboten.
Verkehr Hamburg: Peuka ist eine Art Airbnb für Parkplätze
Da geht doch was, haben Christopher Gruber und sein Geschäftspartner Malte Wussow gedacht – und aus der Notlage eine Geschäftsidee entwickelt. „Warum nicht die Parkflächen teilen? Dann haben alle etwas davon, und unnötige Fahrerei wird vermieden“, sagt Wussow, der wie Gruber aus dem Autohandel kommt.
Aber wie kommen Parkplatzanbieter und Parkplatzsucher zusammen? „Wir wollen es so einfach wie möglich machen“, sagt der 25-Jährige. Gemeinsam mit seinem Onkel Andreas Görtzen, einem erfahrenen IT-Spezialisten, haben die Gründer die App Peuka entwickelt. Eine Art Airbnb für Parkplätze, über die privater Parkraum angeboten und gemietet werden kann.
App für Parkplätze in Hamburg: Hunderte Nutzer in kurzer Zeit
Seit gut einem Monat ist Peuka inzwischen auf dem Markt. Mehrere Hundert Nutzer haben sich bereits registriert. „Die Nachfrage nach Parkplätzen ist groß. Wir suchen dringend weitere Anbieter“, sagen Gruber und Wussow. Bislang sind einige Dutzend Stellplätze über die Peuka-App buchbar, vor allem in Kiel und Eckernförde, aber auch in anderen schleswig-holsteinischen Städten haben sich die ersten Vermieter angemeldet, die Stellplätze stunden- oder tageweise für kleines Geld anbieten.
In Ammersbek bei Hamburg etwa bietet ein Edeka-Markt seit Neustem seine Kundenparkplätze für längere Stellzeiten an. Jetzt wollen die Jungunternehmer in Hamburg durchstarten. „Gerade in der Großstadt ist die Parkplatzsituation besonders angespannt“, sagt Christopher Gruber.
Preis für den Peuka-Parkplatz bestimmen die Anbieter
Das Prinzip: Wer einen privaten freien Platz vermieten will, meldet sich mit seinen persönlichen Daten bei Peuka an. Für jeden Stellplatz werden ein Foto und weitere Infos wie Länge, Breite, Durchfahrtshöhe, Zeitfenster und Preis angegeben.
Die Nutzer können ihr Suchgebiet eingeben und sehen auf einer Karte, wo freie Parkplätze sind.
Gemietet wird per Mausklick. Dabei muss das Kfz-Kennzeichen angegeben werden. Die Gebühren werden direkt fällig und können per Kreditkarte, Sofortüberweisung und demnächst auch per ApplePay beglichen werden. Die Abwicklung erfolgt über einen professionellen Zahlungsdienstleister.
Parkplätze per App: 20 bis 50 Cent pro Stunde
Bei einer Abendblatt-Stichprobe waren von den etwa 50 Peuka-Stellplätzen nur wenige gebucht. Mit 20 bis 50 Cent pro Stunde lagen die Preise zumeist unter den ortsüblichen Parkgebühren im öffentlichen Raum.
„Es ist für die Anbieter eine Möglichkeit, aus ungenutzten Stellplätzen Einnahmen zu generieren“, sagt Christopher Gruber. Dabei gehen bei Kurzzeitvermietungen 75 Prozent des Preises an die Anbieter, 25 Prozent an Peuka. Bei Langzeitvermietungen beträgt der Anbieteranteil 87,5 Prozent. „Das Geschäft ist auf Masse ausgelegt“, sagt Christopher Gruber. „Wir erwarten zum Beginn der Urlaubssaison deutliche Zuwächse.“
Ampido ist Pionier unter den Parkplatz-Apps
Peuka ist nicht die erste App, die auf die digitale Bewirtschaftung von privaten Stellplätzen setzt. Bekannt sind etwa EasyPark oder Parkster für öffentliche Parkplätze. Pionier bei der Nutzung von privaten Stellplätzen ist mit inzwischen 250.000 Nutzern Ampido aus Köln, das nach eigenen Angaben inzwischen 32.000 Quadratmeter Parkfläche vermittelt. Genutzt werden demnach Mitarbeiterparkplätze, private Tiefgaragen, Hotels, Supermärkte, aber auch Entwicklungsimmobilien.
Dabei tritt Ampido im Unterschied zum Newcomer Peuka nicht nur als Vermittler auf, sondern mietet auch selbst freie Stellplatzkapazitäten an, die dann über die Internetseite oder die App an Nutzer weitervermietet werden. Im Hamburger Stadtgebiet waren bei einer Stichprobe elf Parkoptionen zu Preisen zwischen 50 Cent und 3 Euro pro Stunde im Angebot.
Gründer haben App neben dem Job entwickelt
Die Gründer sehen die ungleiche Konkurrenzsituation gelassen. Kennengelernt hatten sich die Kieler, beide gelernte Automobilkaufleute, 2018 bei der Arbeit in einem großen Autohaus. „Wir haben unter anderem gemeinsam Digitalisierungsprojekte auf den Weg gebracht“, sagt Malte Wussow.
Daraus entstand die Idee, „etwas Eigenes zu machen“. Im März 2022 hatten sie mit der Vorbereitung zu Peuka – übrigens ein Kunstwort – angefangen. „Die Entwicklung der App hat ein Jahr gedauert“, sagt Gruber. Die meiste Zeit haben sie ihr Start-up parallel zu ihren Vollzeitjobs vorangetrieben.
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Das Ziel der drei Unternehmer ist es, eine möglichst störungsfreie Abwicklung zwischen Anbietern und Nutzern direkt über die App zu ermöglichen. Es gibt eine Chatfunktion, genau wie die Möglichkeit der Vorausbuchung inklusive Navigation. Auch ein Hinweis, der die Parkplatzmieter 20 Minuten vor Ablauf der Parkzeit erinnert, ist eingebaut – mit der Möglichkeit der Verlängerung.
Verkehr Hamburg: Kurzzeit-, aber auch Langzeitparken möglich
Neben Kurzzeit-Parken zum Shoppen, für einen Besuch im Museum oder beim Arzt ist auch Langzeitparken möglich, etwa während des Sommerurlaubs oder auch als Winterquartier für Camper, Boote oder Motorräder. Und was passiert, wenn ein Mieter die Parkzeit überschreitet?
Dafür haben die Entwickler ein Ticketsystem eingebaut, bei dem Strafgebühren von mindestens zehn Euro fällig werden. Ob und wie das im realen Leben funktioniert, muss sich allerdings noch zeigen.
Inzwischen hat Malte Wussow seinen Job gekündigt und ist komplett bei Peuka eingestiegen. „Ich habe einen Gründerzuschuss beantragt und lebe jetzt von meinen Ersparnissen“, sagt er. Auch Christopher Gruber will nach einer Übergangsphase nur noch im eigenen Unternehmen arbeiten.
„Wir glauben, dass Parkraum-Sharing immer noch eine Marktlücke ist.“ Nach einer Studie aus dem Jahr 2017 verbringen die Deutschen 41 Stunden im Jahr mit der Suche nach einem freien Stellplatz. „Das ist auch eine massive Umweltbelastung“, sagt Wussow. „Immer mehr Menschen merken, dass es Sinn ergibt, gemeinsam Lösungen zu finden.“