Hamburg. Der Airport ist aktuell gleich doppelt von Arbeitskämpfen betroffen. Wie sich die Erlösausfälle zusammensetzen.
Nach der Corona-Krise kämpft sich der Hamburger Flughafen gerade aus der Verlustzone. Rund 186 Millionen Euro Minus fuhr der Airport in den drei Pandemie-Jahren ein, davon 27 Millionen im vergangenen Jahr.
Eigentlich wurde in diesem Jahr der Abschied aus den roten Zahlen angestrebt. Doch wegen der steigenden Energiepreise kassierte Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler dieses Ziel schon vor Wochen wieder. Man werde es wohl „nicht ganz schaffen“.
Flughafen Hamburg: Warnstreiks – jeder Tag kostet Airport 500.000 Euro
Die Welle von Warnstreiks erschwere den Weg zur angepeilten schwarzen Null. „Mit jedem Streiktag entfernen wir uns weiter davon“, sagte Flughafen-Sprecherin Janet Niemeyer am Freitag. Jeder Tag der Arbeitsniederlegungen koste die Hamburg-Airport-Gruppe etwas mehr als eine halbe Million Euro.
In den vergangenen gut zwei Monaten sei es am Helmut-Schmidt-Flughafen durch Warnstreiks der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di an fünf Tagen zu massiven Auswirkungen auf den Flugbetrieb gekommen. Der Erlösausfall summiere sich dadurch auf rund 2,5 bis drei Millionen Euro, so der Airport. Zur Einordnung: Im vergangenen Jahr erzielte der Airport 216,7 Millionen Euro Umsatz.
Hälfte der Erlöse stammt aus Gebühren wie für Start und Landung
Nach früheren Angaben des Airports stammen etwa ein Drittel der Erlöse aus Mieten für Büros, Restaurants und Geschäften. Etwa die Hälfte der Erlöse stammt aus dem Flugbetrieb, wie die Entgelte für Passagiere, Start und Landung und Nutzung der Gepäckanlage.
Mehr als 1100 Flüge seien in diesem Jahr wegen der Warnstreiks gestrichen worden. Am Donnerstag und Freitag wurden zusammen 308 Abflüge mit Fluggästen abgesagt – das waren alle. Ver.di hatte die Luftsicherheitskräfte zum 48-stündigen Warnstreik aufgerufen. Dadurch konnten keine Passagiere in den Sicherheitsbereich gelangen. Es fanden zwar Starts statt, aber ohne Passagiere.
Auch am Freitag fielen wieder massiv Landungen aus
Zudem fielen am Donnerstag mehr als 50 Landungen aus. Für Freitag waren am späten Vormittag auf der Flughafen-Homepage 47 Ankünfte als gecancelt markiert. Es fiel jeweils also rund ein Drittel der Ankünfte aus. Der Airport erwartete ursprünglich rund 77.000 Passagiere an beiden Tagen. An den fünf Streiktagen – auch der Warnstreik im öffentlichen Dienst spielte dabei eine Rolle – seien insgesamt rund 150.000 Passagiere von den Arbeitskämpfen betroffen gewesen.
„Bei den Betroffenen, die sich bei uns melden, erleben wir viel Enttäuschung, Verärgerung, teilweise auch regelrechte Verzweiflung – jeder abgesagte Flug hat massive Auswirkungen für viele Unbeteiligte“, sagte Niemeyer. Positiv sei, dass die Fluggesellschaften alles daran setzen, „zum Ferienende in Schleswig-Holstein möglichst viele Reise-Rückkehrer planmäßig nach Hause zu holen“.
Am Sonnabend ein Dutzend mehr Flüge als bisher geplant
Zudem verlegten einzelne Airlines wie Condor, WizzAir und Freebird ihre Abflüge am Freitag nach Hannover, Bremen und Paderborn. Die Passagiere sollten mit Bussen dorthin gebracht werden. Wegen des Warnstreiks ist am Freitag in Fuhlsbüttel kein Vorabend-Check-in möglich.
Für den Sonnabend steigt die Zahl der geplanten Flüge, um ausgefallene zu kompensieren und Umbuchungen berücksichtigen zu können. Nun seien 127 Starts und 117 Landungen geplant, so der Airport. Das seien ein Dutzend Flüge mehr als noch zur Wochenmitte avisiert.
Zwei Arbeitskämpfe strahlen auf Hamburgs Flughafen ab
Die Warnstreikwelle am Helmut-Schmidt-Flughafen speist sich aus zwei Quellen. Zum einen fordert Ver.di für die Luftsicherheitskräfte seit Jahren eine Erhöhung der Zeitzuschläge für Nacht-, Sonnabends-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte.
Dieser Arbeitskampf traf am Donnerstag und Freitag neben Hamburg auch die Airports in Düsseldorf und Köln/Bonn, am Freitag kam Stuttgart hinzu. Am 27. und 28. April sollen die Verhandlungen mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) weitergehen, der auch in der nächsten Woche weitere Ausstände an deutschen Flughäfen erwartet – die Hansestadt wird aber wohl nicht betroffen sein.
Flughafen Hamburg: Ver.di plant in nächster Woche keine Streiks in Hamburg
„Die Kollegen haben mit ihrer Beteiligung an dem Warnstreik deutlich gemacht, dass sie hinter den Forderungen stehen. Das ist ein deutliches Signal für die Unterstützung der Verhandlungen“, sagte der Hamburger Ver.di-Gewerkschaftssekretär Lars Stubbe unserer Redaktion und gibt zumindest für die nächsten Tage bis zu den Verhandlungen Entwarnung. „Am Hamburger Flughafen sind im Bereich der Luftsicherheitskräfte bis dahin keine weiteren Warnstreiks zu erwarten“, sagte Stubbe.
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Zum anderen kam es auch im Zuge der Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst für bundesweit 2,5 Millionen Beschäftigte zu Warnstreiks am Airport. An diesem Sonnabend wird sich Ver.di mit den Vertretern von Bund und Kommunen in Potsdam treffen, um über die vorgelegte Schlichtungsempfehlung zu beraten. Scheitern die Gespräche, kann die Gewerkschaft zu einer Urabstimmung aufrufen. Dann sind unbefristete Streiks möglich.