Hamburg. Ab Donnerstag sind Flugpassagiere betroffen, am Freitag auch noch Bahnfahrgäste. Worauf Reisende sich jetzt einstellen müssen.

Zum Wochenausklang wird der Verkehr in der Hansestadt zu Lande und in der Luft doppelt gestört – und zwar massiv. Die Gewerkschaft Ver.di ruft die Luftsicherheitskräfte am Hamburger Flughafen zum 48-stündigen Warnstreik ab Donnerstag auf. Am Freitag folgt die Eisenbahnergewerkschaft EVG mit den Beschäftigten der Deutschen Bahn. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den Arbeitsniederlegungen und ihren Folgen.

Streik: Warum trifft es schon wieder den Bahnverkehr?

Anders als beim Streik im Flugverkehr, zu dem die Gewerkschaft Ver.di aufgerufen hat, wird der zusätzliche Ausstand im Bahnverkehr von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG initiiert. Sie ruft zum Arbeitskampf auf, um den Druck auf die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn zu erhöhen, die in der kommenden Woche fortgesetzt werden.

Wie lange dauert der Streik bei der Bahn?

Wie die EVG bekannt gab sollen zwischen 3 Uhr Freitagfrüh und 11 Uhr am Freitagvormittag die Beschäftigten in sämtlichen Bahnbetrieben, in denen verhandelt wird, die Arbeit niederlegen.

Was bedeutet das für den Fernverkehr?

Da Mitarbeitende aus allen Bereichen der Deutschen Bahn und anderer Bahnunternehmen zum Ausstand aufgerufen sind, rechnet der Vorstand der Bahn mit „massiven Auswirkungen“ auf den gesamten deutschen Bahnbetrieb. Die Bahn erwartet am Freitag bis in die frühen Abendstunden bundesweit Auswirkungen des Streiks auf die ICE- und IC-Züge und bittet die Fahrgäste, wenn möglich, ihre für den 21. April geplanten Fahrten im Fern- und Nahverkehr vorzuziehen oder die Reise später anzutreten.

Was bedeutet das für den Regionalverkehr und die S-Bahn?

Auch die S-Bahn Hamburg rechnet mit „massiven Beeinträchtigungen“. Genauere Auskünfte, wie viele Züge ausfallen und ob es wie beim vergangenen Streik einen Notbetrieb geben wird, konnte ein Sprecher am Mittwoch nicht geben. Noch sei nicht absehbar, ob auch die Fahrdienstleiter ihre Arbeit niederlegen werden, sodass die Stellwerke nicht besetzt werden könnten, hieß es. Im Regional- und S-Bahn-Verkehr sollen nach Ende des Ausstands, also etwa ab der Mittagszeit, wieder so viele Verbindungen wie möglich nach dem regulären Fahrplan angeboten werden. Es kann im Laufe des Nachmittags aber noch zu Beeinträchtigungen kommen. Die Mitarbeiter des Metronoms sind nicht zum Streik aufgerufen. Dennoch kann es auch hier zu Verspätungen bis hin zu Zugausfällen kommen. Die U-Bahnen und Busse der Hochbahn fahren hingegen ohne Einschränkung.

Was plant Ver.di am Hamburger Flughafen?

Ver.di hat die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen tätig sind, zu ganztägigen Warnstreiks am Donnerstag und Freitag aufgerufen. Der Streik beginne in der Regel in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag und endet in der Nacht von Freitag auf Sonnabend.

Wie reagiert der Hamburger Flughafen?

Zunächst wurden alle Abflüge mit Passagieren für beide Tage abgesagt. Das sind 152 Starts am Donnerstag und 156 am Freitag. Der Grund: Die Zentrale Sicherheitskontrolle müsse aufgrund des angekündigten Streiks komplett geschlossen bleiben, so der Airport. Landungen sollen in Fuhlsbüttel zwar grundsätzlich möglich sein – aber es wird auch massive Streichungen bei den Ankünften geben. An diesem Donnerstag sollen laut Hamburg Airport mehr als 30 von geplanten 153 Landungen ausfallen, am Freitag waren es laut Flughafen-Homepage zehn von geplanten 157 (Stand Mittwochnachmittag). Bei den Verbindungen, die stattfinden sollen, könne es zu erheblichen Verspätungen kommen. Auch Starts von Maschinen könnte es geben – allerdings ohne Passagiere an Bord. Solche Leerflüge sind nötig, wenn die Airlines die Flieger an anderen Flughäfen benötigen. Um die ausgefallenen Flüge zu kompensieren, sei mit zahlreichen Umbuchungen auf den kommenden Sonnabend und die nachfolgenden Tage zu rechnen. Ursprünglich seien von den Fluggesellschaften für Sonnabend 118 Starts und 114 Landungen in Fuhlsbüttel geplant. Der Airport rechnet mit einer starken Auslastung der Flüge.

Wie viele Passagiere sind betroffen?

Der Airport kalkuliert ursprünglich mit rund 38.000 an- und abreisenden Passagieren am Donnerstag und 39.000 Passagieren am Freitag. Betroffene Fluggäste werden gebeten, ihre Fluggesellschaft oder ihren Reiseveranstalter zu kontaktieren und nicht zu den Terminals zu kommen.

Der Helmut-Schmidt-Flughafen sei bereits zum vierten Mal in diesem Jahr von einem Streik der Gewerkschaft Ver.di betroffen, so der Airport. Dieser ist über das Vorgehen der Gewerkschaft erbost. „Diesmal trifft der Ver.di-Streik die Norddeutschen gleich an zwei ganzen Tagen aufeinander“, sagte Flughafen-Sprecherin Janet Niemeyer, „und das ausgerechnet zum Rückreiseverkehr der Osterferien in Schleswig-Holstein und obwohl ein Schlichterspruch zum Tarif des öffentlichen Dienstes gerade auf dem Tisch liegt.“

Was steckt hinter dem Warnstreik am Flughafen?

Hintergrund sind die sich seit Jahren hinziehenden Verhandlungen von Ver.di mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS). Die Gewerkschaft will eine Erhöhung der Zeitzuschläge für Nacht-, Sonnabends-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte erreichen. Neben Fuhlsbüttel sollen auch die Airports in Düsseldorf und Köln/Bonn von den Beschäftigten zwei Tage lang bestreikt werden.

Für den Flughafen Stuttgart ist eine Arbeitsniederlegung nur am Freitag geplant. Bisher habe es in den Gesprächen trotz Warnstreiks keinen Durchbruch gegeben. Ein schriftliches Angebot des BDLS sei unzureichend und nicht einigungsfähig, hieß es von Ver.di. „Die Arbeit an Flughäfen muss attraktiver werden, um die Luftsicherheitsfachkräfte halten und neue gewinnen zu können, um längere Wartezeiten für Urlaubsreisende zu vermeiden“, sagte Wolfgang Pieper von Ver.di.

Streik: „Das ist völlig überzogen“

„Dieser Streik entbehrt jeglicher Verhältnismäßigkeit und ist völlig überzogen“, sagte hingegen Rainer Friebertshäuser, der Leiter der Tarifkommission des BDLS. Man habe versucht, eine wirtschaftlich machbare Lösung zu finden. In den Verlautbarungen der Gewerkschaft werde der Verhandlungsstand bewusst negativ dargestellt. Das Angebot bedeute in der vorliegenden Form – zum Beispiel sollen seinen Angaben nach der Feiertagszuschlag von 100 auf 125 Prozent und der Nachtzuschlag in der Zeit von 22 bis 6 Uhr von 15 auf 20 Prozent erhöht werden – schon eine enorme finanzielle Belastung, zumal seit April ohnehin Entgelterhöhungen umgesetzt werden.

„Es gibt eine Grenze, die wir auch nach weiteren Streiktagen nicht überschreiten werden können“, so Friebertshäuser. Das bisherige Angebot reicht der Gewerkschaft aber nicht. „Wir fordern den BDLS auf, in den Verhandlungen am 27. und 28. April endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, um weitere Streiks zu vermeiden und den Konflikt noch vor Pfingsten zu beenden“, sagte Pieper