Hamburg. Der Pizzateighersteller war in der „Höhle der Löwen“ erfolgreich, gehörte später einer Hamburger Firma. Was Kunden wissen müssen.

Im September 2016 hatte die Lizza GmbH ihren großen Auftritt. Die Gründer Matthias Kramer und Marc Schlegel stellten ihren kalorienarmen, veganen und glutenfreien Biopizzateig aus Chia- und Leinsamen vor einem Millionenpublikum in der TV-Show„Die Höhle der Löwen“ vor.

Zwischenzeitlich war das Start-up mit Sitz in Neu-Isenburg auch mehrheitlich in Besitz eines Hamburger Familienunternehmens. Nun ist es insolvent. Das Amtsgericht Offenbach hat den Rechtsanwalt Andreas Kleinschmidt von der Kanzlei White & Case zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmt.

„Höhle der Löwen“: Maschmeyer und Thelen stiegen einst bei Lizza ein

„Auslöser der Insolvenz war, dass sich der aktuelle Gesellschafter zurückgezogen hat“, sagte Kleinschmidt. Dies führe naturgemäß bei Start-ups schnell zu Zahlungsschwierigkeiten, wenn sie noch nicht auf eigenen Beinen stehen können.

Lizza hat seit dem Auftritt in der „Höhle der Löwen“ einige Gesellschafterveränderungen hinter sich. Nach der Vox-Gründershow stiegen die Investoren Carsten Maschmeyer und Frank Thelen ein und schnappten sich für 150.000 Euro zusammen 25 Prozent der Anteile.

Hamburger Unternehmen Cremer übernahm 2020 die Mehrheit an Lizza

Im Januar 2020 verkündete das Hamburger Unternehmen Cremer den Mehrheitseinstieg bei dem Hersteller von Low-Carb-Produkten, der auch Backmischungen für Wraps, Brote und Brötchen sowie Nudeln, Schokoriegel, Proteinshakes und Müsli anbietet.

Cremer wurde 1946 von Peter Cremer gegründet und ist nach eigenen Angaben weltweit in Handel, Logistik und Industrie tätig. Die Firma befindet sich in dritter Generation in Familienbesitz und beschäftigt mehr als 2000 Mitarbeiter in gut 60 Unternehmen. Die Tochter Nordgetreide stellt beispielsweise Frühstückscerealien her. Im Bereich gesunder Lebensmittel startete die Gruppe vor einigen Jahren eine Wachstumsstrategie im Segment der pflanzlichen Proteine.

Zuletzt gehörte Lizza einem britischen Investor

„Lizza bedient mit seinem Produktportfolio den wachsenden Markt gesunder und nachhaltiger Lebensmittel“, sagte damals Cremer-Chef Ullrich Wegner. „Mit unserer langjährigen Expertise im Bereich Getreide und unserem weltweiten Handelsnetzwerk können wir den Erfolg von Lizza optimal unterstützen und gemeinsam das Geschäft ausbauen.“ Zum Ende des Jahres 2020 zogen sich die Gründer Kramer und Schlegel aus dem Management von Lizza zurück.

Im September 2022 gab es erneut einen Wechsel der Anteile. Die britische Beteiligungsgesellschaft S-Ventures gab bekannt, 100 Prozent von Lizza übernommen zu haben. Die Anfrage, warum Lizza damals verkauft wurde, ließ Cremer unbeantwortet. Der Gesellschafterwechsel soll nach Informationen unserer Zeitung aber vollzogen worden sein, das Hamburger Unternehmen ist also nicht mehr an Lizza beteiligt.

Insolvenzverwalter sieht gute Chancen für Lizzas Zukunft

Offenbar sind die Geschäfte bei dem hessischen Start-up zuletzt nicht so gut gelaufen wie erwartet. Die Biobranche leidet seit den heftigen Preissteigerungen mit Beginn des Ukraine-Krieges unter der Konsumzurückhaltung bei teureren Produkten.

Dennoch ist Insolvenzverwalter Kleinschmidt optimistisch. „Ich habe Hoffnung, dass es eine Lösung gibt und sich ein Investor findet“, sagte er. Aus heutiger Sicht sehe er eine gute Fortführungsperspektive und halte das Produkt für zukunftsfähig. Schließlich sei Glutenunverträglichkeit ein zunehmendes Problem in der Gesellschaft.

Wer bei Lizza bestellt, soll seine Ware erhalten

Es gebe relativ viele Anfragen für das Unternehmen, dessen knapp 30 Beschäftigte für drei Monate Insolvenzgeld erhalten. Das Geschäft – auch über die Onlineseite – werde derzeit fortgeführt, die Produktion sei abgesichert, sagte Kleinschmidt: „Wer im Moment bestellt, wird seine Ware bekommen.“