Hamburg. Neuer Pächter für das Traditionslokal in Rissen gefunden. Was er nach der Insolvenz der Vorgänger anders machen will.

Eine Portion Pommes nach der Pony-Runde auf die Hand. Verdiente Pause beim Waldspaziergang mit Kaffee und Kuchen auf der Terrasse. Oder Bier und Burger im letzten Sonnenlicht. Eigentlich ein Selbstgänger in der Pony-Waldschänke. Aber wer in den vergangenen Monaten einen Stopp in dem beliebten Ausflugslokal im Hamburger Westen geplant hatte, stand vor verschlossenen Türen. Jetzt tut sich etwas. Praktisch als Vorgeschmack ist seit einigen Tagen der kleine Kiosk auf dem Gelände in Betrieb. Zu Ostern soll auch der Biergarten wieder öffnen. Nachdem die vorherigen Pächter Anfang Januar Insolvenz angemeldet hatten, übernimmt Milan Lukač die Geschäfte der Traditionsgaststätte. Er ist kein Unbekannter im Hamburger Westen. Seit zwei Jahren führt er das Lokal Knips in Groß Flottbek.

Ortstermin kurz vor dem offiziellen Neustart am Karfreitag. Gastronom Milan Lukač ist mit Langhaardackel Eddie gekommen, auch Eigentümer Lars Breuer und Mitarbeiterin Aurelie Mäder stehen vor dem Gebäude. Man sieht, dass die Vorpächter den Betrieb eilig geräumt haben. Draußen an der Fassade fehlt der markante Schriftzug der Gaststätte am Giebel. Im Innenraum sind Tische mit Gläsern und Tellern gedeckt, als ob die Wirtsleute gleich durch die Tür kommen könnten. In der großen Küche sind die Schränke leer, die Türen stehen auf. Es muss dringend geputzt werden

Pony-Waldschänke wird wieder klassisches Ausflugslokal

Eine Menge Arbeit, aber Lukač sieht sehr zufrieden aus. Im Mai will er auch den Restaurantbetrieb starten. „Die Pony-Waldschänke soll wieder ein klassisches Ausflugslokal für Familien und Ortsansässige werden“, sagt er. „So wie früher.“ Die neue Speisekarte ist in Planung. Eher rustikal und bodenständig soll künftig wieder in der Waldschänke gekocht werden. Würstchen und Kartoffelsalat. Reiterschnitzel und Roastbeef, Burger und Bauernfrühstück. Aber auch vegane Gerichte und natürlich süße Sachen.

„Unsere Zielgruppe sind Familien, die mit Kindern zum Ponyreiten in den Klövensteen kommen, Spaziergänger, Radler, Reiter und die Landwirte aus der Umgebung“, sagt Milan Lukač. Wichtig sind ihm verlässliche Öffnungszeiten, „an 365 Tagen im Jahr“, wie er sagt. Auch einen Mittagstisch will er in der Woche einführen. Der 49-Jährige ist seit mehr als 30 Jahren in der Gastronomie unterwegs, hat schon im Tierpark Hagenbeck einen Kiosk gemanagt und war zuletzt Vertriebsleiter in einem Getränkegroßhandel. Als er hörte, dass ein neuer Betreiber für das Waldlokal gesucht wurde, war er elektrisiert.

Vorpächter der Pony-Waldschänke meldeten Insolvenz an

Dabei ist es noch nicht mal drei Jahre her, dass Jorrit Hanke und Dennis Ulrich mit einem zehnjährigen Pachtvertrag und großen Plänen in der Pony-Waldschänke gestartet waren. Sie wollten das in die Jahre gekommene Traditionslokal modernisieren und mit ambitionierter Küche neue Gäste anlocken. Gemeinsam mit dem Verpächter, der Babenwischen 1. Immobilien GmbH, hinter der der Rissener Geschäftsmann Lars Breuer mit einem Geschäftspartner steht, hatten die jungen Köche etwa eine Million Euro in Renovierung und Neuausstattung investiert.

Der Betrieb lief zunächst gut an. Aber dann wurden die Corona-Beschränkungen immer wieder verlängert, danach waren es Personalmangel, steigende Kosten und die beträchtliche Monatspacht, die das Duo in wirtschaftliche Schieflage brachte – mit Schulden im dreistelligen Bereich. „Wir haben viel Geld und Herzblut in die Waldschänke gesteckt. Aber wir konnten die Umsätze, mit denen wir gerechnet haben, nicht erreichen“, hatte Pächer Jorrit Hanke im Januar nach der Anmeldung der Insolvenz gegenüber dem Abendblatt erklärt. „Wir mussten die Notbremse ziehen.“

Waldschänken-Eigentümer hat auch den Moorhof gekauft

Dass nur drei Monate später ein neuer Pächter gefunden ist und der Betrieb weitergeht, ist ungewöhnlich. Die Verhandlungen seien sehr kooperativ gewesen, sagt Eigentümer Breuer. Er hatte den Betrieb 2020 gekauft. Auch der 52-Jährige ist in Rissen kein Unbekannter. Gemeinsam mit seiner Frau hat er den Moorhof in direkter Nachbarschaft zur Pony-Waldschänke gekauft, den er zu einem Pferdebetrieb umbauen will. Seit fast vier Jahren schwelt der zähe Kampf mit dem ehemaligen Pächter Hauke Jaacks, der auf der Hofstelle einen Milchviehbetrieb mit 300 Tieren betreibt.

Für die Pony-Waldschänke habe es mehrere Interessenten gegeben, so Breuer. Ausschlaggebend, dass die Wahl auf Knips-Wirt Milan Lukač fiel, seien die regionale Verwurzlung, das bodenständige Konzept und vor allem der schnelle Start gewesen. Über die Pachtsumme haben die Vertragspartner Stillschweigen vereinbart. Nach Abendblatt-Informationen ist die Pacht ähnlich hoch wie bei den Vorgängern. Nach der Anlaufphase erwartet Pächter Lukač Umsätze im niedrigen einstelligen Millionenbereich im Jahr. „Dann ist die Pacht bei der Fläche angemessen.“ Die Waldgaststätte verfügt auf einer Fläche von 15.000 Quadratmetern über 200 Sitzplätze im Innenbereich und bis zu 500 auf den Terrassen.

Hamburger Bier und Bollerwagen in der Pony-Waldschänke

Aktuell sucht der neue Wirt Personal. Erste Bewerbungen lägen bereits vor. Für die kommenden Wochen hat er einige Pläne. Unter anderem soll die Bestuhlung auf der Terrasse erneuert werden. Künftig soll mit Holsten auch wieder ein Hamburger Bier vom Fass ausgeschenkt werden. Außerdem will Lukač mit einem neuen Spielplatz und Bollerwagenverleih bei Familien mit kleinen Kindern punkten. „Das Schöne an der Lokalität ist, dass die Kinder zum Ponyreiten in den Klövensteen wollen und die Eltern mitmüssen“, sagt der Gastronom und lacht.

Sarah Miklody mit Carlos auf dem Ponyhof von Familie Wichmann
Sarah Miklody mit Carlos auf dem Ponyhof von Familie Wichmann © Michael Rauhe

Der Ponyhof in direkter Nachbarschaft ist eine Institution in der Region. Generationen von Kinder haben auf den Tieren von Familie Wichmann zum ersten Mal im Sattel gesessen. Der Betrieb ist unabhängig von dem Lokal, aber trotzdem ist die Freude über den neuen Pächter groß. „Es ist wichtig, dass die Waldschänke geöffnet ist. Das ist eine Symbiose“, sagt Bärbel Wichmann, Ehefrau des Gründers Manfred Wichmann. 30 Ponys stehen an dem Standort, außerdem gibt es einen kleinen Streichelzoo.

Pony-Waldschänke: Wo ist das Firmenschild?

Im Moment laufen die Vorbereitungen für die Wiedereröffnung der Waldschänke. Mitarbeiterin Aurelie Mäder bringt den Kiosk wieder in Schwung. „Es gibt viele Stammkunden, die schon darauf warten, dass es endlich losgeht“, sagt die 24-jährige Servicekraft. Ob bis zum Start am Karfreitag das große Namensschild am Giebel wieder hängt, ist allerdings unsicher. „Wir wissen nicht, wo es ist“, sagt Pächter Lukač.