Hamburg. Insolvenzverfahren gegen den Hamburger Traditionsbetrieb eröffnet. Räumungsverkauf startet.

Schlechte Nachrichten für Wassersportfans: Der Bootsausrüster A.W. Niemeyer (AWN) steht endgültig vor dem Aus. Das Amtsgericht Hamburg hat am 1. April das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Unternehmens eröffnet. Ende Januar hatte Geschäftsführer Christoph Steinkuhl das Verfahren beim Amtsgericht Hamburg angemeldet, nachdem die Traditionsfirma mit fast 280 Jahren Geschichte in finanzielle Schieflage geraten war. Gemeinsam mit dem eingesetzten Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hatte Steinkuhl die Suche nach einem Investor für die Fortführung des Betriebs gestartet.

Jetzt ist klar, dass der Versuch gescheitert ist. „In diesem zweistufigen Prozess hatten zunächst sechs Investoren konkretes Interesse an einer Übernahme von AWN signalisiert, weswegen die Hoffnung groß war, dass AWN erhalten werden kann“, heißt es in der Mitteilung des Insolvenzverwalters am Montag. Von Mitte März habe sich die Zahl der Interessenten nach Durchführung der Unternehmensprüfung jedoch kontinuierlich reduziert.

Insolvenz: Investorensuche für A.W. Niemeyer gescheitert

Am vergangenen Freitag waren dann auch die Verhandlungen mit dem letzten verbliebenen Interessenten ohne Erfolg zu Ende gegangen. Den Angaben zufolge sind zum einen Mieterhöhungen von der Vermieterseite und zum anderen die nur noch geringen Margen im stationären Einzelhandel Grund für das Scheitern. AWN wird nun kurzfristig mit dem Räumungsverkauf an allen Standorten beginnen, der bis Ende Mai dauern soll.

„Es tut mir vor allem für die rund 100-köpfige, hoch motivierte Belegschaft von AWN sehr leid. Diese war zu massiven Einschnitten bereit, um einen Beitrag zu leisten, damit die nachhaltige Verlustsituation gestoppt werden kann“, erklärte Insolvenzverwalter Denkhaus von der Kanzlei BRL. Der stationäre Einzelhandel könne mit den im Onlinehandel erzielbaren Margen nicht konkurrieren, müsse aber bei den Verkaufspreisen mitgehen. „Deshalb ist der Niedergang weiter Teile des Einzelhandels in den Städten derzeit kaum zu bremsen, und A.W. Niemeyer steht beispielhaft für diesen negativen Trend.“

Traditionsfirma A.W. Niemeyer hat noch acht Geschäfte

Aktuell hat A.W. Niemeyer acht stationäre Standorte. Der größte ist am Stammsitz in Hamburg-Bahrenfeld. Filialen gibt es in Kiel, Lübeck, Dormagen sowie zwei in Berlin. Außerdem ist AWN in Österreich (Wien) und in der Schweiz (Zürich) vertreten und betreibt einen Onlineshop. Der Standort in Taufkirchen ist bereits seit Mitte Dezember geschlossen. Haupteigner ist die Kroschke Gruppe aus Ahrensburg, die eigenen Angaben zufolge mit verschiedenen Unternehmen 65 Prozent an A.W. Niemeyer hält.