Hamburg. Unternehmen stellt Programme für Onlineshops her und kooperiert mit Unternehmen wie Otto. Warum die aktuelle Jobsuche schwierig ist
Den Firmennamen Novomind werden nur die wenigsten Hamburger schon einmal gehört haben. „Aber wenn man die Mönckebergstraße entlanggeht, sieht man fast jeden Moment einen unserer Kunden“, sagt Novomind-Chef Stefan Grieben.
Dazu gehören C&A, Tom Tailor, Douglas, MediaMarktSaturn, Marc O´Polo, s.Oliver, Görtz, Deichmann, aber auch Otto, Hawesko, Globetrotter, Volkswagen, die Techniker Krankenkasse und die Post.
Jobs Hamburg: Softwareanbieter Novomind will kräftig wachsen
Alle diese Firmenkunden setzen entweder auf Online-Shop-Software oder auf Computerprogramme des Bramfelder Unternehmens für Kundenservice-Abteilungen – oder häufig auch auf beides. Offensichtlich ist das Angebot der Hamburger sehr gefragt: „Wir haben im vorigen Jahr den Umsatz im zweistelligen Prozentbereich gesteigert und wir planen das auch für 2023“, sagt Grieben.
Dabei soll die Mitarbeiterzahl ebenfalls deutlich weiter zulegen. Nachdem Novomind allein am Hauptsitz in der Hansestadt im vergangenen Jahr um fast 60 auf gut 450 Beschäftigte gewachsen ist, sollen in diesem Jahr weitere 50 Arbeitsplätze geschaffen werden, der Großteil davon in Hamburg.
Weltweit hat der Softwarespezialist deutlich mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unter anderem an Vertriebsstandorten in Dubai und Singapur, wo man erst im vergangenen Jahr an den Start ging und bereits vier neue Kunden gewonnen hat.
Tipp: Mitarbeiter sollten zwei bis vier Tage pro Monat im Büro sein
Allerdings müssen neue Mitarbeiter nicht unbedingt mehr nach Hamburg ziehen, auch wenn dies offiziell ihr Einsatzort ist. „Wir sind maximal flexibel“, sagt Grieben. Dennoch findet er: „Informelle Treffen in der Kaffeeküche sind wichtig. Man sollte schon zwei bis vier Tage pro Monat im Büro sein.“ Dann werde zwischendurch schon mal eine Runde Tischtennis gespielt oder eine Gruppe von Kolleginnen und Kollegen treffe sich über Mittag zum Laufen.
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Auch Novomind muss sich etwas einfallen lassen, um qualifiziertes Personal im umkämpften IT-Bereich für sich gewinnen zu können, zumal in Hamburg mehrere andere Firmen wie zum Beispiel der Online-Modehändler About You nach neuen Beschäftigten mit praktisch den gleichen Fähigkeiten suchen. Fündig wird man vielfach im Ausland – das Personal kommt aus inzwischen 27 verschiedenen Nationen.
Hamburger Firma Novomind arbeitet bereits mit Künstlicher Intelligenz
Um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, bietet Novomind neben der Arbeitsort-Flexibilität ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm: „Einmal im Jahr kann man in einer Auktion unsere Aktien ersteigern, auf die wir auch eine Dividende zahlen.“
Außenstehende Gesellschafter gibt es nicht mehr, seit Novomind vor vier Jahren Anteile von der Haspa-Beteiligungsgesellschaft zurückgekauft hat. „Wir sind eben hanseatisch“, so Grieben. „Wir wollen unabhängig bleiben und organisch wachsen.“
Kundenservice und Online-Shops immer stärker zusammenwachsen
Ein neuer Trend, der in Europa erst allmählich ankommt, sind vergleichsweise formlose Online-Bestellungen über Mitteilungsdienste wie WhatsApp: „Da schreibt dann beispielsweise eine bestehende Kundin eines Mode-Shops, ,ich hätte gern das gleiche Shirt noch einmal in dunkelblau’“.
Dies zeige, wie Kundenservice und Online-Shops immer stärker zusammenwachsen. Grieben sieht darin zusätzliche Geschäftschancen für Novomind, weil kaum ein Wettbewerber so umfassend auf beiden Feldern aktiv sei.
Jobs Hamburg: Novomind-Chef erwartet nicht, dass KI Mitarbeiter ersetzt
Zwar hat die Künstliche Intelligenz (KI) durch den kürzlich vorgestellten Textgenerator ChatGPT des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI einen Technologiesprung geschafft. Novomind arbeitet aber in der Kundenservice-Software schon seit Jahren mit teils selbst entwickelten KI-Programmen.
Diese können unter anderem eingehende E-Mails nach Themen vorsortieren und den Service-Mitarbeitern bei vergleichsweise simplen Vorgängen Antwortvorschläge machen.
„Ich erwarte nicht, dass die Beschäftigten in diesem Bereich in den nächsten Jahren durch KI-Lösungen wie ChatGPT ersetzt werden“, sagt Grieben. „Menschen werden dort immer nötig sein. Aber der Arbeitsaufwand im Kundenservice wird weiter zunehmen und das lässt sich nur bewältigen, indem man einen Teil der Aufgaben automatisiert.“