Hamburg. Die Filiale an der Osterstraße ist gerettet – und damit 60 Arbeitsplätze. Doch die Sorge vor der nächsten Schließungsrunde bleibt.

Die ersten warten schon einige Zeit unter dem großen Vordach vor dem Eingang. Als ein Mitarbeiter punkt 10 Uhr die großen Glastüren aufschließt, strömt ein gutes Dutzend Kunden in das Galeria-Kaufhaus in Eimsbüttel.

„Ich komme häufig, weil es ein Ort ist, in dem man viele verschiedene Dinge kaufen kann“, sagt Johannes Neumann, der mit Sohn Junis in der Kinderkarre unterwegs ist und Bücher und Kleidung für den Einjährigen sucht.

Galeria: Karstadt an der Osterstraße bleibt

Auch Hella Grampp war schon vor Geschäftsöffnung da. Sie ist sogar extra aus Groß Flottbek gekommen. „Wir haben bei uns im Westen ja schon lange kein Kaufhaus mehr.

Deshalb kommen wir gern hierher“, sagt die 83-Jährige, die mit Ehemann Horst vor der Tür des früheren Karstadt-Hauses steht. Auf der Einkaufsliste haben beiden nichts Bestimmtes, wollen sich ein bisschen umschauen und inspirieren lassen. „Außerdem geht es darum, das Kaufhaus zu unterstützen.“

Karstadt in Harburg und Wandsbek vor dem Aus

Es ist Tag eins nach der Entscheidung der Galeria-Geschäftsleitung, bundesweit knapp die Hälfte der aktuell noch 129 Standorte zu schließen. Mit der Schrumpfkur will sich der letzte große Warenhaus-Konzern aus der wirtschaftlichen Schieflage befreien.

In Hamburg stehen die Häuser in Harburg und Wandsbek vor dem Aus. Das kleine Kaufhaus an der Osterstraße darf weitermachen. 60 Arbeitsplätze sind gerettet. „Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen, ein richtig großer“, hatte die Betriebsratsvorsitzende Anke Ackermann direkt nach der Bekanntgabe gesagt.

Das Karstadt-Haus an der Ecke Osterstraße/Heussweg wurde 1975 gebaut.
Das Karstadt-Haus an der Ecke Osterstraße/Heussweg wurde 1975 gebaut. © Roland Magunia

Karstadt in Eimsbüttel gibt es seit mehr als 70 Jahren. Das Ursprungsgebäude war Mitte der 1970-er Jahre abgerissen worden und durch einen Neubau im Stil des Brutalismus ersetzt worden. Anfang vergangenen Jahres hatte der graue Betonklotz den Eigentümer gewechselt. Die Signa-Gruppe, zu der auch Galeria gehört, hatte die Immobilie an ein Hamburger Konsortium unter Führung von Otto Wulff verkauft. Beobachter hatten befürchtet, das könne das Aus für die Kaufhaus-Ära in Eimsbüttel sein.

Galeria: Karstadt ist für viele Hamburger ein wichtiger Anlaufpunkt

Dass es nun nicht so kommt, sorgt für große Erleichterung im Stadtteil. Egal, mit wem man spricht, in der Buchhandlung, in der Apotheke oder im Wollladen – alle sind froh. „Galeria ist wahnsinnig wichtig für uns“, sagt Til Bernstein von der Interessengemeinschaft Osterstraße, die 60 Einzelhändler vertritt.

Das Kaufhaus sei immer noch ein Faktor und ziehe viele Kunden in die Einkaufsstraße. Aber, so der Stadtplaner, der im Wahlkreisbüro des Bürgerschaftsabgeordneten Niels Annen (SPD) arbeitet, befürchtet auch: „Das war die letzte Mal, dass eine Filiale außerhalb der Innenstadt oder eines Einkaufszentrums eine Schließungsrunde übersteht.“

Kunde Christian Pohanka ist froh, dass es das frühere Karstadt-Kaufhaus gibt. Der Controller hat eine Faszienrolle gesucht.
Kunde Christian Pohanka ist froh, dass es das frühere Karstadt-Kaufhaus gibt. Der Controller hat eine Faszienrolle gesucht. © Roland Magunia

An diesem Vormittag ist alles so, als ob nichts gewesen wäre. Menschen strömen durch die Türen rein in und raus. Kunde Christian Pohanka hat eine Faszienrolle unter dem Arm geklemmt, die er gerade gekauft hat. „Ich bin froh, dass ich die bekommen habe. Die gab es in keinem anderen Laden in der Gegend. Ich hätte sie sonst im Internet bestellen müssen“, sagt der Controller, der viel am Schreibtisch sitzt.