Hamburg. Rekordgewinn von 511 Millionen Euro. Bereits im zweiten Halbjahr könnte der Einstieg eines Investors erfolgen.
Im Frühjahr 2020 löste das Coronavirus die größte Krise in der Geschichte der Luftfahrt aus – heute ist Lufthansa Technik so erfolgreich wie nie. Der Weltmarktführer für die Wartung, Reparatur und Überholung von Flugzeugen schloss das Geschäftsjahr 2022 mit einem bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Adjusted Ebit) von 511 Millionen Euro ab.
Das sei „eine historische Bestmarke der gesamten Unternehmensgeschichte“, wie Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Freitag bei der Vorstellung der Konzernbilanz sagte. 2023 soll es auf ähnlicher Höhe liegen. Der bisherige Rekord von 463 Millionen Euro stammt aus dem Jahr 2019.
Kauft Lufthansa Technik bald andere Unternehmen auf?
Das Auftragsbuch bei der Hamburger Tochter sei gut gefüllt. Es gebe Wartungsverträge für mehr als 4000 Flugzeuge. Zudem seien die Fuhlsbütteler bei der Digitalisierung wie Materialmanagement und vorausschauenden Wartungen weit vorn.
Spohr erwartet eine Konsolidierung der Branche. Lufthansa Technik habe den „richtigen Kern, um da in größerer Skala mitzuspielen“. Weiterhin plane man daher den Verkauf eines Minderheitsanteils. Irgendwann gebe es den Zeitpunkt, an dem man „die notwendigen Investitionen, die auch Käufe anderer Unternehmen“ sein könnten, nicht mehr neben den Investitionen des Konzerns stemmen könnte.
Lufthansa Technik soll größer und profitabler werden
Die Fluglinie bestellte gerade bei Airbus 15 A350 und bei Boeing sieben Dreamliner – Milliardendeals. Auch werde viel Geld in die vorhandene Flotte gesteckt.
Für Lufthansa Technik könne es besser sein, „wenn jemand mit 20 Prozent am Tisch säße“. Es gehe darum, die Technik größer und profitabler zu machen und im Wettbewerb besser aufzustellen. „Wir machen es, wenn der Richtige kommt. Wenn nicht, machen wir es nicht.“
Interesse an Partnern für Lufthansa Technik ist „sehr groß“
Die Wahrscheinlichkeit für einen Teilverkauf sei höher als für das Behalten der 100 Prozent, so Finanzchef Remco Steenbergen. Man habe in den vergangenen Wochen erste Gespräche mit Investoren aufgenommen. „Das Interesse ist sehr groß.“
Um Kosteneinsparungen gehe es nicht, machte er klar. Auch die „Option eines Teilbörsengangs ist immer noch auf dem Tisch“. Dieser könnte 2024 stattfinden, ein Teilverkauf an einen Partner sei schon in der zweiten Jahreshälfte möglich. Zeitlichen Druck gebe es nicht, so Spohr.
Lufthansa-Konzern schafft Rückkehr in Gewinnzone
Das liegt auch daran, dass der Konzern derzeit kein Geld braucht. Alle staatlichen Corona-Hilfsgelder sind zurückgezahlt. Das operative Ergebnis sei 2022 mit 1,5 Milliarden Euro deutlich besser als erwartet. Im Vorjahr gab es noch 1,7 Milliarden Euro Verlust.
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„In nur einem Jahr ist uns ein nie zuvor erreichter finanzieller Turnaround gelungen“, sagte Spohr. Es habe nur sieben bessere Jahre in der Lufthansa-Geschichte gegeben. Dazu trug insbesondere das Frachtgeschäft bei. Lufthansa Cargo erzielte ein Adjusted Ebit von 1,6 Milliarden Euro – auch ein Rekord.
Die Ticketpreise dürften 2023 „leicht steigen“
Die Zahlen zeigen aber auch, dass das Airlinegeschäft trotz 102 Millionen beförderten Passagieren (plus 117 Prozent) defizitär ist. Lufthansa und Eurowings sollen dieses Jahr in schwarze Zahlen kommen. „Ich bin optimistisch, das wird gelingen“, so Spohr.
Die Kunden müssten sich in diesem Jahr auf „leicht steigende“ Preise einstellen. Man wolle dieses Jahr 12.000 Neueinstellungen vornehmen, um Ende 2023 rund 115.000 Beschäftigte zu haben.
Aktie legt zu – Dividende erst 2024 wieder
Die Aktie legte am Freitag bis zum Nachmittag sechs Prozent zu auf 10,44 Euro. Man wolle künftig stets acht bis zehn Milliarden Euro liquide haben, um für künftige Krisen gewappnet zu sein, so Steenbergen. Erst 2024 will der Kranich-Konzern wieder Dividende zahlen.