Hamburg. Die Küstenwache weist auf die Brandgefahr durch defekte Akkus hin. Versicherer sind alarmiert.

Die Sorge vor gefährlichen Bränden durch Elektrofahrzeuge auf Autotransportschiffen zieht immer weitere Kreise. Die US-Küstenwache hat jetzt eine Sicherheitswarnung vor dem Transport von Fahrzeugen mit vermeintlich beschädigten Batterien herausgegeben. „Schiffe, Häfen und Verlader sollten sich dieses extremen Risikos bewusst sein und vermeiden, Elektrofahrzeuge mit beschädigten Lithium-Ionen auf Handelsschiffe zu laden“, heißt es in der Sicherheitswarnung. Auslöser war die Feststellung, dass nach dem Hurrikan „Ian“, der vor etwa vier Monaten über Florida hinweggezogen war, auffallend viele Elektroautos in Flammen aufgingen. Untersuchungen zeigten, dass das Salzwasser chemische Reaktionen in den Lithium-Ionen-Batterien hervorrief, die zu Bränden führten.

Wie das Abendblatt bereits berichtete, hat nach dem Sinken eines mit Elektrofahrzeugen beladenen Autofrachters, als erste Reederei die norwegische Havila Kystrut den Transport von Batterieautos auf ihren Fähren untersagt. Auch viele andere Reedereien verschärften ihre Sicherheitsbestimmungen, etwa durch die Installation zusätzlicher Brandwachen auf den Autodecks.

Versicherungswirtschaft gegen Mitnahmeverbot von E-Autos auf Schiffen

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) spricht sich jetzt gegen ein Mitnahmeverbot von E-Autos auf Schiffen aus, fordert aber besser Löschsysteme. „Elektroautos brennen nicht öfter als Verbrenner, aber sie brennen anders“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Versicherer. „Anstatt Fahrer von E-Autos für ihr Investment in Nachhaltigkeit zu bestrafen, sollten sich die Reeder lieber jetzt schon auf eine Zeit mit wesentlich mehr E-Autos einstellen.“

Sein Vorschlag: Systeme mit Hochdruck-Wassernebel könnten im Gegensatz zu den herkömmlichen CO2-Löschsystemen helfen, die Gefahr eines brennenden E-Autos beherrschbar zu machen. Unter Deck werden bislang Brände auf Autotransportern ebenso wie auf Containerschiffen mit CO2 gelöscht. Die Idee dahinter: Das Kohlenstoffdioxid verdrängt den Sauerstoff so weit, dass das Feuer ohne Sauerstoff erstickt. Bei einem Brand der in E-Autos verbauten Lithium-Ionen-Akkus setzt die chemische Reaktion neben Wasserstoff und giftigen Gasen aber auch selbst Sauerstoff frei. „Das CO2 ist bei einem solchen Brand also vollkommen wirkungslos“, sagt Asmussen.

Seit Jahren fordert der Weltverband der Transportversicherer besseren Brandschutz auf Schiffen. Die Löschsysteme seien immer noch die gleichen wie vor 50 Jahren und hätten mit der Größenentwicklung der Schiffe nicht Schritt gehalten, hieß es „Wir müssen sowohl die Brand-Detektion als auch die Löschsysteme auf und unter Deck grundlegend ändern. Sonst bleiben die meisten Brände unbeherrschbar, besonders von Lithium-Ionen-Akkus“, warnt Asmussen.