Hamburg. Hamburger Experten geben wertvolle Tipps zur Optimierung der Verträge. Bei fast allen gibt es überflüssige Policen oder falsche Tarife.
Mehr als 1500 Euro im Jahr gibt jeder Deutsche im Schnitt für private Versicherungen aus, verteilt auf sechs Verträge. Viele Haushalte stellen zu Jahresbeginn ihre finanzielle Situation auf den Prüfstand. Dabei kann man auf der Suche nach Sparpotenzialen durchaus auch im Versicherungsordner fündig werden.
Nach Einschätzung des Bundes der Versicherten (BdV) mit Sitz in Hamburg haben 90 Prozent aller Haushalte entweder überflüssige Verträge, zu teure Versicherungen – oder es fehlt ihnen ein wichtiger Versicherungsschutz. Bei der Prüfung der bestehenden Policen sollte jedoch immer „die bedarfsgerechte Absicherung im Mittelpunkt stehen und nicht die kurzfristige Ersparnis“, sagt BdV-Vorständin Bianca Boss. Denn der günstigste Tarif nütze nichts, wenn er im Schadenfall keine ausreichende Absicherung biete.
Versicherung: Die wichtigsten Tipps, wie man viel Geld sparen kann
Wechsel in einen anderen Krankenversicherungstarif
„Für privat Krankenversicherte ist es ein großes Problem: Ihre Versicherungsunternehmen erhöhen regelmäßig den Beitrag. Oft kommt dann jedes Jahr ein Brief, der Steigerungen um 10, 20 oder sogar mehr Prozent ankündigt“ – so beschreibt die Verbraucherzentrale die Situation vieler Menschen, die Kunde bei einer privaten Krankenversicherung (PKV) sind. Die beste Lösung könne der Wechsel in einen anderen Tarif des gleichen Unternehmens sein. „Wir hatten schon Personen in der Beratung, bei denen der monatliche Beitrag um rund 300 Euro gesenkt werden konnte“, sagt Jochen Sunken, Gesundheitsexperte bei der Verbraucherzentrale Hamburg. „Das sind aber seltene Einzelfälle, die in der Regel in einem alten, inzwischen geschlossenen Tarif versichert waren.“
Professionelle „PKV-Tarifoptimierer“ werben mit hohen Einsparungen zwischen 40 und 60 Prozent, verlangen jedoch häufig die komplette Beitragsminderung des ersten Jahres als Honorar. „Zudem beruht die Beitragssenkung manchmal nur darauf, dass der gleiche Tarif mit höherem Selbstbehalt gewählt wird“, sagt Sunken. „Dann spart man nur, wenn man nicht zum Arzt gehen muss – gleichwohl senkt dies nicht das Erfolgshonorar.“ Ein Wechsel zu einem anderen PKV-Anbieter ist in der Regel keine Alternative, weil Alterungsrückstellungen teilweise oder ganz verloren gehen und man sich einer neuen Gesundheitsprüfung stellen muss.
Auf jährliche Zahlungsweise umstellen
Zahlt man die Beiträge nicht mehr monatlich, sondern jährlich, kann das eine Ersparnis von bis zu zehn Prozent bedeuten, sagt Sandra Klug, Abteilungsleiterin Geldanlage/Altersvorsorge/Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Das gilt für viele verschiede Versicherungsarten. Denn weniger Zahlungstermine bedeuten für die Anbieter einen geringeren Verwaltungs- und Personalaufwand.
Versicherungen an die Haushaltszusammensetzung anpassen
Sind die Kinder ausgezogen, kann man vom Familien-Tarif einer Haftpflichtversicherung in einen günstigeren Partner-Tarif wechseln. Für alleinstehende Rentner sei der Wechsel in einen Single-Tarif empfehlenswert, rät die Gothaer. Wer aber nach dem Tod des Ehepartners zu den Kindern ziehe, könne wiederum über deren Familien-Police mitversichert werden. Auch wenn ein Pärchen zusammenziehe, könnten sie sich in einem gemeinsamen Vertrag versichern – die Prämie für eine der beiden Einzelpolicen entfällt dann.
Bündelrabatte durchrechnen
Assekuranzunternehmen gewähren Rabatte, wenn man mehrere unterschiedliche Produkte bei ihnen abschließt. Das können zum Beispiel 10 bis 15 Prozent Beitragsnachlass bei der Bündelung der Privathaftpflicht-, Hausrat- und Unfallversicherung beim gleichen Anbieter sein. „Man stellt aber nicht selten fest, dass unter dem Strich besser ist, für jede einzelne Versicherung den günstigsten Anbieter auszuwählen“, sagt Klug – ganz abgesehen davon, dass auch die Konditionen auf den individuellen Absicherungsbedarf des Kunden abgestimmt sein müssen.
Von Altvertrag auf neuen Tarif umstellen – aber Vorsicht
In vielen Fällen ist die Umstellung von einem Altvertrag auf einen aktuellen Tarif günstiger, heißt es von Branchenexperten. Das könne etwa bei Haftpflicht- oder Hausratversicherungen gelten. Ein solcher Umstieg beim gleichen Anbieter sei häufig gleich zum nächsten Monat möglich. Aber Achtung: Bei anderen Produkten, zum Beispiel bei Berufsunfähigkeits-, Lebens- oder Unfallversicherungen, in die man schon lange eingezahlt habe, komme man mit dem Altvertrag wahrscheinlich besser weg.
Rabatte bei der Kfz-Versicherung mitnehmen
Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox gewähren einige Kfz-Versicherer den Kunden, die ein Jahresticket für den öffentlichen Nahverkehr vorlegen, Rabatte zwischen fünf und sieben Prozent. Auch eine Bahncard könne zu Prämiennachlässen führen. „Es gibt Fälle, in denen sich der Erwerb einer Bahncard 25 lohnt, auch wenn diese nicht zum Einsatz kommt“, heißt es von Verivox. Solche Rabatte seien besonders für Fahranfänger mit ihren ungünstigen Schadenfreiheitsklassen relevant. Fahrzeughalter, die an einem anerkannten Fahrsicherheitstraining teilgenommen haben, können bei der Versicherungsgesellschaft nach einem Rabatt fragen. Außerdem sind Policen, die online abgeschlossen werden, wegen der niedrigen Verwaltungsgebühren günstiger.
Vergünstigungen für Senioren nutzen
„Ältere Verbraucher können bei der Privathaftpflichtversicherung auf einen Senioren-Rabatt hoffen, der die Tarife vieler Versicherer deutlich günstiger macht“, raten die Experten des Vergleichsportals Verivox. Dieser Rabatt könne je nach Versicherung und Leistungsumfang bei 20 Prozent der jährlichen Kosten liegen. Bei der Rechtsschutzversicherung bräuchten Personen, die sich bereits im Ruhestand befinden, keinen Schutz für Auseinandersetzungen rund um Beruf und Arbeitsrecht. Beim Verzicht auf diesen Vertragsbaustein können deutliche Einsparungen von bis zu 50 Euro Jahresprämie erzielt werden.
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Tarife mit Selbstbeteiligung wählen
„Wählen Sie bei Abschluss einer Privathaftpflichtversicherung einen Selbstbehalt“, rät der BdV. Diese Selbstbeteiligung sollte aber so bemessen sein, dass man durch sie wirtschaftlich nicht überfordert werde. Empfehlenswert sei ein Bereich bis 500 Euro. Laut Gothaer Versicherung reduziert schon eine Selbstbeteiligung von 250 Euro die Prämie um etwa 25 Prozent. Auch bei einer Hausratversicherung, die man in der Regel nur selten in Anspruch nimmt, dürfte ein Selbstbehalt durchaus sinnvoll sein.
Versicherung: Überflüssige Verträge kündigen
„Viele Versicherungsprodukte hinterlassen den Eindruck, sie würden ausschließlich zur Gewinnmaximierung des Versicherungsunternehmens entwickelt und nicht zum Nutzen der Verbraucherinnen und Verbraucher“, urteilt der BdV. Auf einige Versicherungen könnten sogar alle verzichten, da sie „grundsätzlich ungeeignet und damit unnötig“ seien. Dazu zählten beispielsweise Handy-, Brillen-, Reisegepäck- oder kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen. Das sieht Verbraucherschützerin Klug genauso.
Nach ihrer Auffassung sind manchmal aber auch bestimmte Zusatzbausteine von Policen unnötig, etwa den Unfalltod-Einschluss bei einer Lebensversicherung. Bei vereinbarter Unfalltod-Zusatzversicherung wird eine erhöhte Todesfallleistung im Falle eines Unfalltodes ausbezahlt. Ein solcher Schutz verteuert aber den Vertrag. Sofern es nur um die eigene Altersvorsorge gehe und kein anderer versorgt werden müsse, sei auch ein vereinbarter Hinterbliebenenschutz auf den Prüfstand zu stellen, rät die Verbraucherzentrale.