Hamburg. Die Warmmiete betrug zuletzt 28 Prozent des Haushaltseinkommens – doch dabei wird es nicht bleiben. Das prognostizieren Experten.
Zwar ist zuletzt immer häufiger von sinkenden Immobilienpreisen in Hamburg die Rede. Doch drei von vier Einwohnerinnen und Einwohnern der Hansestadt wohnen zur Miete – und für sie gibt es schlechte Nachrichten. „Wohnen wird teurer – darauf müssen wir uns einstellen“, sagte Peter Axmann, Leiter Immobilienkunden bei der Hamburg Commercial Bank (HCOB).
Er geht davon aus, dass die Belastung durch die Warmmiete in Hamburg in diesem Jahr von zuletzt 28 Prozent des Haushaltseinkommens auf 34 Prozent steigt. Der Grund dafür seien die höheren Nebenkosten durch die drastische Verteuerung der Energie, die erst in diesem Jahr über die Nebenkostenabrechnungen bei den Verbrauchern ankomme.
Mieten in Hamburg werden laut Experten zulegen
Auch künftig sei von dieser Seite kaum mit einer deutlichen Entlastung zu rechnen. „Der Staat kann die notwendigen Mehrkosten nicht dauerhaft übernehmen“, zumal es auch Klimaschutz und Energiewende „nicht zum Nulltarif“ gebe. Im kommenden Jahr allerdings werde die Wohnkostenquote voraussichtlich wieder leicht auf 32 Prozent abnehmen, weil durch höhere Tarifabschlüsse das Einkommen wohl stärker steigen werde als die Warmmiete.
Anders als die Kaufpreise dürften die Mieten in Hamburg aber nach Einschätzung von Experten nicht sinken, sondern weiter zulegen. Am Wohnungsmarkt sei keine Entspannung erkennbar, schon weil der Neubau infolge der im vorigen Jahr um 16 Prozent gestiegenen Baukosten und der Vervierfachung der Immobilienkreditzinsen einbreche, so Axmann. „Ein Drittel der eigentlich für 2023 geplanten Bauvorhaben wird man nicht beginnen.“
Kaltmieten werden in Hamburg bis zu 3 Prozent zunehmen
In den nächsten Jahren werden die Kaltmieten in der Hansestadt um 2,5 bis 3,0 Prozent jährlich zunehmen, erwartet Sascha Hanekopf, Regionalleiter Hamburg des Immobilienberaters Colliers. Auch in Zukunft werde sich das „Wohnungsdefizit“ in der Stadt wohl wegen der anhaltenden Schwierigkeiten bei Lieferketten und Baukosten nicht deutlich verringern.
Dabei werde die Nachfrage auch durch die günstige demografische Entwicklung getrieben: „Hamburg und Berlin sind die Bundesländer mit der ,jüngsten‘ Bevölkerung, wobei sich Hamburg künftig noch weiter von Berlin absetzen dürfte“, so Hanekopf. Die Zahl der Haushalte in der Hansestadt wird laut einer Prognose von Colliers bis zum Jahr 2032 um 4,3 Prozent zunehmen.
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Bezahlbare Stadtteile wie Billstedt gewinnen an Attraktivität
Bezahlbarer Wohnraum bei gleichzeitig guter Anbindung an die Innenstadt werde vor diesem Hintergrund zu einer „stetigen Attraktivitätssteigerung“ von Stadtteillagen wie Billstedt führen, sagte Hanekopf.
Unterdessen weisen auch die Experten des Online-Immobilienmarktplatzes Immowelt auf die drohende Verschärfung der Wohnungsknappheit hin. „Studien gehen davon aus, dass Deutschland jedes Jahr um die 700.000 neue Wohnungen benötigt, um die Nachfrage zu bedienen und den Druck vom Wohnungsmarkt nehmen zu können“, so Thomas Schäfer, Senior Economic Analyst bei Immowelt. „Allerdings wird derzeit nicht einmal das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel von 400.000 neuen Wohnungen erreicht, da derzeit nur rund 200.000 Wohnungen pro Jahr entstehen.“
In Hamburg haben sich die Mieten von Bestandswohnungen (80 Quadratmeter, drei Zimmer) im vierten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal nach Angaben des Portals um drei Prozent auf 11,50 Euro je Quadratmeter erhöht. In München bezahle man dafür 16,88 Euro.