Hamburg. Neue Studie der Universität Oxford bewertet Risiken durch Überschwemmungen, Stürme oder Beben. Hamburger Behörden reagieren.

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit veröffentlichte die Universität Oxford Ende vergangener Woche eine Studie über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Häfen weltweit. Unter Fachleuten verbreitet sie Alarmstimmung. Demnach sind 86 Prozent aller Häfen verschiedenen klimatischen und geophysikalischen Gefahren ausgesetzt. Besonders groß sind die Risiken für große Häfen in Asien, im Golf von Mexiko und in Westeuropa.

Dabei geht es nicht nur um einen Anstieg des Meeresspiegels. So erwartet die Studie, dass extreme Bedingungen auf See wie zum Beispiel Stürme zu Betriebsstörungen in etwa 40 Prozent der Häfen weltweit führen werden. Darüber hinaus sind jene anderen Gefahren ausgesetzt, darunter Flussüberschwemmungen und Erdbeben, so dass Hafenbetreiber mehrere Bedrohungen berücksichtigen müssen.

Klimakrise trifft Häfen – so reagiert Hamburg

Beispielsweise müssen die Fundamente von Kaimauern bei Erdbeben, die Gestaltung von Wellenbrechern bei extremen Wellen sowie das Entwässerungssystem bei Fluss- und Regenfluten sorgfältig geprüft werden. „Geschieht dies nicht, könnten wir große Störungen des globalen Handels und der Lieferketten erleben“, sagt Forschungsleiter Jasper Verschuur.

Es ist ein wahrhaftes Mammutprojekt mit dem die Briten aufwarten. 1340 Häfen wurden auf ihre Klimarisiken hin untersucht. Dazu kombinierten die Wissenschaftler eine Geodatenbank mit Informationen zu Hafeninfrastrukturanlagen mit den detailliertesten verfügbaren Informationen zu Naturgefahren, einschließlich Erdbeben, Wirbelstürmen und Überschwemmungen, sowie lokalisierten Informationen zu „Meeresextremen“ wie Windgeschwindigkeiten und Wellen.

Klimakrise trifft die Häfen – Überflutungen befürchtet

Dabei zeigt die Untersuchung nicht nur die möglichen Gefahren auf, sondern benennt auch die finanziellen Risiken, die sich aus ihnen ergeben. Sie beziffert zum einen direkte Schäden, die sich beispielsweise durch Stürme und Überflutungen bei Hafenlagen, Straßen, Brücken, und Schieneninfrastruktur ergeben.

Diese Risiken setzen die Wissenschaftler auf 7,6 Milliarden US-Dollar (rund 7 Milliarden Euro) jährlich. Noch viel höher schätzen sie aber die Kosten, welche die durch diese Naturgefahren hervorgerufenen Hafenausfälle und Störungen der Lieferketten jedes Jahr für den globalen Handel mit sich bringen: Diese werden mit 67 Milliarden US-Dollar (62 Milliarden Euro) beziffert, was massive Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben dürfte.

Überflutungsgefahr steigt auch im Hamburger Hafen

Der Hamburger Hafen ist nicht so vielen Gefahren durch den Klimawandel ausgesetzt wie viele Standorte in Asien und den USA. Doch schon in unmittelbarer Nachbarschaft sieht es anders aus. Die Bremischen Häfen stehen nämlich an 38. Stelle bei den Top 50 der Häfen weltweit, denen ein mittleres erwartetes Risiko zugesprochen wird. Natürlich rechnet man hier wie auch in Hamburg nicht so sehr mit Schäden durch Erdbeben oder durch Wirbelstürme.

Aber die Überflutungsgefahr schlägt in den Berechnungen zu Buche. Die Hafenverwaltung der Hamburg Port Authority (HPA) bereitet sich intensiv vor: „Es wird geprüft, ob Großschiffe auch bei starken Winden weiterhin sicher in den Hafen einlaufen und dort liegen können.

Klimakrise trifft Hamburger Hafen – HPA reagiert

Die HPA setzt ein neues Vertäuprogramm im Zusammenspiel mit dem Programm „Windlass“ um. Die europaweit führende Software unterstützt die Nachrüstung sowie die Ausstattung und zukünftige Errichtung von Kaimauern und deren Pollern und Fendersystemen“, sagte ein HPA-Sprecherin. Schienen und Straßen wiederum drohe durch Starkregen die Gefahr von Überflutungen. „Den Aufbau von Redundanzen ins Hinterland und aus dem Hinterland betrachtet die HPA daher als entscheidend, um auf Wetterextreme vorbereitet zu sein. Denn Ausweichstrecken für die Bahn gewährleisten auch dann die Erreichbarkeit des Hafens, wenn Teilstrecken nicht befahrbar sind.“

Ein erhöhtes Auftreten von Extremereignissen, wie Hochwasser an der oberen und mittleren Elbe könne darüber hinaus die mit Schadstoffen belasteten Sedimente aus diesen Bereichen verstärkt in den Hafen transportieren und die Verbringung des Schlick an andere Ablagestellen weiter einschränken, etwa wenn Grenzwerte überschritten werden.